Peking. . Aus im Vorlauf trotz guten Beginns des schnellsten deutschen Sprinters. Auch Robin Erewa geht über 200 Meter am Ende etwas der Saft aus.

Zum zweiten Mal stand der Wattenscheider Julian Reus bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking mit dem Superstar der Sprint-Szene, dem Jamaikaner Usain Bolt, in einem Lauf auf der Tartanbahn. Am Sonntag im Halbfinale über 100, dann am Dienstag im Vorlauf über 200 Meter. Und als der nun neunmalige Weltmeister Bolt schon längst seine Runde an den fragenden Journalisten vorbei beendet hatte, stand der schnellste Deutsche immer noch Rede und Antwort. Es lag natürlich nicht daran, dass Bolt in 20,28 Sekunden als Sieger vor ihm ins Ziel gekommen war und Reus als Vierter das Rennen nach 20,51 Sekunden beendet hatte, den Vorsprung in der Mixed Zone verschaffte sich Bolt, indem er nur einmal seine Einschätzung zum Vorlauf formulierte.

„Nach 170 Metern habe ich meine Beine nicht mehr hochbekommen”, sagte Reus erst dem Fernsehen, dann dem Radio und den Zeitungsreportern. „Man muss auch ehrlich zu sich selbst sein und sich eingestehen: Mehr war heute nicht drin. Ich habe alles gegeben.” Um sich direkt für das Halbfinale zu qualifizieren, wäre Platz drei im Vorlauf nötig gewesen. Es kamen zwar auch noch drei weitere Zeitschnellste weiter, doch dafür reichte weder die Zeit von Reus noch die 20,67 Sekunden von Robin Erewa. Der zweite Wattenscheider im 200-Meter-Feld kam ebenfalls in seinem Vorlauf auf den vierten Platz.

Natürlich wurde Reus auch gefragt, wie er das Rennen gegen den großen Bolt erlebt habe, der direkt auf der Bahn vor ihm gelaufen war. Die Antwort von Julian Reus taugt zum Zitat des Tages: „Wie bei den Landesmeisterschaften, wenn mein Trainingspartner neben mir läuft. Man muss so etwas ausblenden.”

Nicht ausblenden konnte er jedoch die Müdigkeit in seinen Beinen. „Durch meine Verletzung im Vorfeld konnte ich nicht so viele Tempoläufe im Training machen, wie es nötig gewesen wäre”, erzählte Reus und gab dann seinem Trainer Recht: „Er hat mir schon vorher gesagt, wenn du keine Tempoläufe absolvierst, musst du auf der Zielgeraden eben sterben.”

Robin Erewa kam wie sein Wattenscheider Vereinskollege sehr gut durch die Kurve. Aber dann lief es nicht mehr richtig rund. „Ich habe den Übergang auf die Gerade nicht hinbekommen”, sagte Erewa. „Schade, ich hätte gern eine Saisonbestzeit hingelegt. Der Einzug ins Halbfinale wäre durchaus drin gewesen, aber dafür hätte ich mir keine Fehler erlauben dürfen.”

Als dritte Sprint-Entscheidung steht am Samstag noch die Staffel an. Mit dem schon 38-jährigen Alexander Kosenkow hofft noch ein dritter Wattenscheider auf einen Einsatz im deutschen Quartett. Der Routinier hat in Peking zwar keinen Start im Einzel gehabt, doch hat er schon bei vielen großen Meisterschaften seine Klasse in der Staffel gezeigt. Reus ist wohl für die Staffel gesetzt. „Noch hat der Bundestrainer die Aufstellung nicht bekannt gegeben”, sagte Erewa. „Ich würde natürlich gern noch einmal laufen, aber ob meine 200-Meter-Zeit dafür ausreicht, weiß ich nicht.”