Duisburg. Über 2600 Fans feiern ebenso wie die Spieler die Rückkehr der Füchse in die Oberliga. Vereinschef Stavros Avgerinos erklärt, was dazu nötig ist.

Irgendwann deuteten die Füchse lachend nach oben. Etienne Renkewitz, der Torhüter des frisch gebackenen Meisters der Eishockey-Regionalliga, hatte den Regieraum gekapert, sich das Mikrofon geschnappt – und gröhlte einige Lieder durch die Wedauer Eissporthalle. Ohnehin waren die Spieler gerade selbst zu Fans geworden. Die „Humba“ stimmte diesmal niemand von den Rängen an, sondern Stürmer Leon Taraschewski inmitten der strahlenden Mannschaft, die wenige Minuten zuvor tanzend und hüpfend den Meisterpokal in Empfang genommen hatte.

Kevin Wilson, der in Spiel zwei der Finalserie gegen den EHC Neuwied zwei immens wichtige Tore geschossen hatte, setzte kurz seinen Sohn ab, wirkte fast schon nachdenklich. „Unbeschreiblich“, sagte er auf die Frage, wie es sich denn anfühle, als Duisburger in Duisburg mit Duisburg Meister zu werden. „Dass ich das in meinem Alter noch erlebe, ist klasse. Aber das ist ja aktuell das beste Eishockey-Alter“, sagte de 35-jährige Stürmer der Füchse. Sein Goalie hatte schon vor seinem Ausflug in die Regie den Schalk im Nacken – was bei „Eddy“ fast schon Normalzustand ist. „Ich bin seit zwölf Jahren hier in Duisburg“, erklärte der Meidericher, der einst auszog, um in der DNL für Rosenheim und der DEL für Berlin und Wolfsburg zu spielen. „Das hier ist ein Highlight! Und vielleicht der richtige Moment, um aufzuhören.“ Hatte das lebende Inventar der Füchse das wirklich gesagt? Er setzte ein Lächeln auf. „Mal abwarten“, schob der 34-Jährige hinterher.

Viele junge Spieler dank guter Nachwuchsarbeit

Erfahrene Spieler werden die Füchse auch brauchen, wenn sie nun die Rückkehr in die Oberliga angehen. Bemerkenswert war aber gerade die Saisonleistung der vielen blutjungen Spieler. „Was mich stolz macht“, sagt EVD-Trainer Alex Jacobs, „ist, dass wir als einzige ständig mit vier Reihen gespielt haben. Die auch in der ersten Reihe zum Einsatz kamen, in Überzahl, in Unterzahl. Das alles ist aber nur möglich aufgrund der jahrelangen hervorragenden Nachwuchsarbeit, für die Dirk Schmitz verantwortlich ist.“ Lenny Schmitz, 18 Jahre alt, avanvierte an der Seite der Mecrones-Zwillinge, zum Leistungsträger und Tore- und Punktesammler.

Zudem waren die Füchse offen für weitere Talente aus der Region. Als der EVD in der Vorbereitung einen weiteren Torhüter suchte, fanden sie Linus Schwarte. Und was für ein Juwel sie da gefunden haben! Der 20-Jährige, der nicht etwas in Köln, Düsseldorf oder Krefeld ausgebildet worden ist, sondern – bedingt durch den Beruf seiner Eltern – in Abu Dhabi (!) mit dem Eishockey begann, strahlt eine ungeheure Ruhe aus. In der Halbfinalserie gegen Ratingen checkte er einen Gegenspieler hinter dem Tor, hielt seinen Kasten sauber und kam auch im letzten Drittel des finalen Finalspiels für den angeschlagenen Renkewitz ins Netz und stoppte einen Neuwieder Alleingang, weil er seinem Gegenspieler mutig und weit entgegenging und ihm den Puck ausstach. Als der Dinslakener nach Duisburg kam, hoffte er auf seine Chance. Dass er nun maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte, „damit konnte ich damals natürlich nicht rechnen“.

Jacobs: „Das zeigt, was möglich ist“

All das sagten die Füchse-Spieler, während die meisten der über 2600 Fans ihre Lieblinge noch lange nach Spielende feierten. Dass nicht immer alles perfekt war, auch Fehler passierten, dass verziehen die Anhänger immer. Das ist bei Erfolg freilich leicht, aber Jacobs brachte es auf den Punkt: „Diese Zuschauerzahl, diese Stimmung zeigt, was in Duisburg möglich ist, wenn sich die Fans mit der Mannschaft identifizieren können.“ Die Zahl der „echten“ Duisburger, des eigenen Nachwuchses und derjenigen, die schon viele Jahre in Duisburg spielen, war sehr groß – was den Erfolg für die Fans sicher noch besonderer macht. „Wir haben es geschafft. Und nun muss Duisburg hoffentlich nie wieder in der Regionalliga spielen“, strahlte Jacobs auf dem Eis.

Derweil ist Dirk Schmitz oft ein ernster Mensch. Als Sportlicher Leiter hat er die Gesamtentwicklung im Blick, denkt oft mehrere Schritte voraus, erahnt mögliche Probleme, die aus dem Weg geräumt werden müssen. Wenn jemand wie er, auf die Frage, wie es denn gerade so sei, mit „gut“ antwortet und dabei ein zufriedenes und glückliches Lächeln im Gesicht hat, dann sagt das schon eine Menge aus. „Jetzt fängt die Arbeit an“, sagt er aber gleich.

Avgerinos: „Nun müssen alle zusammenstehen“

Füchse Duisburg steigen in die Oberliga auf

1/55

Und das führt letztlich zu der entscheidenden Frage: Wird der EVD nun auch wirklich in die Oberliga zurückkehren, nachdem der Aufstieg sportlich souverän erreicht worden ist? „Wir gehen nicht in die Oberliga, um den Verein kaputt zu machen. Wir gegen in die Oberliga, um dort eine gute Rolle zu spielen“, erklärte Stavros Avgerinos. „Nun müssen alle zusammenstehen. Der Verein, die Fans, die Sponsoren und auch die Stadt. Wenn das so ist, dann sehe ich uns auf dem Weg in die Oberliga. Es war wichtig, dass wir die sportliche Qualifikation abgewartet haben“, so der oberste Fuchs. „Natürlich haben wir mit der Arbeit schon vorher begonnen, aber nun sind wir qualifiziert. Für uns fängt die Arbeit nun an. Es gibt keine Ausreden mehr.“

Und schließlich gab es auch noch ein Lob von Leos Sulak, den Neuwieder Trainer. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, weil wir in den Play-offs viel besser gegen Duisburg gespielt haben als in der Hauptrunde. Letztlich hat die disziplinierte Mannschaft mit der größere Kadertiefe gewonnen. Alle drei Spiele waren eng. Aber die Meisterschaft geht sehr verdient nach Duisburg.“ Sulak war 2014/15 Trainer des EHC Freiburg – mit den Wölfen duellierten sich die Füchse damals im Oberliga-Finale. Mit dem besseren Ende für die Breisgauer. Das Duell mit Sulak haben die Schwarz-Roten nun ausgeglichen. Eine Anekdote, die auch dem Bären-Coach ein Lächeln entlockte.

Kurz zuvor tummelten die Füchse-Spieler noch über das Eis. Und sie sangen: „Deutscher Meister ist nur der EVD!“ Etwas hochgegriffen. Aber mit einem Pokal in der Hand lässt sich eben gut feiern.