International sieht sich der TV Wattenscheid 01 aber nach wie vor gut aufgestellt.

Seine vorab geäußerten Erwartungen haben die Leichtathleten des TV Wattenscheid 01 zwar erfüllt bei der Deutschen Meisterschaften mit sechs Medaillen, und doch kehrte Manager Michael Huke nicht ganz zufrieden zurück aus Kassel. „Unterm Strich hätten es zwei, drei Medaillen mehr sein dürfen. Aber einige haben leider nicht das abgerufen, was sie abrufen können.“

Zu nennen ist da etwa Pamela Dutkiewicz, die Nummer drei Deutschlands, die im Vorlauf stürzte. „Das ist schwer erklärbar“, so Huke. Auch Denise Krebs habe über 1500 Meter eine „Elfmetervorlage für die Norm“ nicht genutzt. Denn ganz vorne machte die Deutsche Meisterin Konstanze Klosterhalfen Tempo, an sie hätte sich Krebs dranhängen können. Letztlich wurde sie nur Fünfte, verpasste die anvisierte EM- und erst recht die Olympia-Norm deutlich. Sie wird damit die großen Titelkämpfe verpassen. Eine Enttäuschung, war sie doch mit der besten Form ihrer Karriere angereist.

Fünf Wattenscheider bei der EM

Hinzu kamen verletzungsbedingte Ausfälle: von Sprinter Christian Blum, von 400m-Ass Esther Cremer, von Alexander Kosenkow nach seinem 100m-Einsatz. Der 39-Jährige wird wegen der Adduktoren-Probleme für die EM kein Thema sein, will aber in zehn Tagen wieder rennen. Ein Staffeleinsatz bei Olympia bleibt im Bereich des Möglichen und Machbaren.

Es gab auch Erfreuliches bei der DM. Neben den sechs Medaillen - neben Julian Reus (100m), Robin Erewa (200m) und Daniel Jasinski (Dikus) drei mit Staffeln - zählte der TV Wattenscheid zwölf weitere Finalisten, darunter die U23-Athleten Marius Probst (1500m), Maurice Huke (100m), Monika Zapalska, Eva Strogies (Hürdensprint).

Im Nachwuchsbereich sieht sich der Klub gut aufgestellt, insbesondere mit Blick auf die U18-EM und U20-WM. Mit zusammen neun nominierten Athleten rechnet der Klub für diese Topevents. Die erst 16-jährige Sprinterin Keshia Kwadwo, die auch bei der DM in der Staffel glänzte, wird im Juli bei beiden Titelkämpfen starten: Bei der U18-EM in Georgien im Einzel, bei der U20-WM in Polen in der Staffel.

International, sagt Huke, liege man in diesem Jahr im Soll - auch bei den „Großen“. Am heutigen Mittwoch wird das Aufgebot des DLV für die EM in Amsterdam (6. - 10. Juli) bekannt gegeben. Vom TV Wattenscheid 01 werden definitiv Julian Reus und Robin Erewa sowie Shooting-Star Hendrik Pfeiffer (Halbmarathon) dabei sein und höchstwahrscheinlich auch die Norm-Erfüller Daniel Jasinski und Pamela Dutkiewicz. In Rio könnte noch Alex Kosenkow dazu stoßen.

Dass nicht acht bis zehn Wattenscheider starten werden, wie langfristig vor vier Jahren anvisiert, hat mehrere Gründe. So waren im Vier-Jahres-Plan, in denen ein Leichtathletik-Club wie der TV 01 plant, etwa Denise Hinrichs und Malte Mohr Top-Kandidaten. Doch die Kugelstoßerin war zu oft schwer verletzt. Und der Stabhochspringer ist seit zwei Jahren aus der Spur, schaffte auch bei der DM nicht einmal die Anfangshöhe von 5,15 Meter. Mit Esther Cremer fällt eine weitere Stammkraft wohl aus.

Mittelfristig, weiß Manager Huke, wird es für den TV 01 immer schwieriger, die Lücken im Spitzenbereich zu schließen - wenn es nicht gelingt, den Verlust aufzufangen, den die Kürzungen vom Hauptsponsor mit sich bringen. Die Stadtwerke Bochum schießen schrittweise in den nächsten vier Jahren insgesamt 200 000 Euro weniger zu, am Ende noch 400 000 Euro/Jahr. Und: Ein Ausrüster wie Nike wird sicher nur dann bei der Stange bleiben, wenn Topleute mit Topleistungen glänzen. Ein Julian Reus allein reicht letztlich nicht.