Mallorca. Der SV 13 Gladbeck hat mit Anika Muster und Dirk Kandler zwei neue Langdistanzler. Auf Mallorca erlebten die Triathleten eine besondere Premiere.
„Ich mache im nächsten Jahr eine Langdistanz, wer macht mit“, fragte Dirk Kandler im August 2020 in die Mittwochs-Trainingsgruppe der Triathleten des SV 13 Gladbeck und bekam zögerlich ein „Du bist verrückt“ zurück. Er hatte Mallorca auserkoren, weil die Ausschreibung mit 357 Höhenmeter pro Runde angegeben war, also für einen Langdistanz-Rookie hügelig, aber machbar. Er sollte sich irren. Die Angaben wurden vom Veranstalter korrigiert und gefahren wurden schließlich circa 1.070 Höhenmeter.
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Kandlers Begeisterung, eine Langdistanz (3,9 km Schwimmen – 180 km Rad – 42,2 km Laufen, wohlgemerkt alles an einem Stück) in Angriff zu nehmen, schlug in der Gruppe Wellen. Drei weitere Triathleten meldeten sich ebenfalls an, eine davon war Anika Muster, die allerdings bis dahin weder eine Olympische (1,5 km Schwimmen – 40 km Rad – 10 km Laufen) noch eine Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen – 90 km Rad – 21,1 km Laufen) auf der Habenseite hatte. Hinzu kamen Ines Naskrent und Ludger Roling.
SV 13 Gladbeck-Triathleten bereiten sich unter anderem am Tetraeder vor
Mit Trainer Jörg Birkel bereitete sich Kandler auf Mallorca auf den Wettkampf vor. Muster, Naskrent und Roling schwitzten indes zuhause. „Ein paar Mal den Tetraeder oder den Langenberg rauf, dann weiß man auch, was man getan hat“, sagte Anika Muster.
Viele Kilometer wurden auf der Rolle in den eigenen vier Wänden abgestrampelt. Zudem gab es auch Theorieeinheiten zu den Themen: Anpassung des Herz-Kreislauf-Systems, Stärkung des Fettstoffwechsels, Heranführen der Muskeln an die Belastung und Entwicklung einer Ernährungsstrategie, da die Teilnehmer zwischen sechseinhalb und 15 Stunden unterwegs sein sollten. Auf Mallorca wartete beim Eintreffen der Gladbecker Regen. Die Tage vor dem Wettkampf wurden zur Akklimatisierung genutzt.
Am Wettkampftag trafen die Triathleten in den Morgenstunden auf ein beruhigtes Meer und verhältnismäßig geringen Wellengang. Das Wetter war für den Wettkampftag als heiß und schwül angekündigt. Die angekündigten 29 Grad wurden übertroffen, worunter die Mittel- und Langdistanzler zu leiden hatten.
Laufen gegen eine heiße, schwüle Wand
„Im Wasser kein Problem, das war richtig schön, zu schwimmen. Auf dem Rad gab es kaum Wind und die abgetrocknete Strecke war toll und lenkte von den Anstrengungen ab, aber beim Laufen, traf einen eine heiße, schwüle Wand, gegen die man lief“, waren sich die SV13er einig.
Ines Naskrent erreichte das Ziel nach 7:20:23 Stunden. Muster und Kandler durften auf dem Rad die 178 km lange Strecke in der Mittagssonne „genießen“. „Das ging an die Substanz . Es sind schon außergewöhnliche Erfahrungen, die man auf so einer Langdistanz macht“, so Kandler.
Anika Muster ergänzte: „Mir rutschte bei einem knackigen Anstieg die Kette zwischen dem kleinen Kettenblatt und Rahmen. Ich konnte die Kette nicht mehr bewegen. Ich dachte, hier ist der Traum zu Ende.“ Allerdings hielt ein handwerklich geschickter Triathlet an und reparierte ihr Rad. „Bei Brian“, so hieß der hilfsbereite Triathlet, „habe ich mich nachher richtig bedankt. Ohne ihn wäre ich in der Prärie geblieben.“
Dass Muster nachher die einzige Teilnehmerin war, die in ihrer Altersklasse ins Ziel kam, erfuhr sie erst an dem folgenden Tag.
Nach der „Radtour“ schloss Kandler beim abschließenden Marathon zügig zu Muster auf. Gemeinsam bis zum Ziel bestritten sie die restliche Distanz. „Wir haben uns gegenseitig aufgemuntert und die Zeit durch Gespräche vertrieben. Schon erstaunlich, worüber man so stundenlang reden kann“, gaben beide zu Protokoll.
Über rutschige Europaletten bis zum Ziel
Besonders heftig wurden einige Streckenabschnitte, als es dunkel wurde. „Da standen zwar ausreichend Lampen an dem Seeweg, aber in der Dunkelheit war nicht jede Unebenheit zu erkennen.“
Eine besondere Herausforderung war ein Streckenabschnitt, der unter normalen Witterungsbedingungen angenehm zu laufen wäre: ein Stück befestigte Schotterstraße. Doch am Wettkampftag stand diese Straße komplett unter Wasser. Der Veranstalter war findig und ließ eine Brücke aus Euro-Paletten auslegen, die mit zunehmendem Gebrauch nicht mehr den sichersten Eindruck vermittelten. Gerade in der Dunkelheit war also Vorsicht geboten.
„Es war abenteuerlich“, so der Kommentar der Gladbecker Delegation nach erfolgreicher Zielankunft. Alle kamen ins Ziel, was bei der Ausfallquote von 20 Prozent bei den Lang- und sogar 36 Prozent bei den Mitteldistanzlern ein Erfolg ist. Anika Muster landete auf Rang sieben der Frauen und auf Rang eins in ihrer Altersklasse. Dirk Kandler wurde 67. und Zehnter in seiner Altersklasse.