Bochum. Spiel verloren, Herzen gewonnen: Für Bochums Basketballer war gegen die Rostock Seawolves wenig zu holen. Für Highlights sorgen sie trotzdem.
Das gibt es auch nicht so oft: Obwohl die Partie im vierten Viertel mit mehr als zwanzig Punkten Rückstand gelaufen war, standen die Basketball-Fans auf der Tribüne der Bochumer Rundsporthalle, klatschten und feuerten die Mannschaft an. Am Ende unterlagen die VfL Sparkassen Stars Bochum den Rostock Seawolves in der 2. Basketball Bundesliga ProA deutlich mit 88:108. Vier Heimspiele in Serie hatten die Bochumer vorher gewonnen. Am Samstagabend gab es keinen Sieg, aber in die Herzen des Publikums spielte sich das Team ganz sicher.
„Mir fehlen die Worte für die Leistung dieser Mannschaft“, meinte Coach Felix Banobre nachher, empfand „Dankbarkeit“ und „Wertschätzung“ angesichts der Umstände. Mit nur sieben Spielern waren die Bochumer wieder angetreten; auch die Seawolves waren nicht komplett, aber immerhin zu zehnt.
Eine unmögliche Voraussetzung, um eine der besten Mannschaften der Liga zu schlagen und die Bochumer starteten auch noch schlecht. Dominic Green traf zwar den ersten Dreier zum 3:0, aber nach nicht einmal vier Minuten stand es 5:19 und normalerweise hätte man die Bochumer da abschreiben müssen. Aber nicht diese Mannschaft.
Sparkassen Stars Bochum: Gabriel Jung haucht der Offense Leben ein
Banobre nahm ein Timeout, brachte kurz danach den den 20-Jährigen Gabriel Jung, der direkt mit seiner ersten Aktion einen Dreier traf. Und plötzlich war Leben drin. Die Stars hatten endgültig nichts mehr zu verlieren, verteidigten leidenschaftlich, gingen vorne immer wieder auf die Dreier. Und trafen sie.
Kurz nach der Pause verkürzte Rohwer per Vierpunktspiel auf 27:32, dann traf Tony Hicks zwei Dreier innerhalb von einer halben Minute und Bochum lag 33:32 in Führung. Rostock konterte, auf der Gegenseite aber traf wieder Green für drei. 36:34, 15. Minute – wow. Sie würden doch nicht schon wieder ...
Vor einer Woche hatten die Bochumer zu siebt in Itzehoe gewonnen, aber eben bei einem Team, das sieben Spiele in Folge verloren hatte. Die Rostock Seawolves kamen dagegen mit sieben Siegen in Serie und dachten nicht daran, diese in Bochum enden zu lassen.
Bei Bochum lassen die Kräfte nach, Rostock übernimmt
„Solche Spiele sind schwer vorherzusehen. Bochum hat es sehr gut gemacht und uns überrascht“, sagte Seawolves-Coach Christian Held nachher. Seine Mannschaft hatte aber die tiefere Rotation, die höhere individuelle Klasse und übernahmen schnell wieder die Führung. Von 38:36 ging’s auf 38:43, zur Pause stand es 42:50 aus Bochumer Sicht.
Und so ging es dahin. Die Bochumer Dreier fielen nicht mehr, die Wege auf die andere Spielfeldseite wurden länger, jeder Schritt tat weh, man sah es in den Gesichtern. Und Rostock presste gnadenlos übers ganze Feld, ließ Bochum kaum eine Sekunde zum Durchatmen, traf dazu vorne fast jeden zweiten Dreier.
18:0-Lauf entscheidet das Spiel zugunsten der Rostocker
Dominic Green verkürzte in der 23. Minute auf 46:56. Den nächsten Korb für Bochum machte Johannes Joos on der 26. Minute, das war das 48:74 – es war ein 18:0-Lauf der Seawolves, der das Spiel entschied. 36:11 endete das dritte Viertel. Aber nach Hause ging niemand, die Fans verstanden, dass es an diesem Abend nicht ums Ergebnis ging.
Die Bochumer steckten nicht auf, kämpften um jeden Punkt, um jeden Rebound und wurden von den Rängen mit Applaus und Unterstützung belohnt; ob Hicks Rebound und Korbleger gegen zwei Gegner oder Lasse Bungarts erster Pro-A-Dreier, der beim 58:86 natürlich nur noch nur Ergebniskosmetik war. Bochum gewann das letzte Viertel 35:22 und gestaltete das Ergebnis mit 88:108 respektabel.
Quarantäne-Zeit ist für Bochumer Spieler vorbei
Der wichtigste Aspekt des Abends aber war, dass die Bochumer Bank wieder voll besetzt war, wenn auch mit Spielern in Jeans statt Jerseys. Für die fünf Corona-infizierten Spieler ist die Quarantäne vorbei, sie wollten unbedingt auf der Bank dabei sein, um ihre Teamkollegen unterstützen. Der Bochumer Zusammenhalt funktioniert.
Bei jeder guten Aktion stand die Bank auf, vor allem Kilian Dietz (Fingerverletzung) coachte immer wieder leidenschaftlich mit. Müßig zu überlegen, was mit einem vollen Kader möglich gewesen wäre, angesichts der ersten Halbzeit. Wobei: Schon am 9. Januar kommt es in Rostock zum Rückspiel.
VfL Sparkassen Stars - Seawolves Rostock 88:108
Viertel: 24:30, 18:20, 11:36, 35:22.
Bochum: Green (26 Punkte, 4 Dreier, 7 Rebounds), Hicks (25, 7 Assists), Jung (13), Joos (8), Bungart (7), Rohwer (5), Kamp (4).
Rostock: Roland (27 Punkte, 3 Dreier), Theis (22), Nelson (16), Ilzhöfer (16), Carter (11, 6 Rebounds, 10 Assists), Pearson (8), Jost (3), Azodiro (3), Montgomery (2), Schmundt.
Statistiken: Zweipunktquote 61% - 62%, Dreipunktquote 29% - 47%, Freiwurfquote 87%-80%, Rebounds (38-32), Turnover 23-15, Fouls 23-23.
Spitzen-Basketball in Bochum
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