Witten. In der 71-Kilo-Klasse wird es für Gregor Eigenbrodt vom KSV Witten bei der EM in Bulgarien am Dienstag ernst. Seine Marschroute ist klar.
Diese Chance, sich auf einer so großen Bühne zu beweisen, die hat er sich allemal verdient. Seit Jahren rackert Gregor Eigenbrodt, eines der ganz großen Ringer-Talente des KSV Witten 07, für den Sprung ins Rampenlicht. Am Dienstag kann sich der 17-Jährige nun beweisen mit dem Bundesadler auf der Brust bei den Kadetten-Europameisterschaften im bulgarischen Samokov.
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Am Tag vor dem Abflug in Richtung Südosteuropa wirkte der Gesamtschüler noch völlig entspannt und gelöst. „Natürlich freue ich mich auf diese Herausforderung“, so Eigenbrodt. „Eine Europameisterschaft, das ist noch mal eine ganz andere Kategorie als die Turniere, die man sonst kennt.“
Das Ticket zu den Titelkämpfen hat sich der Wittener Freistil-Spezialist beim DRB-internen Ausscheidungsturnier in Heidelberg redlich verdient. In der Klasse bis 71 Kilogramm konnte ihm da keiner seiner Kontrahenten auch nur annähernd das Wasser reichen.
Nicht mal eine technische Wertung seiner Widersacher ließ er zu. Die quälend lange Corona-Zwangspause hatte Gregor Eigenbrodt offenbar überhaupt nicht geschadet.
Gregor Eigenbrodt kämpft offensiv und dominant
„Seit diesem internen Vergleich haben wir normal weiter trainiert“, sagt der 17-Jährige. In erster Linie ging es dabei um technische Dinge auf der Matte, um die Duelle im Eins-gegen-eins – Krafttraining und dergleichen spielte vor der EM nun keine große Rolle mehr. Auch nicht im Vorbereitungslehrgang in Heidelberg, als täglich zwei Einheiten absolviert wurden.
Seine Stärken sieht Eigenbrodt „in der Kontrolle meiner Kämpfe durchs Aufziehen“ – er tritt beständig den Weg nach vorne an, will seine Duelle offensiv bestreiten und dominieren.
Ob ihm das auch im internationalen Vergleich vor allem gegen die starken Osteuropäer gelingt, muss die Kadetten-EM zeigen. „Ich mache mir da vorher keinen allzu großen Druck. Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben und schaue dann, was dabei herauskommt.“
Gregor Eigenbrodt ist kein Favorit, die Osteuropäer werden hoch gehandelt
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Natürlich wäre eine kleine Portion Losglück nicht das Schlechteste in Bulgarien, das weiß auch sein Vater Klaus Eigenbrodt, der seinen Sprössling auch seit Jahren trainiert – ebenso wie dessen Zwillingsbruder Justus.
„Du musst einen guten Tag erwischen und vorab ein gutes Los, dann kannst du bei so einem Turnier weit kommen“, flachst der Jugendcoach des KSV. „Erfahrungsgemäß sind die deutschen Ringer auch in dieser Altersklasse nicht ganz weit oben anzusiedeln. Da liegen die Russen, Aserbaidschaner, Türken oder Moldawier schon vorne“, so der erfahrene Trainer.
Sein Rat an seinen Sohn Gregor: „Er soll sich da nicht verrückt machen – auch wenn bei einer EM natürlich alles etwas größer ist als das, was man so gewohnt ist.“ Als Vater hat er den besten Blick auf die Entwicklung seines talentierten Juniors.
„Alleine innerhalb des letzten Jahres ist viel passiert in Sachen Wachstum. Bei seinem letzten größeren Turnier im Januar 2020 hatte Gregor etwa 63 Kilo, jetzt kämpft er in der 71-Kilo-Klasse. Im letzten Jahr waren das noch große Kinder, jetzt sind es junge Männer.“
Klaus Eigenbrodt traut seinem Sohn, der bei der EM von Nationalcoach Marcel Ewald betreut wird, durchaus zu, auch einen der favorisierten Osteuropäer zu bezwingen.
Auftakt gegen einen Slowaken
Das Schlimmste ist für ihn, dass er zum ersten Mal bei einem wichtigen Wettbewerb nicht dabei sein kann, wenn Gregor auf die Matte geht.
„Aber meine Frau Jutta fliegt nach Bulgarien, will zumindest vor Ort dabei sein – auch wenn sie wohl nicht in die Halle darf.“ Die strengen Corona-Regularien in Bulgarien lassen keine Zuschauer in Samokov zu. So bleibt dem KSV-Coach keine andere Wahl, als die Kadetten-EM über einen Internet-Link zu verfolgen und daheim die Daumen zu drücken.
Für Gregor Eigenbrodt wird es am Dienstag (Ortszeit: 11.30 Uhr) ernst, zunächst wird er in der 71-kg-Klasse auf den Slowaken Robin Mikecz treffen. Sollte er diesen Kampf erfolgreich bestreiten, wartet im Achtelfinale der Gewinner des Kampfes Panagiotis Polychronidis (Griechenland) gegen Raul Caso (Italien) auf den Wittener.
Seine Marschroute ist so schlicht wie einleuchtend: „Du musst angreifen, sonst kannst du keine Punkte machen. Und am besten keine des Gegners zulassen – dann hat man ‘ne gute Chance, seinen Kampf zu gewinnen“, sagt der 17-Jährige augenzwinkernd.