Die olympische Bronzemedaille für den Diskuswerfer Daniel Jasinski warf ein Schlaglicht auf eine äußerst sportliche Familie.

  • Seit Daniel Jasinski bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille gewonnen hat, zählt er zur deutschen Sportprominenz
  • Die drei Jasinski-Brüder haben sich auf verschiedenen Sport-Feldern ausprobiert, Julian spielt Basketball auf Bundesliganiveau
  • Vater Miroslaw war schon als Wurf-Trainer beim TV Wattenscheid erfolgreich, bevor Sohn Daniel seine Karriere startete

Nein, er kennt sie natürlich nicht, die ehemaligen Kommilitonen seines Bruders Philipp, die an diesem denkwürdigen Tag im August im nordenglischen Leeds die Arme hochreckten und vor Begeisterung schrien, so wie viele Menschen in Deutschland und besonders viele in Höntrop - in der direkten Nachbarschaft der Familie Jasinski. Daniel Jasinski hatte an diesem Samstag im fernen Rio de Janeiro mit dem letzten Wurf seinen Diskus auf Bronzekurs gesteuert.

Eine super Geschichte für seinen Klub TV Wattenscheid und eine Riesenüberraschung für die Experten im von Erfolgen verwöhnten Diskuswerfer-Land Deutschland, der eine Welle von Sympathie und Respekt folgte. Verständlich. Wer die Jasinskis besucht, spürt sofort den familiären Zusammenhalt einer geerdeten Gemeinschaft, die perfekt ins Ruhrgebiet passt.

Aber wo und bei wem soll man anfangen, wenn man diese Familie porträtiert? Sicher, Daniel steht mit der Olympia-Medaille im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Nach Rio „haben die Menschen schon einmal an der Tür geklingelt und nach Autogrammen gefragt“, sagt er. Er ist seitdem eine Berühmtheit. Aber sein Vater und Trainer Miroslaw hat ja mitgewonnen, hat früher schon Athleten wie Oliver-Sven Buder und Michael Möllenbeck geformt und zu WM-Medaillen getrieben. Wobei die Vokabel getrieben nicht ganz passt. Denn der Senior unter den Jasinski-Riesen sieht sich nicht unbedingt als Antreiber, sondern lebt und arbeitet nach diesem Prinzip: „Am Ende muss der Athlet entscheiden.“

Vater Miroslaw ist kein Antreiber

Und mit dem erfolgreichen Vater-Sohn-Duo ist ja noch nicht die ganze Familiengeschichte erzählt. Alle drei Söhne - Daniel, Philipp und Julian - haben sich auf verschiedenen Feldern des Sports ausprobiert. Natürlich war die Leichtathletik dabei, aber auch Basketball, Tennis und Schwimmen. Man hat den Eindruck, das Jasinski-Trio habe nichts ausgelassen, nichts auslassen wollen. Philipp, der gerade mit seinem frisch erworbenen Diplom in Wirtschaftspsychologie aus England zurückgekehrt ist, hat eine Zeitlang Tennis gespielt, Julian, im Familienkreis „Juli“ gerufen, war bis vor kurzem Spieler der Basketball-Bundesliga. Der Jüngste im Jasinski-Bunde, einst auch Teil der VfL AstroStars Bochum, muss sich in diesen Tagen allerdings neu orientieren. Denn Phoenix Hagen ist insolvent, die Verträge sind hinfällig. Man befindet sich in Gesprächen.

Julian (links) und Daniel Jasinski mit den von ihnen bevorzugten Sportgeräten - dem Basketball und dem Diskus.
Julian (links) und Daniel Jasinski mit den von ihnen bevorzugten Sportgeräten - dem Basketball und dem Diskus. © Michael Kleinrensing

Vergessen darf man auch nicht Mutter Julita. Klein und zierlich wirkt sie zwischen Mann und Söhnen und hat doch vielleicht den längsten Atem von allen. Noch mit 50 hat sie in Duisburg den Ruhr-Marathon bewältigt, „als berufstätige Frau mit drei Kindern, darauf bin ich stolz“. Sie sagt es mit einem Lächeln. Vielleicht ist das ja symptomatisch für die Jasinskis: Der Wille zur Leistung, gepaart mit einer sympathischen Leichtigkeit, einer Unverkrampftheit, die im entscheidenden Moment so wichtig sein kann. Zum Beispiel dann wenn man nur noch einen Versuch hat, um eine Medaille zu gewinnen.

Sie alle werden sicher in den nächsten Tagen das Jahr noch einmal Revue passieren lassen, natürlich auch sehr gerne diesen einen speziellen Tag im August, der vielleicht nur möglich war, weil Vater Miroslaw vom Verband grünes Licht bekommen hatte und als Heimtrainer mitfahren durfte nach Brasilien. Die Trainingseinheiten vor Ort und direkt vor dem Wettkampf, sagt Daniel, „sind mit die wichtigsten, dann ist es gut, wenn du eine Bezugsperson hast und ein vertrautes Gesicht vor Dir“.

Ähnlich verhält es sich mit dem Klub. Daniel Jasinski hätte sicher seinen Prominentenstatus im Sommer zu Geld machen können, aber „über einen Wechsel habe ich nicht wirklich nachgedacht“. Der wäre ja auch mit dem Wechsel des Trainers verbunden, und das, sagt er, „stand nicht zur Debatte“.

Man macht also weiter - gemeinsam. Und zwar schon bald. „Wir gönnen uns eine Riesenpause von eineinhalb Tagen“, sagt Miroslaw lächelnd. Am Montag sind die Jasinskis schon wieder in der Halle.