Gevelsberg. Die B-Juniorinnen aus Silschede profitieren von der gemischt-geschlechtlichen Konstellation von Trainerin Iris Kuhnt und Trainer Marco Gardalla.
Mit vielen Emotionen in der Stimme gibt Iris Kuhnt die letzten Instruktionen an ihre Spielerinnen weiter. Es ist kurz vor dem Spiel, einige Mädchen sind noch mit der Spielkleidung beschäftigt, während die Trainerin ihnen taktische Maßnahmen und motivierende Worte mit auf dem Weg gibt. Direkt vor der Tür steht der Co-Trainer, der sich erst in die Kabine begibt, sobald er von den jungen Fußballerinnen grünes Licht dafür bekommt. Marco Gadalla trainiert gemeinsam mit seiner Freundin Iris Kuhnt die B-Juniorinnen des FC SW Silschede. Die Bezirksliga-Spielerinnen profitieren von der gemischt-geschlechtlichen Konstellation.
Und diese bringt eben auch schon einmal ihre besonderen Ansprüche mit sich. „In die Kabine geht es für mich erst, wenn die Mädels alle umgezogen sind“, berichtet Gadalla. Es soll vermieden werden, dass er die Mädchen in einer für beide Seiten peinlichen Situation begegnet – bis jetzt ist das immer gut gegangen. „Probleme gab es diesbezüglich noch nie“, sagt der Co-Trainer.
Fußball im Blut
Er selbst hatte eigentlich nie so richtig etwas mit Fußball am Hut, seine Leidenschaft galt dem Kartfahren. Erst als er Iris Kuhnt kennenlernt, dreht sich der Wind, und Gadalla entdeckt seine Leidenschaft für das große runde Leder. Denn Iris Kuhnt spielt schon ihr gesamtes Leben lang Fußball, sie ist fast schon eine Pionierin in diesem Bereich.
1977 fing sie an mit dem Kicken, wenige Jahre später war sie für den KBC Duisburg sogar in der Frauenfußball-Bundesliga am Ball. Aus dem Verein ging Jahre später der FCR Duisburg hervor – genau der Verein also, in dem die Silschederin Alexandra Popp Jahre später ihre ersten fußballerischen Schritte auf höchster Ebene machte.
Bis ihre Mädchen soweit sind, ist es natürlich noch ein langer Weg. Umso wichtiger ist es für das Paar, das gemeinsam den Silscheder Nachwuchs betreut, ständig mit den Mädchen am Ball zu bleiben. Und da beide ohnehin viel Zeit am Fußballplatz verbringen, haben sie sich vor neun Jahren überlegt, gemeinsam ein Team zu betreuen. Eine Entscheidung, die sich später als perfekte Ergänzung herausstellen sollte.
„Ich bin eher der für laute Töne, für das Geschrei. Beispielsweise am Spielfeldrand, da erreiche ich die Mädchen mit meiner lauten Stimme besser als Iris“, sagt Marco Gadalla. Seine Freundin dagegen kümmert sich um die leisen Töne. „Wir führen auch viele Vier-Augen-Gespräche mit den Spielerinnen“, sagt Iris Kuhnt. In diesen Gesprächen wird den Mädchen auch mitgeteilt, was sie im Spiel und im Training gut machen und in welchen Bereichen sie sich noch verbessern können oder sogar müssen.
So legt Kuhnt ihren Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren auch schon einmal nah, ihren Körper im Zweikampf entsprechend einzusetzen. „Das gehört einfach zu dem Spiel dazu“, sagt sie. „Man kann Fußball nicht nur mit den Füßen spielen“, weiß sie aus eigener Erfahrung. Da gilt es auch schon einmal das Hinterteil gewinnbringend einzusetzen, um die Gegenspielerin auf Distanz zu halten oder ohne Kompromisse in einen Zweikampf in der Luft zu gehen. „Da knallt auch schon einmal Schulter an Schulter“, sagt Kuhnt.
Erlaubnis der Eltern wird eingeholt
Und wenn dann mal eine Spielerin am Boden liegt und sich vor Schmerzen krümmt, kommt es auch schon einmal der Co-Trainer aufs Spielfeld gelaufen und kümmert sich um die angeschlagenen Spielerinnen. „Dafür lassen wir uns vorher von den Eltern eine Genehmigung geben“, sagt Iris Kuhnt.
Schließlich, und das ist beiden Übungsleitern wichtig, kann es ja auch sein das die Eltern oder die Kinder nicht möchten, dass die Nachwuchskickerinnen von einem Mann angefasst werden. Auch hier hatten beide bis heute keine Probleme, viele Eltern wissen die vorausschauende Rücksicht durch das Trainer-Duo eher zu schätzen.
Auch sonst sind die Abläufe bei Mann und Frau an der Seitenlinie einer Mädchenmannschaft klar geregelt. „Wir teilen uns das Training immer auf“, sagt Marco Gadalla. Jeder bereitet zwei bis drei Übungen für eine Trainingseinheit vor, ist der eine gerade in der Abwicklung unterstützt der andere mit wichtigen Hinweisen an einzelne Spielerinnen.
Bei den Jungs nicht anders
Der direkte Draht ist wichtig, auch wenn dieser manchmal mit den Mädchen in der Pubertät schon einmal schwierig ist. „Das ist aber bei den Jungs nichts anderes“, weiß Iris Kuhnt. Umso besser findet sie es, dass sie den Trainerjob gemeinsam mit ihrem Freund macht – und damit ein männliches Pendant an der Seite hat. „Das ist manchmal schon so ein wenig wie Vater- und Mutterfigur“, sagt Kuhnt.
Und so ist eigentlich alles mit abgedeckt durch das Paar, dass sich um die jungen Fußballerin kümmert. Und wenn Iris Kuhnt mal ein paar nur an die Ohren der Mädchen gerichtete Worte loswerden möchte, hat sie ja die Kabine, wo der Co-Trainer nicht reindarf.