Bottrop/Köln. Die Neuerwerbung des JC 66 Bottrop, Miriam Butkereit, will bei der WM in Ungarn ganz vorne landen. Dann wäre das Ticket für Tokio greifbar nahe.

Mit ihrer Bilanz in diesem Jahr kann Judokämpferin Miriam Butkereit bislang schon ziemlich zufrieden sein. Sportlicher Höhepunkt für die 27-Jährige, die ab der kommenden Saison für den Bundesligisten JC 66 Bottrop auf die Matte gehen wird, war fraglos die Silbermedaille beim Grand-Slam-Turnier in Tel Aviv. Doch die nächsten Großereignisse stehen schon vor der Tür. Am morgigen Donnerstag kämpft Butkereit bei der Weltmeisterschaft in Budapest – und je nach Platzierung entscheidet sich in Ungarn, ob sie danach auch das Ticket zu den Olympischen Spielen in Tokio bekommt.

Das weltweit größte Sportereignis – noch dazu im Mutterland des Judo – schwebt natürlich auch für die Bundespolizistin, die am Stützpunkt in Köln trainiert und bei Einzelwettkämpfen weiter für ihren Heimatverein TSV Glinde startet, über allem. Dabei hat die Coronakrise die Karten auch für Miriam Butkereit noch einmal neu gemischt. Denn durch die Verschiebung der Spiele auf den Sommer 2021 hat sie nun wieder die Chance, sich ihren ganz großen Traum bereits zu erfüllen. „Im vergangenen Jahr war Giovanna Scoccimarro schon für Olympia nominiert“, sagt Butkereit mit dem Verweis auf ihre derzeit schärfste nationale Kontrahentin in der 70-Kilogramm-Klasse. Doch nun ist der Zweikampf aufs Neue entbrannt, es gebe andere Nominierungs-Kriterien.

Und da hat Miriam Butkereit, obwohl in der Weltrangliste momentan auf Platz 14 knapp hinter ihrer Vorsfelder Rivalin (Platz acht), nicht zuletzt wegen des zweiten Platzes in Tel Aviv ganz gute Aussichten. „Entscheidend wird jetzt aber sein, wie wir bei der Weltmeisterschaft abschneiden“, sagt die künftige Bottroperin, die in der Bundesliga zuvor für den JC Wiesbaden gekämpft hatte und nun von Bottrops Frank Urban zum JC 66 gelotst wurde. Den immensen Leistungsdruck lässt die Deutsche Meisterin von 2019 momentan aber offenbar noch nicht so nah an sich heran. „Ich freue mich riesig auf die WM, immerhin wird das meine erste überhaupt“, sagt die 27-Jährige. In den beiden zurückliegenden Jahren verpasste sie dieses Turnier jeweils wegen Verletzungen.

Miriam Butkereit ist seit 2017 in der Weltspitze zuhause

Zur Weltspitze gehört Miriam Butkereit in ihrer Gewichtsklasse, die allein schon in Deutschland herausragend besetzt ist, schon eine ganze Weile. Wann sie den endgültigen Durchbruch dorthin geschafft habe? „Ich glaube, das war 2017 beim Grand Slam in Abu Dhabi. Da bin ich Dritte geworden, und da hat’s für mich Klick gemacht. Da wusste ich, dass ich sie alle schlagen kann“, sagt Butkereit, die in ihrer schleswig-holsteinischen Heimat als Sechsjährige mit dem Judo begann, später dann am Leistungszentrum in Hamburg trainierte. „Das hat mir viel gebracht, ich konnte dort eine Menge mitnehmen.“ Ebenso aus gemeinsamen Trainingseinheiten mit Laura Vargas-Koch (30; Berlin), die 2016 in Rio de Janeiro Olympia-Bronze geholt hatte und inzwischen aus dem Nationalteam zurückgetreten ist.

Auch interessant

Ihr bislang letztes Turnier bestritt Miriam Butkereit beim Grand Slam im russischen Kazan. „Da lief es aber nicht so gut“, sagt sie knurrig – ganz im Gegensatz zu ihrer sonst so fröhlichen Art. Ebenso wie Giovanna Scoccimarro verlor Butkereit dort gegen eine Russin. Ihre deutsche Widersacherin, mit der sie sich neben der Matte im Übrigen glänzend versteht, schaffte es aber immerhin bis ins Finale. Jetzt aber gilt Butkereits Fokus ganz der WM in Ungarn. Darauf hat sie sich mit dem Nationalteam intensiv vorbereitet, unter anderem ging’s zu einem Konditions-Lehrgang unter der Leitung von DJB-Coach Costel Danculea nach La Palma. „Training unter der Sonne – das war schon nicht schlecht“, flachst Butkereit. Zuletzt aber standen vornehmlich Trainingskämpfe im Mittelpunkt, „da habe ich vor allem an der Schnelligkeit gearbeitet.“

Im Viertelfinale könnte es schon zu einem Duell mit der Weltmeisterin kommen

Bei der WM in Budapest trifft sie nach einem Freilos zunächst wohl auf die Georgierin Miriam Tchanturia, im Viertelfinale könnte es zum Duell mit der Weltmeisterin Marie Eve Gahié (Frankreich) kommen, gegen die Butkereit in Tel Aviv gewonnen hatte. Die Auslosung ist der zweimaligen Deutschen Meisterin jedoch „eigentlich völlig egal. Wenn ich vorne landen will, muss ich sowieso jede schlagen.“ Was sie individuell als Judoka auszeichne? „Ich glaube, ich kämpfe recht untypisch für eine Frau. Intuitiv mache ich sicher schon vieles ganz gut. Meinen Stil setze ich konsequent durch, kombiniere auch gerne verschiedene Techniken. Ich bin wohl eher eine ziemlich eklige Kämpferin“, sagt Butkereit und lacht. „Am besten aber“, schiebt sie hinterher, „bin ich immer noch am Boden. Da gewinne ich rund 70 Prozent meiner Kämpfe.“ Vielleicht gelingt ihr das ja auch am Donnerstag in Ungarn – je öfter sie dort Siege feiern kann, umso näher rückt das Flugticket zu den Olympischen Spielen.

Weitere Berichte aus dem Bottroper Sport