Bochum. Hordels Patrick Polk und Jörg Versen im XXL-Interview über die Bedeutung eines Oberliga-Aufstiegs, den Gegner und eine „peinliche Nummer“.

Die Saison 2021/22 begann für den Bochumer Fußball-Westfalenligisten DJK TuS Hordel mit einem Fehlstart und einem Trainerwechsel. Nun könnte am Ende sogar der Aufstieg in die Oberliga stehen: Um 18.45 Uhr sind die Hordeler am Donnerstagabend beim 1. FC Gievenbeck zu Gast.

Ein Spiel mit großem sportlichem Reiz, das durch die Unstimmigkeiten rund um die Terminierung der Partie noch einmal an Schärfe gewinnt.Patrick Polk, der die Mannschaft seit dem Trainerwechsel gemeinsam mit Pascal Beilfuß als Spielertrainer-Duo verantwortet, und der Sportliche Leiter Jörg Versen äußern sich im Interview.

Im Jahr 2003 ist die DJK TuS Hordel aus der Oberliga abgestiegen, am Donnerstag besteht nach 19 Jahren die große Möglichkeit auf die Rückkehr in die fünfthöchste deutsche Spielklasse. Welche Bedeutung hätte dieser Oberliga-Aufstieg für den Verein?

Jörg Versen: Wir haben mit unseren Mitteln in den letzten Jahren jede Menge Arbeit investiert. Ein Aufstieg wäre ein toller Erfolg für alle, die auch im Hintergrund mit dazu beigetragen haben. Jeder Hordeler wäre von Stolz erfasst. Dies könnte einen Schub für den ganzen Verein geben. Wenn die 1. Mannschaft in der Oberliga spielt, hat dies auch eine Strahlkraft auf die Jugendmannschaften, zumal wir dann der einzige Bochumer Oberligist wären. Dies macht die Akquise von jungen und guten Spielern sicherlich einfacher.

Am Anfang der Saison hat an der Hordeler Heide mit dem Trainerrücktritt von Frank Benatelli sicherlich niemand damit gerechnet, jetzt um den Oberliga-Aufstieg zu spielen. Was sind die Gründe für diesen durchaus unerwarteten sportlichen Höhenflug?

Jörg Versen: Wir haben immer die Ruhe bewahrt. Wir haben unsere Probleme immer intern geklärt und nicht nach außen hin gejammert wie andere. Sicherlich haben wir auch Glück gehabt mit unserer Übergangslösung auf der Trainerposition, die mittlerweile zur Dauerlösung geworden ist. Mit Patrick Polk und Pascal Beilfuß haben wir zwei sehr ambitionierte, junge Trainer, die auch durch ihren Job als angehende Lehrer zusätzliches Rüstzeug mitbringen und das Ganze mit der nötigen Fußballkompetenz angehen, aber auch modern und zeitgemäß verpacken.

Pascal Beilfuß ist als Spielertrainer gemeinsam mit Patrick Polk für Hordels Westfalenliga-Team verantwortlich.
Pascal Beilfuß ist als Spielertrainer gemeinsam mit Patrick Polk für Hordels Westfalenliga-Team verantwortlich. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Sportlich läuft es ja nicht nur in der Seniorenabteilung, sondern auch im Jugendbereich. Ihre C-Junioren sind unlängst in die Regionalliga, der höchsten deutschen Spielklasse, aufgestiegen. Welchen Stellenwert hat die Jugendarbeit in Hordel?

Jörg Versen: Die Jugend hat schon immer einen großen Stellenwert in Hordel. Wir sehen uns ja auch als Ausbildungsverein. Wir möchten dahin gekommen, dass wir die Zusammenarbeit mit unserer U19 und U17 noch weiter intensivieren. Mit Beginn der Vorbereitung werden wir auch schon wieder U19 Spieler mit ins Seniorentraining integrieren, um diese Spieler bestmöglich zu entwickeln. Der Aufstieg der U15 ist ein toller Erfolg, genauso wie die Aufstiege der U16 und U17. Jetzt wollen wir schnellstmöglich auch mit der U19 in die Westfalenliga aufsteigen.

Aber zuvor soll die 1. Mannschaft in die Oberliga aufsteigen. Sie haben den 1. FC Gievenbeck beobachten lassen, Herr Polk. Was für eine Mannschaft wartet in Münster auf ihr Team?

