Wattenscheid. . Daniel Jasinski hat den Frust nach dem EM-Aus bewältigt. Der Diskuswerfer des TV Wattenscheid ist wieder optimistisch. Trotz einer Verletzung.

Es sollte auch seine EM werden, das Heimspiel in Berlin. Es endete in der Qualifikation, im Frust, im Zweifel. Woran lag es?

Zweieinhalb Monate später sitzt Daniel Jasinski bequem auf einem Sofa. Der Frust ist aus seinem Gesicht verschwunden, die Zuversicht zurückgekehrt. Der 29-Jährige des TV Wattenscheid 01 wirkt entspannt, erleichtert. Ein paar Wochen ist es erst her, dass er die Diagnose bekam, die er nun hauptverantwortlich macht für das „Versagen“ in Berlin, wie er seinen EM-Auftritt selbst nennt.

Ein MRT, aufgenommen von einem Arzt im Umfeld des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn, wo sein Bruder Julian spielt, gab Aufschluss. Jasinski litt – und leidet – unter einer Schambein-Entzündung. „Ich war glücklich, dass ich endlich wusste, woran es gelegen hat“, sagt Jasinski. „Jetzt kann ich die EM abhaken, die Verletzung auskurieren. Ich bin zuversichtlich.“

Gesundheitliche Probleme auch 2017

2017, im Jahr nach seinem sensationellen dritten Platz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, warfen ihn von Beginn an gesundheitliche Probleme zurück, auch im Vorjahr lief es nicht rund. Immer wieder plagten ihn seit Mai Schmerzen im Hüft-, Adduktoren-, Leisten-, Bauchmuskelbereich. Mehrere MRT in verschiedenen Bereichen gaben keinen Aufschluss, bei Belastung kehrten die Schmerzen stets zurück. Die Entzündung am Schambein, so seine heutige Erkenntnis, habe sich im Laufe der Saison verschlimmert.

Dennoch schaffte Jasinski starke Weiten, wurde mit 64,82 Metern Zweiter bei der DM, meisterte die schwierige Qualifikation für die EM. Doch auch in der EM-Vorbereitung konnte er kaum Würfe trainieren. Härtetest Berlin: Jasinski wollte im ersten EM-Wurf „alles raushauen, bevor die Schmerzen stärker werden nach der ersten Belastung“; es ging technisch schief. Am Ende standen 60,10 Meter. Das Aus. Die Zweifel. Doch ein Kopfproblem?

Beim Trainingsstart kehrten die Schmerzen zurück

Nein, sagt er heute selbstsicher. Nach der EM hat er sich wochenlang erholt, beim Trainingsstart allerdings kehrten die Schmerzen zurück. Und der Frust. „Da hatte ich schon keine Lust mehr“, räumt der 2,07-Meter-Mann ein. Doch dann gab es die Diagnose nach einem MRT im Beckenbereich. „Das nächste Mal mache ich gleich ein Ganzkörper-MRT“, sagt der Muster-Profi. Er lacht. Es geht weiter.

Drei Wochen lang beschränkt er sich jetzt noch auf ein Trainingsprogramm im Oberkörperbereich. Eine gute Ernährung - etwa mit Verzicht auf Industriezucker - soll den Heilungsprozess beschleunigen. Dann soll ein weiteres MRT Entwarnung geben. So die Hoffnung.

Weil die WM in Katar erst Ende September 2019 losgeht, verschiebt sich der Saisonstart in den Juni. Gut für Jasinski, der seinen neuen Mut so formuliert: „Ich will nach zwei bescheidenen Jahren zeigen, dass der Jasinski wieder da ist.“