Duisburg. Der MSV hat sich von einem Großteil des bisherigen Kaders verabschiedet. Vom Investor kommen große Ziele für die kommenden Jahre.

Abschiede sind niemals eine leichte Angelegenheit. Jener am Sonntag, nach einem Jahr, das zahlreiche sportliche Enttäuschungen bereithielt, war es wohl noch weniger. Immerhin konnten sich die Verantwortlichen des MSV Duisburg nicht vorhalten lassen, ihre Pflicht in dieser Hinsicht versäumt zu haben. Beide Geschäftsführer, der komplette Vorstand und Männer-Sportchef Ivica Grlic waren im PCC-Stadion erschienen, um dem vorerst letzten Auftritt der Zebra-Frauen in der 1. Fußball-Bundesliga beizuwohnen. „Die Mädels haben viel durchmachen müssen. Deshalb sind wir alle hier, um ihnen Respekt zu zollen“, erklärte Geschäftsführer Peter Mohnhaupt.

Und was machst Du so demnächst? Kapitänin Meike Kämper beendet ihre Karriere, die Zukunft von Trainer Thomas Gerstner ist offen.
Und was machst Du so demnächst? Kapitänin Meike Kämper beendet ihre Karriere, die Zukunft von Trainer Thomas Gerstner ist offen. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Die individuellen Ansprachen für jede einzelne der 16 scheidenden Kickerinnen überließ er dann freilich Stadionsprecher Jörg Conradi, der sich merklich schwer tat, in allen Fällen immer etwas zu sagen, das über eine reine Aufzählung der in blau-weißen Streifen absolvierten Spiele hinausging. Aber was sollte er auch machen bei einem Team, das mit nur sieben Punkten abgeschlagener Tabellenletzter wurde? Bei aller menschlichen Wertschätzung hat der Stolz auf die erbrachte Leistung dann auch naturgegebene Grenzen.

Trennung von 16 Spielerinnen war unabwendbare Maßnahme

Und wer sich genau diesen Umstand vor Augen führt, wird dann auch irgendwann zu der Sichtweise gelangen, dass der beim ersten Hinhören brutal klingende Abgang von gleich 16 Spielerinnen eine unabwendbare Maßnahme darstellt. Sicher hätte der MSV mit Akteurinnen wie Mara Grutkamp, Ecem Cumert oder Geldona Morina auch in eine Zweitligasaison gehen können. Nur: Was hätte das gebracht? Lediglich in Einzelfällen wie vor allem Abwehrchefin Julia Debitzki mag erstaunt die Augenbraue gehoben werden. Was bei ihr oder anderen den Ausschlag gegeben hat, wurde von Vereinsseite nicht kommuniziert.

Das führt dann vom Blick zurück zum Blick nach vorn – oder auch nicht, denn ein solcher ist aktuell nur sehr eingeschränkt möglich. Als Ende April die überraschende Trennung von Trainer Thomas Gerstner zum Saisonende erfolgte, gab es auf die konkreten Nachfragen dieser Redaktion zur sportlichen und administrativen Zukunft des Frauenbereichs aus der Chefetage diese Sammelantwort: „Zur sportlichen und auch organisatorischen Neu-Ausrichtung für die kommende Spielzeit wird sich der MSV dann äußern, wenn alle Strukturen final vereinbart und fixiert sind.“

Capelli verkündet ambitionierte Ziele

Das ist auch jetzt, knapp eineinhalb Monate später, noch immer der Stand der Dinge. Zwar hat der künftige Trainer des Teams, der Däne Henrik Lehm, gegenüber der Sportredaktion offen verkündet, dass er diesen Job übernehmen wird; offiziell hat der MSV diesen Fakt aber bislang nicht bekanntgegeben.

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Auch wer in der 2. Bundesliga auf dem Platz stehen wird, liegt noch im Dunkeln. Aus dem bisherigen Kader wurden acht Spielerinnen nach der Partie gegen die TSG Hoffenheim nicht verabschiedet, was den Schluss nahelegt, dass sie auch eine Etage tiefer für den MSV antreten werden. Seit Montag ist nun zumindest klar, dass Ausrüster und Frauen-Trikotsponsor Capelli Sport eindeutig das Sagen haben wird. Das verkündete Ziel, „nicht nur kurzfristig wieder aufzusteigen, sondern sich dauerhaft in der 1. Bundesliga zu etablieren und mittelfristig zu den besten Teams des Landes zu gehören“, klingt extrem ambitioniert und weckt hohe Erwartungen.

Das bisherige Engagement der Amerikaner auf dem sportlichen Sektor war allerdings nicht von Erfolg gekrönt: Die über die „Capelli-Schiene“ verpflichteten Taylor Kornieck, Jorian Baucom und Sura Yekka erwiesen sich allesamt mehr oder weniger als Fehlgriffe.