Dortmund. . Beim WAZ-Städteabend Bochum im Deutschen Fußballmuseum erfahren unsere Leser auch, was eine Ata-Cola ist. Beim Talk mit VfL-Legenden.
Das war eine exklusive Schicht, die Laune machte: Für 100 WAZ-Leser, die beim Gewinnspiel dieser Zeitung das Quäntchen Glück hatten, öffnete das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund am Montagabend seine Pforten. Im Mittelpunkt standen eine fachkundige Führung durch die Ausstellung „Schichtwechsel“ und der WAZ-Talk mit drei Bochumer Legenden, mit den bestens aufgelegten Ex-Profis Michael „Ata“ Lameck, Thomas „Gustl“ Ernst und Peter Közle.
Tenor nach gut zweieinhalb Stunden: Dieser Abend war so informativ wie unterhaltsam. Und: Die VfL-Spieler aus Bundesliga- und Europacupzeiten sind echte Originale.
Los ging es an diesem Montag, an dem das Museum normalerweise ja geschlossen hat, mit einem Drink an der Campo Bahia-Bar, dem Original-Tresen aus dem Quartier der deutschen Mannschaft bei der WM 2014 in Brasilien. Museumsleiter Manuel Neukirchner begrüßte die Gäste, ehe Gewinner und Prominente in die Welt des (Revier-)Fußballs eintauchten. Bei der „Grubenführung“ schaffte es Henry Wahlig, einer der Ausstellungsführer und im Ehrenamt Vereinshistoriker des VfL Bochum, spielend leicht, auch bei Schalker und Dortmunder Exponaten einen Bochumer Bezug herzustellen.
Meisterschale stammt aus Bochum
So stammt die Meisterschale von einer Goldschmiedin aus Bochum, und als Dortmund die Champions League gewann und Schalke den Uefa-Cup – war Bochum die Nummer eins im Pott. Gerade aufgestiegen, zog der VfL 1997 als Tabellenfünfter in den Uefa-Cup ein. „Das“, sagte der damalige VfL-Torwart Thomas Ernst, „haben wir damals genossen ohne Ende.“
Auch Bochumer Exponate gibt es zu sehen. So die Kutten des ersten Fanklubs im deutschen Profifußball, den heutigen „Bochumer Jungen“, gegründet 1971. Wahlig: „Da war Bochum allen anderen Vereinen mal voraus.“ Logisch, dass WAZ-Leser Viktor Hülsdau sofort im Gespräch war: Er war einer der Mitgründer des Fanclubs.
Doppelpass mit Lameck, Közle, Ernst
Nach ersten Handy-Fotos mit Lameck und Co. und einem nostalgischen Kurzfilm zur Einstimmung auf den Fußball und seine Legenden im Revier begrüßte Ralf Ritter die Gäste zur Talkrunde in der Museums-Arena. Michael Eckardt moderierte die launige Runde – und spielte gerne Doppelpass mit den schlagfertigen VfL-Legenden, die ihre Zuhörer immer wieder zum Lachen brachten.
Während der ja selten bierernste Peter Közle, von 1995 bis 1998 Angreifer des VfL, gerne mit einem kühlen Blonden die Siege feierte („Viele Spieler wohnten woanders, ich bin halt in Bochum rausgegangen!“), stieß Michael Lameck mit Cola an; mit einem als „Ata-Cola“ in die noch unveröffentlichte Vereinsgeschichte eingegangenen Mix für über 18-Jährige, verriet Lameck.
Grandiose Siege des Rekordspielers
„Ata“, mit 518 Bundesliga-Spielen von 1972 bis 1988 der wohl ewige Rekordmann des VfL, erinnerte an seine besten Spiele mit den „Unabsteigbaren“, an das 3:0 gegen Mönchengladbach mit Jupp Heynckes und Co. zur Einweihung der Flutlichtanlage im Ruhrstadion, Oktober 1972. Oder an das 6:0 beim FC Schalke. „9. Mai 1981“, ruft ein Gast – Spiele, die man nie vergisst.
Thomas „Gustl“ Ernst plauderte – heute mit einem großen Lächeln – über Vorfälle, die ihm einst zu schaffen machten. Über seinen Dopingfall, als der Ex-Torwart und spätere Vorstand des VfL nach Kreislaufproblemen beim Spiel in Kaiserslautern vom Mannschaftsarzt Tropfen bekam, 1998. Ernst: „Auf die Titelseite der Bild haben es nicht so viele Bochumer geschafft.... Ich schon!“ Ergebnis der späteren Verhandlung: Geldstrafe für den Verein – Freispruch für Ernst.
„Gustl ist ein Bochumer“
Unvergessen hallen auch die Rufe der Ostkurve nach. Nach sechs Jahren beim VfL spielte Ernst nun im zweiten Jahr für den VfB Stuttgart. Bochum kriselte, als dem VfB-Torwart ein Lapsus unterlief, den Hashemian nutzte. Der VfL drehte die Partie, gewann mit 3:1. „Felix Magath hat uns immer direkt nach dem Spiel zum Auslaufen geschickt“, erzählte Ernst. Und als er in der Hälfte vor der Ostkurve ankam, sangen alle: „Gustl ist ein Bochumer....“
Alte Zeiten. Herrliche Anekdoten. Wobei ein Schwenk zur Gegenwart am Ende nicht fehlen durfte. Zum Videobeweis etwa: „Der macht nur Sinn, wenn die Leute in Köln auch Ahnung haben. So aber nicht“, sagte Peter Közle. Und zum VfL 2018/19: Was ist drin? Wenn es gut läuft, meint Lameck, „können wir oben mitspielen.“