Beim Fußball-Bezirksligisten TuS Harpen feiert man die neue Platzanlage - inklusive Kunstrasen. Am Samstag beginnt die neue Zeitrechnung für den Klub.
„Man kann schon sagen: Der Verein ist zusammen gewachsen.“ Dietmar Hampel, beim TuS Harpen derzeit mal wieder Trainer der ersten Mannschaft und Mitglied der Kunstrasengruppe, die sich, weil sie inzwischen ihr Ziel erreicht hat, in Auflösung befindet, benennt das vielleicht schönste Ergebnis der jahrelangen Bemühungen um eine zeitgemäße Sportanlage.
Am Samstag ist es soweit, dann wird die nagelneue Kunstrasenanlage am Bockholt eingeweiht, offiziell um 15 Uhr mit dem Spiel einer Harpener Auswahl gegen die Traditionsmannschaft des VfL Bochum, inoffiziell jedoch sind es die Mini-Kicker, die den neuen Belag erstmals unter ihre Füße bekommen. Das kann auch als Zeichen verstanden werden, wie wichtig dem Klub der Nachwuchs ist.
Die Stadt, die ursprünglich für die Sanierung des Ascheplatzes lediglich 300000 Euro aufwenden wollte, kommt nun für den Hauptplatz auf und für die Laufbahn, die der Schulsport benötigt, und erledigt auch die übrigen Dinge, die eine funktionierende Anlage ausmachen. Unter 700000 Euro wird man da wohl nicht ins Ziel kommen. Der Verein, der einst Zertifikate (10 Euro je Quadratmeter) verkauft hat und für den sogar Frank Goosen eine Benefizveranstaltung organisierte, steuert 110000 Euro bei, mit denen ein Kleinspielfeld geschaffen wurde. Dafür musste man einen Kredit bei der NRW-Bank aufnehmen.
Das zusätzliche Kleinspielfeld ist nötig, weil der TuS, dem 500 Mitglieder angehören, aktuell etwa 18 Mannschaften an den Start bringt. Macht man sich das einmal klar, dann weiß man auch, wie schwierig die Planung der letzten Jahre war. Die Harpener Mannschaften wurden nach der Sperrung des maroden und der Gesundheit der Spieler nicht mehr zuträglichen Platzes vorwiegend auf vier Anlagen verteilt. Seit 2014, als sich ein Spieler einen dreifachen Schienbeinbruch zugezogen hatte, spielten und trainierten die TuS-Teams beim VfL Bochum, in Bergen, in Grümerbaum und vor allem bei der SpVgg Gerthe. Heute bedankt sich Hampel bei der Stadt und den genannten Klubs für ihr Entgegenkommen, weil er weiß: „Wir haben diese Vereine schon belastet.“
Die vielen Mannschaften zu verteilen, belastete jedoch nicht nur die Gastgeber-Vereine, sondern in besonderem Maße natürlich auch den TuS. „Das ging an die Leistungsgrenze“, sagt Hampel in der Rückschau und weiß dann von einer erstaunlichen Entwicklung zu berichten. Denn seitdem die Stadt sich für den Komplettumbau der Anlage entschieden hatte, obwohl der laut Prioritätenliste ursprünglich gar nicht vorgesehen war, fieberte der ganze Stadtteil mit. „Es kamen so viele Leute, dass wir während der Bauzeit Kaffee verkauft haben“, sagt Hampel, der sich auch daran erinnert: „Einige sind mit Tränen in den Augen vom Platz gegangen.“
Die Anteilnahme der Bevölkerung ging jedoch darüber hinaus. Denn die jahrelange Pendelei zu den Ersatzstandorten kostete den Klub nämlich keine Mitglieder, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Der TuS Harpen wird vermutlich alsbald Mannschaften nachmelden müssen, und zwar „nicht nur wegen des Kunstrasens“, sagt Dietmar Hampel. Der Andrang ist ungebrochen.
Bezirksliga-Alltag am Sonntag
Vor zwei Jahren hatte Hampel noch mit diesen Worten die Not des Klubs geschildert: „Ein Verein ohne Heimat ist ein Verein ohne Zukunft“, hatte dazu aufgerufen zu kämpfen, weil ein Punkt erreicht sei, wo man sagt: „Jetzt geht es nicht mehr.“ Nun freut er sich über rosige Perspektiven. Am Samstag wird im Beisein von OB Thomas Eiskirch feierlich eröffnet, einen Tag später ist Bezirksliga-Alltag angesagt. Denn auch sportlich hat der TuS die schwierigen Jahre gut überstanden. Und wenn Dietmar Hampel zurückschaut, dann bemüht er einen Ausdruck, der nur noch für die Vergangenheit Gültigkeit besitzt: „Wir waren ein Mauerblümchen.“