Wattenscheid. Bei den Deutschen Meisterschaften der U23 ist der Mendener Sprinter zweimal im Endlauf und dabei so schnell, wie nie zuvor.
Was für ein tolles Wochenende für Louis Nahser: Das Mendener Lauftalent kommt bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Wattenscheid sowohl über die 100, als auch über die 200 Meter in den Endlauf und übertrifft seine persönlichen Bestleistungen.
Der Blick ist nach vorne gerichtet, die Konzentration stand Nahser ins Gesicht geschrieben. Langsam setzte er seine Füße in den Startblock hinein, platzierte die Hände an der Markierung und wartete auf das Startsignal. Wenige Sekunden später war schon wieder alles vorbei. Das Finale über 100 Meter um. 10,62 Sekunden benötigte Nahser, um die Strecke zu absolvieren. Schneller ist er bei Wettkämpfen noch nie gewesen.
„Wenn man überlegt, wo wir vor einem Jahr noch gestanden haben, dann ist das schon ein großer Sprung. Da ist Louis 10,85 Sekunden gelaufen, hat sich jetzt also um 23 Hundertstel verbessert. Das klingt vielleicht nicht nach viel, aber wenn man das auf Meter umrechnet, ist es ein riesiger Sprung“, lobte Nahser-Trainer Hans-Jürgen Kasselmann. Dabei zeigte Nahser auch taktisch kluge Rennen. „Als Louis im ersten Vorlauf merkte, dass er den zweiten Platz sicher hatte, nahm er das Tempo raus und schonte die Kräfte. Hätte er da durchgezogen, wäre er auch im Vorlauf schon schneller gewesen“, erkannte Kasselmann. Nach 10,71 Sekunden erreichte Nahser das Ziel.
Drei Fehlstarts im Halbfinale
Mentale Stärke galt es dann im Halbfinale zu beweisen. Da gab es gleich drei Fehlstarts von Nahsers Gegnern. „Da die Konzentration aufrecht zu halten und nicht auch vorschnell zu starten, das ist alles andere als einfach. Das hat Louis super gemacht“, sah Kasselmann auch in diesem Bereich eine Weiterentwicklung bei seinem Schützling. Und das bei nicht einfachen Bedingungen. „Am Samstag war es warm und der Wind war unbeständig, kam aus allen Richtungen. Mal von vorne, mal von der Seite, mal von hinten“, erwähnt der Vorsitzende des Marathonclub Menden.
Am Sonntag waren dann die hohen Temperaturen für die Sportlerinnen und Sportler eine Herausforderung. Hinzu kam für Nahser noch die Distanz über 200 Meter. „Wir haben uns im Training bewusst erst einmal auf die 100 Meter konzentriert in den vergangenen Monaten, weil wir nicht zu viel machen wollten, um keine Verletzungen zu riskieren. Erst in den letzten Wochen haben wir dann die 200 Meter noch hinzugenommen“, sagte Kasselmann.
Zeitgleich mit Fink im Ziel
Entsprechend sahen Trainer und Athlet die Distanz als Wundertüte an. Und in dieser Wundertüte verbarg sich für Nahser eine der größeren Überraschungen. Auch hier gelang es dem Oesberner, bis in den Endlauf vorzustoßen. Es ist für ihn super gelaufen“, fasste Kasselmann den Halbfinal-Lauf zusammen.
Auf der schwierigen Außenbahn startend, kam Nahser stark aus der Kurve heraus und lieferte sich ein heißes Duell mit den Konkurrenten, kam zeitgleich mit Thorben Fink vom SV Sigitra Sögel nach 21,73 Sekunden ins Ziel. Das reichte wieder aus, um in den Endlauf vorzustoßen. „Langsam ging es an die Kräfte“, bemerkte Kasselmann, dass seinem Schützling die vier Läufe an dem Wochenende langsam zusetzten. Doch die Mendener hatten vorgesorgt und mit Matthias Althoff einen Physiotherapeuten mit nach Wattenscheid genommen, der als Performance Coach dafür sorgte, dass Nahser bis zum nächsten Start wieder fit würde. „Ohne ihn wäre das gar nicht möglich gewesen“, betonte Kasselmann.
Positives Fazit
Der Endlauf über 200 Meter, letzter Höhepunkt des Wochenendes in der Lohrheide, war dann auch für Nahser noch einmal der Schlussstrich unter ein absolut erfolgreiches Wochenende. Als Siebter erreichte Nahser in 21,65 Sekunden das Ziel. Noch einmal eine Steigerung im Vergleich zum Halbfinal-Lauf und knapp vier Hundertstel Sekunden schneller als die Quali-Zeit von 22,04 Sekunden, die ihm erst die Teilnahme am Rennen in Wattenscheid ermöglichte. „Auf den letzten Metern hat man gesehen, dass er gerne noch einmal angegriffen hätte, ihm aber die Kräfte fehlten. Wenn man jeden Tag mit einem Sportler zusammenarbeitet, fällt einem sowas direkt auf“, analysierte Kasselmann, der sich in seiner Einschätzung bestätigt sah: „Louis ist einfach ein Wettkampftyp.“