Ennepetal. Alexander Thamm, Trainer des TuS Ennepetal, spricht über die Sehnsucht nach Fußball und seine Hoffnung auf eine Saisonfortsetzung.
Der Ball ruht im Amateurfußball weiter und wann er wieder rollen kann, ist nicht absehbar. Für Alexander Thamm, der sich selbst als "Wettkampftyp" bezeichnet, ist es eine schwere Zeit. Wir haben beim Trainer des Oberligisten TuS Ennepetal nachgefragt, wie sehr er den Fußball vermisst und welches Szenario für eine Fortsetzung der Saison er bevorzugen würde.
Alexander Thamm, wie sehr vermissen Sie den Fußball?
Alexander Thamm: Es fehlen mir fast die Worte, um das auszudrücken. Es hält einen ein bisschen über Wasser, dass man Bundesliga schauen kann, aber es ist etwas anderes, eine Mannschaft vorzubereiten und Woche für Woche den Wettkampf zu haben. Das fehlt mir wirklich sehr, aber ich will da auch nicht permanent drüber meckern. Ich versuche, das Positive zu sehen. Denn jetzt im Winter macht Amateurfußball sowieso nicht so viel Spaß. Hier in Ennepetal gibt es da öfter mal ein Schneechaos. Ich richte meinen Fokus auf die Hoffnung, dass es vielleicht im März oder April weitergehen kann.
Wie haben Sie die letzten Monate verbracht?
Wir haben natürlich Online-Training gemacht. Wir sind ein eingeschworener Haufen und es war wichtig, dass wir uns sehen, auch wenn es nur am Bildschirm ist. Allerdings ist diese Art des Trainings meilenweit von Fußball entfernt. So ein bisschen rumhüpfen macht mir auch keinen Spaß, denn ich bin kein Leichathletiktrainer. Ich habe den Spielern kein straffes Programm mitgegeben. Wenn einer Sonntag um 7 Uhr laufen gehen will, soll er das gerne machen, aber ich werde es nicht vorgeben. Fußball ist ein Hobby für uns und es soll Spaß machen. Wenn absehbar ist, dass wir wieder spielen können, dann wird es auch Pläne geben, damit wir uns auf die Rückkehr vorbereiten. Ansonsten wird aber Eigenverantwortung bei uns noch größer geschrieben als ohnehin schon.
Macht es Ihnen Spaß, Bundesliga-Fußball ohne Zuschauer zu sehen?
Ich erinnere mich noch daran, wie ich am Anfang des ersten Lockdowns ein Champions-League-Spiel geschaut haben und begeistert war, zu sehen, wieviel die Spieler des FC Bayern miteinander reden. Mittlerweile begeistert mich das nicht mehr so sehr. Aber wenn ich die Wahl habe, Fußball ohne Zuschauer zu sehen, oder gar keinen Fußball, dann nehme ich, was ich kriegen kann.
Welches Szenario für den Rest Ihrer eigenen Oberliga-Saison halten Sie für realistisch?
Ich bin ein absoluter Wettkampftyp und würde mich freuen, wenn wieder gespielt wird. Ich bin entspannt, denn es ist klar geregelt: Wenn wir 50 Prozent der Spiele absolvieren, wird die Saison gewertet, sonst nicht. Ich habe gelesen, dass es im Handball Überlegungen gibt, nur eine Aufstiegsrunde für die Teams zu machen, die hochgehen wollen und eine Art Freizeitliga für den Rest. Das wäre nichts für mich. Ich brauche einfach den Wettkampf und habe keine Lust auf eine Pommesliga.
FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders sagte vor kurzem, dass zwei Wochen Vorbereitung auf den Wiederbeginn der Saison ausreichen würden. Wie sehen sie das?
Ich bin sicher, dass zwei Wochen Vorbereitung ausreichen. Es liegt an jedem einzelnen Spieler, sich dafür fit zu halten. Wer das nicht macht, wird auf der Strecke bleiben. Ich kann niemanden verstehen, der sagt: wir brauchen sechs Wochen Vorbereitung. Klar ist natürlich, dass die Vereine, die gegen den Abstieg spielen, eher annulieren wollen und Vereine von weiter oben die Saison werten möchten.
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Sie freuen sich jedes Jahr auf eine Abschlussfahrt nach Mallorca. Ob es die wohl dieses Jahr geben kann?
Es wäre irgendwann das i-Tüpfelchen, wenn wir so eine Fahrt wieder machen könnten. Aber im Moment liegt der Fokus nicht auf dem Fußball, oder Abschlussfahrten. Erstmal ist die Gesundheit aller Menschen wichtig, dann muss die Wirtschaft am Laufen gehalten werden. Alles andere steht vorerst hinten an.