Patrick Polk: Eine sehr, sehr gute Mannschaft, die absolut verdient den 2. Tabellenplatz erreicht hat. Sie spielen sehr offensiv in einem 3-5-2-System und haben mit Christian Keil, der 23 Tore erzielt hast, einen absoluten Topmann im Sturm. Gievenbeck hat eine sehr groß gewachsene Mannschaft, die auch über die Körperlichkeit kommt. Dazu können sie auch noch gut Fußball spielen.

Aber auch ihre Mannschaft muss sich sicherlich nicht verstecken. Worauf wird es ankommen, wenn man in Gievenbeck erfolgreich bestehen möchte.

Hordels Patrick Polk jubelt nach seinem Tor zum 1:0 im Spiel der Fußball-Westfalenliga gegen den DSC Wanne-Eickel – er ist Spielertrainer gemeinsam mit Pascal Beilfuß.
Hordels Patrick Polk jubelt nach seinem Tor zum 1:0 im Spiel der Fußball-Westfalenliga gegen den DSC Wanne-Eickel – er ist Spielertrainer gemeinsam mit Pascal Beilfuß. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Patrick Polk: Wir müssen über die Zweikämpfe ins Spiel kommen und wollen dann unsere spielerischen Qualitäten und unseren unglaublichen Teamspirit in die Waagschale werfen. Sicherlich gehört in solch einem Relegationsspiel auch immer etwas Glück dazu, aber das Glück wollen wir auf unsere Seite ziehen, indem wir in dieses Spiel alles reinhauen, was in uns steckt. Wir freuen uns jedenfalls auf dieses Spiel und können den Anstoß kaum erwarten.

Nachdem Sie in der regulären Saison mit drei Kreuzbandrissen, einem Achillessehnenriss, einem Sprunggelenkbruch und einer Herzmuskelentzündung nach Corona-Infektion mit fünf Langzeitausfällen, die auch in Gievenbeck allesamt noch nicht zur Verfügung stehen, arg gebeutelt wurden, sieht es jetzt beim restlichen Kader gut aus. Geben Sie uns bitte einmal ein personelles Update.

Patrick Polk: Hinter Rechtsverteidiger Lukas Opiola steht aufgrund einer starken Prellung noch ein Fragezeichen. Ähnlich sieht es bei Jonas Kordt aufgrund von Knieproblemen aus. Hierfür könnte U19-Youngster Laurenz Kegel ins Team rutschen, der es in den letzten beiden Spielen unfassbar gut gemacht hat. Sonst sind alle Spieler dabei, wir haben nahezu die Qual der Wahl.

Im Vorfeld der Begegnung gab es einige Irritationen um die Ansetzung des Relegationsspiels. Herr Versen, erklären Sie uns doch bitte noch einmal die Hintergründe.

Jörg Versen (re.) von der DJK TuS Hordel.
Jörg Versen (re.) von der DJK TuS Hordel. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Jörg Versen: Das Ganze ist eine peinliche Nummer von Seiten des Verbands. Am Samstagmorgen haben wir vom Spielleiter eine E-Mail mit den Durchführungsbestimmungen inklusive der Anstoßzeit bekommen, die die ganze Zeit ein Thema war. In den Durchführungsbestimmungen stand eine Anstoßzeit von 19.45 Uhr. Eine Stunde später als zuvor kommuniziert. Natürlich haben wir noch am Samstag das Busunternehmen und die Spieler auf die neue Anstoßzeit upgedatet. Am Montagmorgen folgte dann die Rolle rückwärts ohne jegliche Kommunikation. Die Begegnung wurde im DFBnet für 18.45 Uhr angesetzt. Wir müssen es nehmen, wie es ist. Es sollen andere beurteilen, ob die Vorgehensweise angemessen ist.

Hätte man sich mit Gievenbeck nicht auch auf einen anderen Termin einigen können?

Jörg Versen: Sämtlich Vorschläge unsererseits, das Spiel auf das Wochenende oder sogar das darauffolgende Wochenende zu legen, um diesem Spiel einen würdigen Rahmen zu geben, wurden mit einem netten Nein kommentiert. Da wir aber eh nicht vorhatten, große Freundschaften zu schließen, konzentrieren wir uns auf das rein Sportliche und hoffen als Oberligist zurück nach Bochum zu fahren.