Alexander Kosenkow, der schon oft mit einem einst unverwüstlichen, ja legendären Automobil verglichen wurde, läuft und läuft und läuft.

Der Altmeister der Höchstgeschwindigkeit ist einfach nicht von der Bahn zu bekommen. Alexander Kosenkow, der schon oft mit einem einst unverwüstlichen, ja legendären Automobil verglichen wurde, läuft und läuft und läuft, so scheint es, dem Alter einfach davon – auch noch mit 41.

Was früher der italienische Sprint-Star und ehemalige Weltsportler Pietro Mennea, der sich erst mit 36 aus den Stadien verabschiedete, für die Szene der schnellsten Europäer war, ist in Deutschland Alexander Kosenkow. 1995 begann seine internationale Karriere mit Staffel-Bronze bei der Junioren-EM, seitdem war der Dauerbrenner des TV Wattenscheid aus dem DLV-Quartett nicht mehr wegzudenken. EM-Silber 2012 und 2014 waren die Höhepunkte des ewigen deutschen Kurvenläufers, der kürzlich als erster Ü40-Läufer über 60 Meter unter 7 Sekunden geblieben ist. Titel wird Alexander Kosenkow allerdings nicht mehr gewinnen, es sei denn an der Seite einer schnellen Frau. Der 41-Jährige läuft nämlich in anderer Mission weiter – als Guide von Para-Sprinterin Katrin Müller-Rottgardt.

Hofft auf Erfolge mit dem neuen Duo: Trainerin Simone Lüth.
Hofft auf Erfolge mit dem neuen Duo: Trainerin Simone Lüth. © Gero Helm

Die neue „Lauf-Rolle“ als Begleiter der Wattenscheider Athletin hat sich im Gespräch mit TV-Manager Michael Huke ergeben. „Er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen. Ich brauchte nicht lange zu überlegen und habe zugestimmt. Es ist eine reizvolle Aufgabe“, sagt Kosenkow. Seit dem vergangenen Herbst hat das neue Pärchen bereits Trainingslager absolviert. „Alex konnte sich schnell einstellen, die ersten Schritte waren gut. Das reicht aber noch nicht, wir müssen noch viel arbeiten.“ Derzeit gibt es noch Stellschrauben, an denen gedreht werden muss. Generell muss das Pärchen seine Wettkämpfe aufeinander abstimmen. Sechs bis acht sollen es werden, bis die Europameisterschaft in Berlin ansteht, bei der Müller-Rottgardt Titelverteidigerin ist. 2016 lief sie bei der EM noch mit Sebastian Fricke, der aber nach den Paralympics in Rio ausstieg. 2017 war Nachwuchssprinter Noel-Philippe Fiener der Partner, wurde mit ihr Vize-Weltmeister, hat nun aber seine eigenen Ziele in den Vordergrund gestellt. Also brauchte die erfolgreiche Sprinterin einen neuen Guide.

Training und Wettkampf abstimmen

Die Trainingseinheiten mit Kosenkow, der im niedersächsischen Steinfeld wohnt, müssen abgestimmt werden. Er wird sich aber nun häufiger in Wattenscheid aufhalten. „Der Start ist am schwierigsten, weil jeder eine andere Reaktionszeit hat“, beschreibt Müller-Rottgardt das größte Problem. Danach muss sich der Guide auf den Laufstil der Para-Sprinterin einstellen und darf nicht in maximalem Tempo laufen, damit seine Technik nicht unsauber wird. Außerdem darf Kosenkow nicht vor Müller-Rottgardt die Ziellinie überqueren. „Das fiel mir zu Beginn schwer“, gibt er zu. Bei der NRW-Meisterschaft im Februar lief es für die neue Kombination noch unrund, weiß Lüth. „Katrin lebt von ihrem langen Schritt. Alex nimmt seinen Arm schneller nach unten, wodurch er ihren Schritt verkürzt“, sagt sie. Daran arbeiten sie. Kosenkow sagt selbst, dass er sich „richtig anstrengen muss“, es sei ein „konzentrierter Lauf“.

Doch er ist ehrgeizig wie eh’ und je, will auch mit Müller-Rottgardt Titel gewinnen. „Ganz aufhören kann ich sowieso nicht“, sagt er.