Duisburg. Die Duisburger Frauen brauchen nach dem Abgang von Thomas Gerstner einen neuen Trainer. Auch da dürfte externe Kompetenz wieder gefragt sein.
Die Antwort von Thomas Gerstner auf die Frage, ob er von der aktuellen Entwicklung überrascht sei, ist wohl eher von gesamtgesellschaftlicher Natur. „Mich überrascht nichts mehr“, sagt der 54-Jährige, dem am Freitag mitgeteilt worden war, dass er die Fußballerinnen des MSV Duisburg in der kommenden Saison trotz noch laufenden Vertrages nicht mehr trainieren wird. Mehr Einblick in seine Gemütsverfassung mochte der 340-malige Erst- und Zweitligaprofi kurz nach dem Entschluss der Vereins, der zumindest im Umfeld sicherlich einiges an Erstaunen hervorruft, nicht geben.
„Verständnisvoll und respektvoll“
Angesichts des Umstandes, dass Gerstner vor kurzem noch erklärt hatte, er wolle den Weg des Vereines weiter mitgehen und nach dem feststehenden Abstieg in die 2. Bundesliga nun auch die entsprechende Personalplanung vorantreiben, ist freilich davon auszugehen, dass auch ihn die Nachricht eher unvorbereitet getroffen hat. Der MSV ließ dazu verlauten, Gerstner habe die Entscheidung „verständnisvoll und respektvoll“ entgegengenommen.
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Mit dem sportlichen Abschneiden in der aktuell noch laufenden Saison argumentiert die Geschäftsführung des MSV dabei gar nicht. Die Zebra-Frauen waren nach drei Jahren, in denen sie unter Gerstner jeweils mehr oder weniger knapp den Klassenerhalt geschafft hatten, diesmal so gut wie nicht konkurrenzfähig und warten drei Runden vor der Sommerpause noch immer auf den ersten Punktspielsieg. Auf Anfrage der Sportredaktion erklärt Geschäftsführer Thomas Wulf: „Mit dem Abstieg in die zweite Liga möchten wir einen Cut machen und neu starten – einschließlich der Trainerposition.“
Noch bei drei Spielen des MSV Duisburg auf der Bank
Dieser Schnitt hätte womöglich auch mit sofortiger Wirkung erfolgen können, doch dazu kommt es nicht. „Ich habe dem Verein von mir aus angeboten, dass ich mein Amt noch in den restlichen drei Spielen ausübe, damit man da nicht dafür noch einen Lizenzinhaber finden muss“, so Thomas Gerstner. Die Zebras, an diesem Wochenende ohne Einsatz, greifen am kommenden Sonntag daheim gegen Werder Bremen wieder ein – vermutlich die beste Chance, nicht ohne einen Dreier aus der Saison zu gehen. Danach warten noch die Partien bei der SGS Essen am 23. Mai und gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 6. Juni.
Und dann? Angesichts der Kurzfristigkeit der Entscheidung des Vereins hat sich Thomas Gerstner noch nicht sehr viele Gedanken machen können, wie es in der kommenden Saison für ihn weitergeht. Die Gespräche, wie mit seinem ein weiteres Jahr laufenden Vertrag verfahren wird, sind noch zu führen.
Wie sich der MSV derweil neu aufstellt, lässt der Klub ebenfalls noch offen. Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Thema auch wieder externe Kompetenz herangezogen wird, wie es schon beim Entschluss zur Trennung von Thomas Gerstner der Fall war. Zu letzterem Findungsprozess ließ Thomas Wulf auf Anfrage verlauten: „Die Entscheidung der Geschäftsführung ist das Ergebnis eines intensiven Diskussions-Prozesses zum Neustart für den Frauenfußball beim MSV Duisburg, bei dem selbstverständlich auch Capelli mit einbezogen wurde.“ Dass der Trikotausrüster und Sponsor bei den Kickerinnen zunehmend Einfluss ausübt, war zuletzt schon offenbar geworden.
Wie Verein und Sponsor die Zukunft des einst ruhmreichen Duisburger Frauenfußballs gestalten, wollen die Verantwortlichen – wie sämtliche dazu zählenden Personalfragen – noch nicht durchblicken lassen. „Zur sportlichen und auch organisatorischen Neu-Ausrichtung für die kommende Spielzeit wird sich der MSV dann äußern, wenn alle Strukturen final vereinbart und fixiert sind“, heißt es in der Mitteilung vom Freitag. Zuvor hatte Thomas Gerstner aber schon Gespräche mit einigen Spielerinnen bezüglich ihrer Zukunft geführt. Dazu stellt Thomas Wulf fest: „Die Planungen haben in Abstimmung stattgefunden und die getätigten Aussagen behalten daher ihre Gültigkeit.“