Essen. Nach dem 0:3-Pokalaus gegen Holstein Kiel herrschte bei Rot-Weiss Essen Frust über den unberechtigten Elfmeter, nun kommt wieder der Ligaalltag.

Als RWE-Mittelfeldspieler Felix Backszat einige Minuten nach Spielende und dem ernüchternden 0:3-Pokalaus gegen Holstein Kiel aus der Kabine in Badelatschen noch einmal zur Ersatzbank schlurfte, hielt er einen Plastikbecher in der Hand, darin wohl feinstes stilles deutsches Wasser statt Schampus. Ein Sinnbild für den Abend: Pokalparty beendet, nach rauschhaften Abenden gegen Düsseldorf, Bielefeld und Leverkusen nun Endstation Kiel. Willkommen zurück im Ligaalltag Vierte Liga.

Darauf wies auch RWE-Trainer Christian Neidhart in seiner üblichen Mittelkreis-Ansprache kurz nach Spielende hin, als er den Kader wie gewohnt um sich herum versammelte. "Ich habe den Jungs gesagt, dass der ganze Verein stolz auf sie ist, aber dass das Kapitel Pokal damit auch geschlossen ist. Ab sofort muss unser Fokus auf der Regionalliga liegen, und da erwartet uns schon am Sonntag ein schweres Heimspiel gegen Fortuna Köln, bis dahin müssen die Beine wieder locker sein."

Der Kieler Porath fiel schon vorher um

Natürlich konnte man nach diesem Spiel nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, schon gar nicht nach dieser entscheidenden 26. Minute, als der clevere Fußballprofi Finn Porath im Essener Strafraum schon eingeknickt war, bevor ihn die Grätsche von Dennis Grote ereilte. "Ich habe einen Kontakt gespürt, aber klar, man hätte den Elfmeter nicht unbedingt geben müssen", gab er später ehrlich zu Protokoll.

Auf dem Spielfeld gab es bei dieser höchst zweifelhaften Szene erstaunlich wenig Proteste, um nicht zu sagen: keine. Schon gar nicht vom vermeintlichen Sünder Dennis Grote: "Der Schiedsrichter hat mir klar signalisiert, dass es für ihn eindeutig ein Elfmeter ist und er mir die Gelbe Karte zeigt." Später, als der Mittelfeldstratege die TV-Aufzeichnung gesehen hatte, war auch er bedient: "Es ist ja sogar so, dass er eher in mich hineinrutscht, aber heutzutage reichen wohl schon solche Kontakte für einen Elfmeter aus." 

Beim 0:2 nicht sehr profihaft verhalten

Dass nur zwei Minuten später schon der Deckel auf der Partie war, als sich die noch geschockten Rot-Weissen wenig profihaft verhielten und samt Torhüter Daniel Davari beim 0:2 durch Janni-Luca Serra sehr amateurhaft verhielten, wurde von den meisten Beteiligten ausgeblendet: "Wenn der erste nicht fällt, dann kassieren wir auch nicht das zweite Tor", waren sich Neidhart und der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig später einig. Aber spätestens da befinden wir uns im spekulativen Bereich.

Denn auch die Essener mussten anerkennen, dass mit dem Aufstiegskandidaten aus Kiel die kompakteste Truppe in diesem Pokaljahr an der Hafenstraße aufgekreuzt war. "Bis auf einige Phasen, in denen wir unkonzentriert waren, haben wir es gut hinbekommen, vor allem unsere Chancen effektiv genutzt", konstatierte Ole Werner zurecht. Die wenigen "brenzligen Situationen", die Kiels Coach in der Schlussphase gesehen hatte, die spielten sich alle weit vor dem Tor von Ioannis Gelios ab, was auch ein Gütesiegel für die Gäste war.

Simon Engelmann nicht an seinem Arbeitsplatz

Selten hat man Simon Engelmann so weit von seinem Arbeitsplatz entfernt gesehen wie an diesem Abend, der RWE-Torjäger trieb sich in Ermangelung von Aufgaben sehr oft außerhalb des Strafraums auf den Flügeln herum, in der Box war tote rote Hose. So versuchten es die Rot-Weissen mit zunehmender Spielzeit mit Schüssen aus der zweiten Reihe, denen das Entscheidende fehlte: Das Spielglück, welches sich komplett gegen Leverkusen ausgetobt hatte. "RWE kann stolz sein, sie haben Sensationelles in diesem Wettbewerb geleistet", kam das höchste Lob vom gegnerischen Coach.

Aber damit muss das Kapitel Pokal auch wirklich geschlossen sein. Spätestens am Sonntag (14) gegen Fortuna Köln.

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