Duisburg. Der MSV Duisburg tut sich im Heimspiel gegen das Schlusslicht der 2. Bundesliga schwer. Die Kopfballstärke einer Abwehrspielerin hilft.

Nach dem Abpfiff führte Henrik Lehm auf dem Rasen der Schauinsland-Reisen-Arena noch ein längeres Gespräch mit seiner Innenverteidigerin Kelsey Vogel. Was der Inhalt der Unterhaltung war? „Ich habe ihr den Spitznamen ,Air Force One’ gegeben“, meinte der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg augenzwinkernd. Den hatte sich die US-Amerikanerin durch zwei Kopfballtore jeweils nach einer Ecke, mit denen sie großen Anteil am 4:2 (2:2)-Sieg über den SV Henstedt-Ulzburg besaß, auch redlich verdient.

Es waren allerdings nicht nur lobende Worte für die Lufthoheit, die der dänische Coach in seinem Vortrag fand. Er kritisierte im selben Atemzug, dass die Lücken zwischen Vogel und ihren Vorderleuten zu groß geworden seien. „Es gibt immer Spielraum für Verbesserungen“, meinte Lehm. Und fügte halb ernst, halb humorvoll mit Blick auf das gesamte Spiel hinzu: „Deshalb habe ich so graue Haare.“

Die Haare wurden noch ein bisschen grauer: Henrik Lehm am Rande des MSV-Spiels gegen Henstedt-Ulzburg.
Die Haare wurden noch ein bisschen grauer: Henrik Lehm am Rande des MSV-Spiels gegen Henstedt-Ulzburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Diesen Farbton wies Lehms Schopf zwar schon vor dem Anpfiff auf, doch die 90 Minuten intensivierten ihn noch einmal. Das Duell mit dem Tabellenletzten aus dem hohen Norden zerrte beim Aufstiegsaspiranten mehr an den Nerven als zuvor wohl gedacht. Henrik Lehm fand in der Nachbetrachtung nur die Anfangs- und die Schlussphase akzeptabel: „Ansonsten war ich nicht so zufrieden.“

Aus dem Nichts gehen die Gäste in Führung

Der MSV startete zwar druckvoll, fand aber zunächst keinen Weg durch die aufopferungsvolle Defensive der Schleswig-Holsteinerinnen. Und dann, wie aus dem Nichts, führten diese sogar, weil Kari Närdemann einen für Kelsey Vogel gedachten Kurzpass in die Füße von Indra Hahn spielte, die das Leder kurzerhand über die Keeperin der Zebras lupfte (16.).

Der Schock war hier nur kurz, die Reaktion der Gastgeberinnen folgte schnell. Neun Minuten später hatte Kelsey Vogel ihren ersten Air-Force-Einsatz des Tages, als sie nach einer Ecke von Brenna Rae Ochoa die SVHU-Abwehr übersprang und das 1:1 köpfte. Vom Anstoß weg machte der MSV Druck, zwang den Außenseiter in die Defensive und kam durch einen starken 20-Meter-Lupfer von Antonia Halverkamps zur flotten Führung. Doch Sicherheit gab diese nicht – stattdessen schaffte der Tabellenletzte drei Minuten vor der Pause nach starker Einzelleistung von Hahn den Ausgleich.

An diesem Spielstand hatte der MSV dann merklich zu knabbern. Es war zu merken, dass weiter eine gefährliche Stoßstürmerin fehlt; die nach einer Stunde ausgewechselte Alexandria Hess wird dieser Rolle (noch) nicht gerecht. Ein erneuter Standard war nötig, um den Patzer in der Pflichtübung zu vermeiden: Nach einem durchgerutschten Freistoß schob Melissa Ugochukwu zum 3:2 ein (77.). Erst in der Nachspielzeit machte Vogel, die neue Luft-Waffe der Zebras, nach Ecke von Miray Cin alles klar.

Die Statistik

MSV: Närdemann – Angerer (61. Bitzer), Vogel, Fürst, Zielinski – Uveges, Ochoa, Cin, Halverkamps – Hess (61. Vobian), Ugochukwu.

Tore: 0:1 Hahn (16.), 1:1 Vogel (25.), 2:1 Halverkamps (26.), 2:2 Hahn (42.), 3:2 Ugochukwu (77.), 4:2 Vogel (90./+2).