Soest. Das Glück kehrt bei Olympia zurück: Gina Lückenkemper darf endlich in die Wettbewerbe eingreifen und kann ein für sie tristes Jahr aufhellen.

Gina Lückenkemper erlebt aktuell in Tokio ihre zweiten Olympischen Spiele. Diese gleichen für die Sprinterin aus Soest emotional einer Achterbahnfahrt wie auf der Soester Allerheiligenkirmes. Die 24-Jährige reiste als Ersatzläuferin ohne Aussicht auf einen Start an, durfte sich plötzlich doch Hoffnung auf ein Einzelrennen über 100 Meter machen – und wurde wider Erwarten nicht nominiert. Jetzt allerdings kehrt das Glück zurück.

Staffel-Start um 3 Uhr nachts

Ab 3 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kann Lückenkemper in der 4 x 100-Meter-Staffel ein für sie bislang bescheidenes Jahr vergessen machen. Das deutsche Quartett startet im leichteren zweiten Halbfinale auf Bahn sechs. 2016 in Rio lief die deutsche Staffel mit 42,10 Sekunden auf Rang vier.

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„Morgen ist Wettkampftag“, postete Lückenkemper, die für den SSC Berlin startet, voller Vorfreude auf ihrem Instagram-Account. Im Einzel über 100 Meter setzten die Trainer sie bewusst nicht ein, um sie für die Staffel zu schonen. Schließlich hatte sich Lückenkemper am Ende ihres Trainingsaufenthaltes in den USA im Frühjahr einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen.

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„Na ja, ich komme gerade frisch aus einer Verletzung. Wäre ich da jetzt schon in der Form von 2017 und 2018, wäre das höchst fragwürdig, da ich einfach einige Wochen lang nicht voll trainieren konnte“, antwortete sie im Interview mit der Zeitungsgruppe „Westfälischer Anzeiger“ auf die Frage, wie sie ihre aktuelle Form im Vergleich mit den Jahren 2017 und 2018, in denen sie die 100 Meter sogar unter elf Sekunden lief, beurteile. „Sämtliche Einheiten mit hohen Geschwindigkeiten sind ausgefallen und das zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt der Saison. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Form und damit auf die Zeiten im Wettkampf.“

Leidenschaftliche Staffelläuferin

11,49 Sekunden – das ist die aktuelle Jahresbestleistung Lückenkempers über 100 Meter. Die 10,95 Sekunden aus dem Vorlauf der Weltmeisterschaft 2017 in London, die immer noch ihre persönliche Bestleistung darstellen, sind davon weit entfernt. Dennoch machte die Wahl-Bambergerin unter anderem in den Trainingseinheiten im japanischen Miyasaki vor dem Einzug ins olympische Dorf einen gewaltigen Schritt nach vorne. Und sie ist einen leidenschaftliche Staffelläuferin, die sich für das Quartett des Deutschen Leichtathletikverbandes zerreißt.

EM-Bronze 2018 in Berlin: (v.l.) Gina Lückenkemper, Lisa-Marie Kwayie, Rebekka Haase und Tatjana Pinto jubelten damals.
EM-Bronze 2018 in Berlin: (v.l.) Gina Lückenkemper, Lisa-Marie Kwayie, Rebekka Haase und Tatjana Pinto jubelten damals. © dpa | Michael Kappeler

„Wir haben da aktuell eine wirklich coole Truppe beisammen, da kann so einiges gehen“, sagte Lückenkemper über die 4 x 100-Meter-Staffel: „Und schließlich müssen erst einmal alle Staffeln im Vorlauf und im Finale den Stab ins Ziel bringen.“ Als großer Gold-Favorit startet das Quartett aus Jamaika in den Wettbewerb, da alle vier Sprinterinnen die Elf-Sekunden-Marke in 2021 deutlich unterbieten konnten. Die USA und Großbritannien gehören zum Kreis der Medaillenanwärter – das DLV-Quartett aber auch.

Weltjahresbestleistung

Bei der Sparkassen Gala in Regensburg Mitte Juni liefen Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Tatjana Pinto und Rebekka Haase in 42,38 Sekunden Weltjahresbestleistung. Mayer fehlt in Tokio, weil sie sich wie Lisa Nippgen im Vorbereitungstrainingslager verletzte – und damit die emotionale Achterbahnfahrt Lückenkempers in Gang setzte.