Oberhausen. Kai Nakowitsch spielte für RWO und RWE. Mit Oberhausen gewann er 2018 den Pokal gegen Essen. Jetzt freut er sich auf die erneute Derby-Ausgabe.
21. Mai 2018, Stadion Niederrhein: Es läuft die 41. Minute im Niederrheinpokal-Finale zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen vor 15.000 Zuschauern. Auf Zuspiel von Linksaußen Tim Hermes landet der Ball bei Kai Nakowitsch, der sich aus knapp 18 Metern vor dem Essener Gehäuse ein Herz fasst und per Gewaltschuss zum 1:0 einnetzt. Im Anschluss sprintet der RWO-Innenverteidiger Richtung Auswechselbank, wo er unter dem Jubel seiner Mitspieler buchstäblich begraben wird. Ein Moment, bei dem der heute 26-Jährige auch knapp drei Jahre später noch immer Gänsehaut bekommt.
Letztlich gewann RWO das Finale durch den späten Siegtreffer von Yassin Ben Balla mit 2:1 und feierte erstmals nach 20 Jahren wieder den Cup-Gewinn. „Im Anschluss brachen alle Dämme. Die RWO-Fans stürmten den Platz und der Rest war eine einzige Party, die wir bis nach Mallorca fortgesetzt haben“, erinnert sich Nakowitsch im Gespräch mit der Sportredaktion an den feuchtfröhlichen Erfolg.
Große Vorfreude aufs Derby
Auch der am kommenden Mittwoch (19 Uhr) anstehenden Neuauflage des Revierderbys im Pokal-Viertelfinale im Stadion Niederrhein fiebert der ehemalige Kleeblatt-Akteur entgegen: „Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Spiel. Hoffentlich wird es genauso ein Krimi wie 2018.“
Selbst hat Nakowitsch bereits seit vergangenem November nicht mehr gegen den Ball getreten, als der Amateurfußball wegen des zweiten Corona-Lockdowns in die Zwangspause geschickt wurde.
„Man hatte immer die Hoffnung, dass es doch noch mal losgeht. Aber letztlich war der Abbruch der Saison unausweichlich“, so der gebürtige Essener, der seit seinem Abschied bei RWO im Sommer 2019 bei der SpVg Schonnebeck in der Oberliga Niederrhein kickt.
Ausbildung als Bürokaufmann
Die Wechsel-Entscheidung hatte damals nichts mit seinen tadellosen Leistungen im Kleeblatt-Dress zu tun, sondern wurde mit Blick auf die berufliche Zukunft getroffen.
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„Ich wollte fußballerisch kürzer treten, da ich wusste, dass ich durch den Sport nicht reich werden würde“, entschied sich Nakowitsch dazu, eine Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH zu machen. „Natürlich kannst du in der Regionalliga auch gutes Geld verdienen, aber bei weitem nicht so viel, dass du nach der Karriere ausgedient hast. Da muss man frühzeitig Prioritäten setzen.“
Die Entscheidung für die Ausbildung hat Nakowitsch, der im kommenden Jahr heiraten wird, nie bereut. „Überhaupt nicht. Das war der Weg, den ich gehen wollte und musste.“ Dass er doch ein wenig neidisch Richtung Regionalliga West schaut, wo trotz der Corona-Pandemie der Ligabetrieb fortgesetzt wird, will Nakowitsch aber nicht verneinen. „Wenn ich mir die Partien von RWO und RWE im Livestream anschaue, hat es schon ein paar Mal in den Beinen gekribbelt. Aber bei uns wird ja hoffentlich auch bald wieder der Ball rollen.“
Im „familiären Schonnebeck“ fühlt sich „Nako“, wo er kürzlich seinen Vertrag bis 2022 verlängert hat, pudelwohl, auch wenn er sich an die neuen Gegebenheiten in der Oberliga erst gewöhnen musste.
„Wenn du deine Acht-Stunden-Schicht hinter dir hast und dann zum Training oder zum Spiel unter der Woche musst, merkst du schon den Unterschied zu früher“, berichtet Nakowitsch, der bei der Spielvereinigung auch als Co-Trainer bei der U15 agiert. „Für den Nachwuchs tut es mir besonders leid, wie sich die Situation seit Monaten darstellt. Spielpraxis ist in dem Alter so wichtig.“
Fast aufgestiegen
Nakowitsch war 2015 von der Hafenstraße an die Lindnerstraße gewechselt, wo er neben dem Pokalerfolg ein Jahr später auch fast in die 3. Liga aufgestiegen wäre. Diese Chance haben in der aktuellen Spielzeit noch die Essener, welche sich in einem spannenden Zweikampf mit dem Tabellenführer Borussia Dortmund II befinden. Dass RWE aber deshalb das Pokalspiel gegen RWO mit halber Kraft angehen wird, glaubt Nakowitsch nicht.
„Nako“ erwartet „harten Fight“
„Nach dieser sensationellen Runde im DFB-Pokal will RWE in der nächsten Saison bestimmt wieder dabei sein“, erwartet der Rechtsfuß von beiden Teams einen „harten Fight“.
Wer den Rasen letztlich als Sieger verlassen wird, da möchte der Essener zwar im Vorfeld keinen Tipp abgeben, wobei er aber sicher ist, dass RWO-Trainer Mike Terranova seine Spieler für den Pokalabend „ordentlich heiß machen wird.“
Vielleicht so wie im Mai 2018, auch wenn fast auf den Tag genau drei Jahre später keine 15.000 Zuschauer live im Stadion mitfiebern können.