Ennepe-Süd. Die aktuellen Regeln für Fitnessstudios sorgen auch im EN-Kreis für Probleme. Die Folgen für die Studios machen sich gerade jetzt bemerkbar.
Die Situation ist prekär, daraus macht Matthias Ott vom Fitnessstudio Sport Alm in Gevelsberg keinen großen Hehl. Eigentlich ist gerade rund um den Jahreswechsel reger Betrieb in den Fitnessstudios in Ennepetal, Schwelm und Gevelsberg. Mit guten Vorsätzen geht es in das neue Jahr, viele neue Gesichter tauchen in den Studios entlang der Ennepe in den ersten Januarwochen auf. In diesem Jahr ist das aber, wie bereits 2021, deutlich reduzierter. Vor allem die aktuell geltende 2G-Plus-Regelung sorgt bei den Kunden für Verunsicherung und Überforderung – was für die Fitnessstudios zu einem großen Problem geworden ist oder noch werden könnte.
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Für die Studios ist der Jahreswechsel so etwas wie das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel. Viele Menschen nehmen sich zum Start in das neue Jahr vor, mehr Sport zu treiben, weshalb sich nicht wenige in einem Fitnessstudio anmelden. „Aktuell haben wir 60 bis 70 Prozent weniger Anmeldungen, als das normalerweise üblich ist“, sagt Matthias Ott von der Sport Alm in Gevelsberg. Dass aus all den Menschen, die mit guten Vorsätzen zum Jahreswechsel in die Fitnessstudios rennen, dauerhafte Mitglieder werden können, ist den Verantwortlichen in den Studios klar – in der aktuellen Situation bleibt diese Möglichkeit aber gänzlich aus.
Zurückhaltung ist spürbar
Während die Sport Alm in Gevelsberg seit 2005 neben dem Schwimmbad und den Sporthallen am Schulzentrum beheimatet ist, betreibt Jennyfer Schröder das Studio „Mrs. Sporty“ in der Innenstadt erst seit 2019. Damals war von einer Pandemie keine Rede, entsprechend euphorisch eröffnete Schröder ihr Fitnessstudio ausschließlich für Frauen. Ein normales „Neujahrsgeschäft“ kennt Schröder deswegen noch nicht, dennoch bemerkt auch sie die Zurückhaltung bei den potenziellen Kunden. „Die Menschen sind schon sehr verhalten“, sagt sie.
Den Grund für die Zurückhaltung sehen die Studiobetreiber in der 2G-Plus-Regelung. „Ich kann die Menschen verstehen, wenn sie sagen, dass es ihnen zu viel Aufwand ist, wenn sie sich nach drei Impfungen nun noch testen lassen müssen“, sagt Schröder. Die Hoffnung liegt nun auf der Politik im Land NRW. „Wir werden jetzt auch in Nordrhein-Westfalen die Regel aufstellen: Wer geboostert ist, braucht keinen Test mehr“, sagte der Ministerpräsident Hendrik Wüst(CDU) zur Thematik. Damit würde für einen Besuch in einem Fitnessstudio für geboosterte Personen der aktuell noch notwendige zusätzliche Test wegfallen – und damit ein organisatorisches Hindernis für viele Kundinnen und Kunden.
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Die aktuelle Situation hat nämlich immense finanzielle Auswirkungen für die Studios. „Teilweise ist es für uns unwirtschaftlich, wenn wir Kurse durchführen. Aber wenn wir diese dann auch noch absagen, werden wir unattraktiver und verlieren womöglich noch Kunden“, sagt Matthias Ott. Derzeit seien die Kurse weitestgehend nur zur Hälfte der möglichen Auslastung besetzt. „Manchmal vergehen ein oder zwei Stunden, in denen kein Kunde zum Trainieren in unser Studio kommt“, so Ott. Knapp 50 Prozent der bisherigen Mitglieder haben das Studio seit Pandemiebeginn laut ihm verlassen.
Mitarbeiter verlassen die Branche
Finanzielle Auswirkungen hat auch Jennyfer Schröder in ihrem Studio bereits zu spüren bekommen. Zur Eröffnung vor etwas mehr als zwei Jahren habe sie mit drei Mitarbeiterinnen angefangen, inzwischen sei sie ganz allein verantwortlich für das Studio. „Die Unterstützung meiner Mitglieder ist großartig“, sagt sie – anders würde es für sie vermutlich auch gar nicht mehr gehen. Nachdem eine Mitarbeiterin aus privaten Gründen kündigte, musste Schröder zwei weitere Mitarbeiterinnen aufgrund der finanziellen Situation entlassen.
Wie schwer es wird, die verlorenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Corona-Pandemie wieder zurückzugewinnen, ist derzeit noch absehbar. Wie in der Gastronomie sind viele studentische Hilfskräfte oder Nebenberufler in anderen Gewerben fündig geworden. Auch in der Sport Alm ist die Situation nicht anders, wie Matthias Ott berichtet. Es wird eine große Aufgabe sein, die verlorenen Kräfte wieder zurückgewinnen zu können, wenn sich die Situation rund um die Corona-Pandemie wieder normalisieren sollte.
Neue Vertragsregeln sorgen für weitere Probleme
Doch nicht nur finanziell und in Betracht auf verlorene Fachkräfte beschäftigt die Situation in den Fitnessstudios. „Wir merken das auch so im Vereinsleben. Das hat sich deutlich reduziert“, sagt Ott. Und ein weiteres Problem sieht Ott noch auf die Fitnessstudios zukommen. Ab März gelten EU-weit neue Regelungen bezüglich der Vertragslänge und des Kündigungsrechts. Dann haben Kundinnen und Kunden ein monatliches Kündigungsrecht.
„Das macht es uns nicht unbedingt einfacher. Wir planen bisher natürlich mit den Einnahmen aus den langfristigen Verträgen, um auch zu investieren“, meint Ott. Mit der neuen Regelung fällt diese finanzielle Planungssicherheit nun weg – und das nach dann zwei Jahren voller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. „Dafür“, so Matthias Ott, „kann man keinem die Schuld geben. Das müssen wir jetzt aushalten.“ Die Fitnessstudios stehen weiter mit dem Rücken an der Wand.