Er ist einer der Topstars der deutschen Leichtathletik: Julian Reus vom TV Wattenscheid. Bei der DM in Kassel peilt der Sprinter wieder Gold an.

Es kam nicht oft vor in den vergangenen Jahren, dass sich auch Fernsehsender für die Pressekonferenz des TV Wattenscheid 01 auf der Empore des Sponsors Stadtwerke Bochum interessieren. Der Typ der TV-Begierde im Olympiajahr: Julian Reus. Der deutsche Rekordsprinter des Leichtathletik-Klubs, der mit 25 Aktiven am Samstag und Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel um die Medaillen kämpft. Und um die Normen und die Tickets für die Europameisterschaften in Amsterdam sowie die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro.

Bei beiden Events wird Reus dabei sein, und er will mehr als das. Er will überzeugen auf großer Bühne. Sein Fahrplan der Saison habe vorgesehen, „bei der EM die Olympia-Norm zu laufen“, sagt Reus. Dort, auf internationalem Parkett, müsse man sich beweisen, „sonst hat man es nicht verdient, bei den Olympischen Spielen zu starten. Da muss man auch seine Topleistung abrufen können.“ 10,16 Sekunden oder schneller will er bei der EM sein (6. -10. Juli). Insofern hat es ihn selbst ein wenig überrascht, dass er die Rio-Norm ja längst eingetütet hat mit seinen 10,07 Sekunden in Regensburg, bei optimalen Bedingungen. „Dass ich die Norm schon habe“, sagt er, „ist natürlich gut.“ Jetzt denke er ohnehin nur „von Wettkampf zu Wettkampf“, und der nächste ist ja auch ein Highlight: die DM in Kassel. Der Titelverteidiger will am Samstag wieder Gold verliehen bekommen. Da abends - und nicht tags darauf - auch noch die 4x100m-Staffel angesetzt ist, plant Reus nach vier Einsätzen am ersten DM-Tag keinen Start mehr über 200m am Sonntag: „Vier Einsätze, das ist recht fordernd.“ Das sieht Alexander Kosenkow genauso. Doch weil er über 200m stärker ist und sich über 100m für die Staffel bei EM und Olympia empfehlen will, peilt der 39-Jährige das komplette Programm an. „Wenn die Kraft noch da ist, werde ich über 200m die EM-Norm angreifen“, sagt er. Kleinere Ziele, nämlich Saisonbestzeit, hat sich Robin Erewa gesetzt, der nicht so in Form ist wie erhofft. Bis zum Start seine Fußverletzung auskuriert haben will Christian Blum.

Sieben Medaillen sind das Ziel

Neben den Sprintern hat der TV 01 weitere Medaillenanwärter im Rennen (Berichte folgen). Vereinsmanager Michael Huke erwartet daher „sechs, sieben Medaillen“, Topkandidaten sind neben Reus und den Sprint-Staffeln Denise Krebs (1500m), Pamela Dutkiewicz (100m Hürden) und Daniel Jasinski (Diskus). Esther Cremer ist noch in Behandlung, die 400m-Läuferin hofft noch auf einen Einsatz. Fast noch wichtiger ist Michael Huke aber, dass es viele junge Athleten ins Finale schaffen. Im Nachwuchsbereich liege der Fokus des TV 01. Schon jetzt. Und in Zukunft, so Huke, noch mehr: „Das ist unser Weg.“