Oberhausen. Arnd Zeigler trat mit dem Liveprogramm seiner „wunderbaren Welt des Fußballs“ im Stadion Niederrhein auf und zeigte, was Fußball besonders macht.

„Willkommen im schönsten Stadion der Welt“, begrüßte RWO-Präsident und Ebertbad-Chef Hajo Sommers das Publikum im Stadion Niederrhein. Nicht etwa zu einem Heimspiel von Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen, sondern zum Auftritt von Arnd Zeigler, der mit dem Liveprogramm seiner beliebten WDR-Sendung„Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ beim evo-Sommertheater in der Kleeblatt-Heimstätte auftrat.

Unter der Überschrift „Traumfußball unter Flutlicht“ präsentierte der Autor und Stadionsprecher von Werder Bremen allerlei Kuriositäten rund ums runde Leder und stellte dabei die entscheidende Frage an sein Publikum: „Warum sind wir überhaupt Fußballfans geworden?“

Fußball strapaziert gerne die Nerven

Das Stadion Niederrhein war beim Auftritt von Arnd Zeigler gut gefüllt auf der Haupttribüne.
Das Stadion Niederrhein war beim Auftritt von Arnd Zeigler gut gefüllt auf der Haupttribüne. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Antwort auf diese Frage sei gar nicht so einfach zu beantworten, schließlich sei Fußball in allererster Linie doch eins: frustrierend. Ob es die falsche Abseitsentscheidung des Schiedsrichters sei, die Verletzung des besten Spielers der eigenen Mannschaft oder dass das Bier mal „wieder alle sei“. Fußball strapaziert die Nerven. „Doch genauso beglückt uns der Fußball mit Gefühlen, die wir sonst nicht erleben würden. Fußball kann man nicht rational, sondern nur emotional begreifen“, weiß Zeigler.

Natürlich könne man seine Zeit durchaus auch mit sinnvolleren Dingen verbringen, wie etwa mit einem Theaterbesuch. „Der entscheidende Unterschied zum Theater und zum Fußball ist der: Wenn ich ins Theater gehe, will ich Menschen sehen, die ihr Handwerk verstehen. Das ist beim Fußball nicht zwingend der Fall“, erklärte Zeigler ironisch.

„Kacktore“ dürfen nicht fehlen

Denn auch schlechter Fußball kann schön sein, oder zumindest für reichlich Lacher sorgen. Davon bot der Abend im Stadion Niederrhein etliche, präsentierte Zeigler doch eine Auswahl an „Kacktoren“. Treffer also, die auf unkonventionelle Weise den Weg ins gegnerische oder ins eigene Tor finden.

Aus manchem dieser „Kacktore“ konnte der Zuschauer sogar Weisheiten für den Alltag mitnehmen. „Manchmal ist es besser, einen großen Fehler zu machen, als viele kleine“, sieht Zeigler den Fußball auch als Spiegelbild des Lebens. Dabei macht der 55-Jährige deutlich, dass der Fußball früher doch in manchen Punkten „einfach schöner“ war. „Unnatürliche Handhaltung gab es früher nicht“, war die immer komplizierter werdende Handspielregelung genauso ein Thema, wie scheinbar zu verschwinden drohende Sammelobjekte.

„Ist es schön, mit der Prognose des Scheiterns recht zu haben?“

„Früher hat man von seinen Helden auf dem Rasen noch mit Ehrfurcht nach Autogrammen gefragt. Heute will jeder nur noch schnell ein Selfie machen.“ Ein Autogramm sei somit quasi gleichzusetzen mit einer Vinyl-Platte, während das Selfie eher dem MP3-Format entspreche. „Das andere ist einfach cooler, weil man etwas Echtes in der Hand hält“, sprach Zeigler und erntete lautstarken Applaus.

Arnd Zeigler stellt gerne die „Kacktore“ in seinem Garten nach und sorgt damit für Lacher beim Publikum.
Arnd Zeigler stellt gerne die „Kacktore“ in seinem Garten nach und sorgt damit für Lacher beim Publikum. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Natürlich kam Zeigler an diesem Abend nicht am Thema Europameisterschaft und dem am Dienstag steigenden Klassiker zwischen Deutschland und England in Wembley vorbei. Dass nach dem holprigen 2:2 gegen Ungarn die Stimmung wieder deutlich abgesackt sei, ist für Zeigler ein Unding, denn: „Ärgern kann man sich, wenn man tatsächlich ausgeschieden ist. Aber bitte nicht immer vorher.“ Dabei stellte er allen Kritikern die ganz einfache Frage: „Ist es schön, mit der Prognose des Scheiterns recht zu haben?“

Schon während der WM 2014 seien die Zweifler an Joachim Löw und seinen taktischen Entscheidungen groß gewesen. „Und am Ende hat es immerhin zum Titelgewinn gereicht“, ist für Zeigler auch bei dieser EM alles möglich. „Vielleicht verlieren wir gegen England, vielleicht werden wir Europameister. Das schöne ist, wir wissen es alle nicht.“

„Wir werden nur älter, doch die Liebe zum Fußball bleibt“

So kam Zeigler am Ende eines „pickepackevollen“ und vergnüglichen Abends wieder zu seiner Eingangsfrage, warum wir überhaupt Fußballfans geworden seien. Die Beantwortung brachte ihn auf seinen inzwischen 20-jährigen Sohn, der selbst ein großer Fußball-Fan geworden ist. „Früher, als er noch klein war und wir zusammen im Stadion waren, dachte ich ‚Schade, dass das irgendwann vorbei geht‘“.

Doch die Wahrheit sei, dass es nie vorbeigeht. „Wir werden nur älter, doch die Liebe zum Fußball bleibt. Und genau das, was den Fußball ausmacht, die Hoffnungen, die Ängste und die Träume sind es, die uns verbinden und die wir im Herzen tragen sollten.“