Duisburg. Der Trainer des MSV Duisburg kehrt in seine dänische Heimat zurück. In seinem letzten Spiel gab es nur ein Remis, das trotzdem weiterhalf.
Henrik Lehm machte sich beim Abschied rar. Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die am Sonntagvormittag auf der Haupttribüne der Schauinsland-Reisen-Arena saßen und damit hinter der Trainerbank der Gastgeberinnen, fragten sich wohl teilweise schon, ob der Däne bei seinem letzten Spiel als Chefcoach des MSV Duisburg in der 2. Fußball-Bundesliga der Frauen überhaupt anwesend war. Nach dem Schlusspfiff tauchte er aber doch noch auf, nahm einige Geschenke der Spielerinnen entgegen und wurde ein paarmal geherzt – und das war’s dann. Nach einem eher enttäuschenden 1:1 (0:0) gegen die „Zweite“ der TSG 1899 Hoffenheim, das trotzdem reichte, um den Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz weiter auszubauen, kehrt Henrik Lehm auf eigenen Wunsch in seine Heimat zurück.
„Ich bin sicher, dass die Mannschaft aufsteigen wird. Ich werde mich erst einmal auf mein Privatleben konzentrieren, aber dann werde ich wieder Trainer sein“, sagt der 61-Jährige, der im vergangenen Sommer nach dem Bundesliga-Abstieg auf Thomas Gerstner folgte. Hauptsponsor Capelli, bei den MSV-Frauen für das strategische Geschehen verantwortlich, schickte seinen zuvor unter anderem in Ghana tätigen Angestellten ins Ruhrgebiet, wo ihn aber nun das Heimweh plagte. Seinem Wunsch auf einen vorzeitigen Abgang wurde stattgegeben, nachdem die Nachfolgelösung gefunden war.
Schneck als Trainer im Doppelpack
Die ist etwas kurios. Nominell zum Trainer aufrücken wird Lehms bisheriger Assistent Nico Schneck, seit Sommer 2020 in Duisburg beschäftigt. Ihm zur Seite stehen wird sein Vater Walter Schneck als sogenannter Teamchef, aber wohl auch als Lizenzgeber. Der 66-Jährige trainierte bislang vor allem Männerteams in seiner baden-württembergischen Heimat, unter anderem von 2008 bis 2010 den SC Pfullendorf in der Regionalliga Süd. Seit 2017 hatte er den Trainerjob allerdings ruhen lassen und als Fahrlehrer gearbeitet. „Wir freuen uns, dass der Verein diese Konstellation ermöglicht. Ich habe fast alle Spiele des Teams gesehen und freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt Schneck senior.
Am Sonntag hatte der jüngere Schneck in der Arena eindeutig das Sagen. Während sich Henrik Lehm auf die Bank zurückzog, stand der bisherige Co-Trainer fast 90 Minuten an der Linie. Daran bestand auch eindeutiger Bedarf, denn der im eigenen Stadion bislang durchweg siegreiche MSV konnte das Publikum diesmal nicht begeistern. „Aufwachen!“, schrie ein Fan Mitte der zweiten Hälfte bezeichnenderweise durchs weite Rund.
Kopfbälle auf der Linie geklärt
Die Sinsheimerinnen hatten relativ schnell einen Weg gefunden, den Zebras im Spielaufbau Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Zu verzeichnen gab es bei den Angriffsbemühungen überwiegend Harmloses, Gefahr kam nur bei Standards auf. Jeweils nach Ecken wurden Kopfbälle von Selina Vobian (53.) und Claire O’Riordan (59.) auf der Linie geklärt.
In der 67. Minute schien sich aber doch noch alles zum Guten zu wenden, als Selina Vobian gegen ihren Ex-Klub eine Einzelleistung mit einem Schuss aus kurzer Distanz zum 1:0 vollendete. Die bis dahin offensiv kaum vorkommenden Gäste antworteten mit ihrem ersten konstruktiven Angriff, an dessen Ende zwar Ann-Sophie Braun an der stark haltenden Kari Närdemann scheiterte, aber Marie Steiner den Abpraller ungestört im Tor unterbrachte (71.).
Doppel-Glück für den MSV: Mara Alber traf in der 89. Minute das Lattenkreuz – und Verfolger RB Leipzig stolperte mit 2:3 gegen Bayern München II, weshalb der Vorsprung nun sechs Punkte beträgt.
MSV: Närdemann – Henriksen (82. Angerer), Fürst, O’Riordan, Parcell (46. Halverkamps) – Ochoa – Cin, Hess – Vobian, Ugochukwu (63. Günster), Zielinski.
Tore: 1:0 Vobian (67.), 1:1 Steiner (71.).