Bochum. Mit 36,43 km/h ist Gerrit Holtmann vom VfL Bochum der schnellste Spieler der 2. Liga. Warum er noch schneller laufen kann, erklärt sein Trainer.
Die Vergleiche mussten kommen. Wenn es um Geschwindigkeit geht, ist man schnell bei Usain Bolt. Der Sprinter aus Jamaika hat es in einem Rennen mal auf 44,72 km/h gebracht. Obwohl Gerrit Holtmann davon noch einiges entfernt ist, wurde er mit Bolt verglichen. Der Außenangreifer des VfL Bochum hat unlängst 36,43 km/h geschafft. Für Raunen und Erstaunen sorgte er, als er nach dem Düsseldorf-Spiel sagte, er würde im Training noch einmal 2 km/h schneller laufen. Sein Trainer Thomas Reis klärt auf, wie das geht.
Was viele zunächst durcheinander brachten und was einige wohl auch falsch verstanden hatten, war die Art und Weise, wie Holtmann im Training in der Tat noch etwas schneller laufen kann. Im Interview mit dem Sender Sky sprach er davon, dass ein Band ihm dabei helfen würde.
Es ist aber eben kein Laufband. Es ist eine Art überdimensionales Gummiband mit Schlaufen an beiden Enden. Die Schlaufen legen sich zwei Spieler um die Hüfte, sie sind dann durch das dehnbare Band verbunden. „Einer bleibt zunächst stehen“, sagt Thomas Reis. „Der andere läuft und bringt das Band auf Spannung. Wenn das Band nahezu maximal gespannt ist, läuft der zweite Spieler los. Er wird dann durch das Band mitbeschleunigt.“
Auch Leitsch und Gamboa sind in der Top-10
Das sorgt dann dafür, dass zum Beispiel auch Gerrit Holtmann noch mal 2 km/h schneller wird. Schnell unterwegs sind beim VfL Bochum aber auch andere Akteure. Mit Maxim Leitsch und Cristian Gamboa sind zwei weitere VfL-Akteure unter den zehn schnellsten Spielern der 2. Bundesliga.
Leitsch ist hinter Holtmann und dem 35,33 km/h schnellen Fürther Robin Kehr mit 35,17 km/h drittschnellster Zweitliga-Spieler. Gamboa teilt sich mit dem Darmstädter Victor Palsson Platz neun und immerhin 34,74 km/h. Schnellster Spieler der 1. Bundesliga ist Alphonso Davies vom FC Bayern München. Er lief in dieser Saison bereits 35,95 km/h.
„Wir machen das Training mit dem Band zur Verletzungsprophylaxe“, sagt Reis. „Dieses Training versuchen wir einmal in der Woche zu machen. Wenn eine englische Woche ist, geht das natürlich nicht. Die Spieler machen dann immer vier Läufe. Der erste ist, um reinzukommen, drei werden dann mit maximaler Geschwindigkeit gelaufen.“
Auswertung der Trainingsdaten durch Spezialisten
Das Geschwindigkeitstraining ist aber nur ein Teil der wiederkehrenden Trainingsarbeit. „Wir machen auch Sprungtests“, sagt Reis. „Athletiktrainer Jörn Menger listet das tabellarisch auf. Anhand der Tabelle können wir Auffälligkeiten sehen. Die Auswertungen machen Spezialisten. Zunächst mussten wir natürlich etliche Tests machen, um Vergleichsdaten zu haben.“
Das spezielle Training trägt bei den Bochumern in dieser Saison offensichtlich mit dazu bei, dass kaum Spieler mit Verletzungen ausfallen. Etwas Überzeugungsarbeit musste Reis bei seinen Spielern allerdings leisten, um die Tests und speziellen Trainingsreize zu etablieren.
Vor der Saison habe er mit der Mannschaft gesprochen und gesagt, dass er etwas Neues ausprobieren möchte. „Ich habe den Spieler mitgegeben, dass sie sich darauf einlassen und mitziehen sollen. Wir haben zunächst gesagt, dass wir das in den sechs Wochen der Vorbereitung durchziehen. Jetzt ist es etabliert, die Mannschaft nimmt es an.“
Riemann soll am Montag ins Teamtraining zurückkehren
Gänzlich ohne Verletzungen gehen aber auch die Bochumer nicht durch diese Spielzeit. Simon Zoller fehlte zuletzt zwei Spiele aufgrund muskulärer Probleme. Und das ein Spieler im Spiel verletzt wird, kann auch immer passieren. So wie bei Manuel Riemann. Er knickte früh im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf um, hielt unter Schmerzen durch. In der Meisterschaft fehlen aber wird er wohl nicht.
„Ich gehe bei ihm davon aus“, sagt Reis, „dass er am Montag wieder ins Mannschaftstraining einsteigt. Am Montag wollen wir wenn möglich Elf gegen Elf spielen, um nach der Trainingspause in dieser Woche dann wieder reinzukommen. Am Samstag und Sonntag wird er voraussichtlich individuell trainieren. Am Dienstag der nächsten Woche machen wir dann noch mal frei. Bis zum Spiel gegen Holstein Kiel haben wir dann noch drei Einheiten.“
Die kann bei Reis jeder Akteur nutzen, um sich für den Spieltagskader und die Startelf aufzudrängen. Gerne sieht er es, wenn die Spieler selbstständig noch etwas mehr machen und nach dem Mannschaftstraining noch Extraschichten anhängen.
Jeder Spieler könne noch mehr machen, sagte Reis. Das gelte nicht nur für Silvere Ganvoula. Dem hatte er zuletzt für seinen Einsatz im Training nicht die Bestnoten gegeben. Auch da macht Reis keinen Unterschied zwischen den derzeitigen Stammspielern und den derzeitigen Ergänzungsspielern. Auch Gerrit Holtmann lobt Reis nicht nur. „Er macht es inzwischen besser als noch zu Saisonbeginn. Aber er kann im Training noch mehr die Flanken üben. Es gibt reichlich Potenziale in der Mannschaft.“