Ennepetal. Sensation bei den Ennepetal Raccoons: Ein ehemaliger MLB-Profi steht ab der kommenden Saison für den Zweitligisten auf dem Feld.

Auch im Jahr 2020 dürfen sich die Sportenthusiasten des EN-Südkreises wieder auf Baseball freuen. Die Ennepetal Raccoons stehen vor ihrer zweiten Saison in Deutschlands zweiter Bundesliga. Nachdem die Mannschaft um Trainer Achim Hilger in der vergangenen Spielzeit mit dem Erreichen des vierten Platzes den Klassenerhalt perfekt machen konnte, sind jetzt die Playoffs das Ziel.

Darum hat sich das Team gleich sechsfach verstärkt. Unter ihnen ragt ein ein Spieler mit Erfahrung in der amerikanischen Minor League , der Weltspitze des Baseballs, heraus. Sein Name: Jhon Will Garcia Delgado.

Der Venezolaner spielte für die Minnesota Twins und agiert derzeit in Venezuelas Profiliga als Trainer. Nun soll er auf der Position des Pitchers die Raccoons zum Erfolg führen. „Ich möchte hier der Mannschaft weiterhelfen und kann gleichzeitig einen anderen Kontinent, eine andere Kultur kennenlernen“, erklärt Delgado

Delgado hat die nötige Erfahrung

Davon abgesehen, dass Delgado in der MLB gespielt hat, bringt er mit seinen 32 Jahren das nötige Maß an Erfahrung mit. Zuletzt war er in Venezuela nur noch als Trainer aktiv. „Nachdem ich ihn für uns gewinnen konnte, hat er tatsächlich noch in der venezolanischen Profiliga Spiele gemacht, um sich fit zu halten“ so Trainer Achim Hilger.

In Venezuela ist der Baseball Volkssport Nummer eins und die heimische Profiliga mit dem Niveau der MLB zu vergleichen. „Er wird sich wundern. Hier spielst du vor 200 bis 300 Leuten und da hat er jetzt das letzte Spiel vor bestimmt 25 000 gemacht“, sagt Hilger.

Aufgrund der fehlenden Arbeitsgenehmigung kann Delgado zunächst nur 90 Tage bleiben, laut Hilger ein Handicap. Trotzdem wohnt er vorerst hier, trainiert dazu die Ennepetaler Jugend und hilft Hilger mit seiner Erfahrung beim Training.

Für Delgado geht mit seinem Schritt nach Europa ein Traum in Erfüllung. „Ich freue mich darauf, zu versuchen, mit meiner Erfahrung und meinem Wissen den deutschen Baseball weiterzubringen“, so Delgado.

Mit dem Amerikaner Troy Justice und dem Australier Matthew Phillips kommt zweifacher Zuwachs aus der ersten australischen Liga. Diese ähnelt sich mit dem Niveau der ersten deutschen Bundesliga.

Der letzte Importspieler trägt den Namen Lucas Sivo. Der Mann mit Argentinisch-Italienischen Wurzeln spielt derzeit in Argentiniens Liga eins. Schließlich konnten die Ennepetal Raccoons auch zwei Spieler aus der deutschen ersten Bundesliga verpflichten. Zum einen Johannes Kaneider, der mit Hannover erstklassig spielte und zurzeit in Bochum studiert. Zum anderen den aus Dortmund kommenden Matthias Winklareth.

Für Trainer Achim Hilger ein alter Bekannter: „Den hab ich schon als Kind trainiert. Wo ich selbst noch aktiver Spieler war, habe ich mit ihm die ersten Schritte gemacht. Und ich bin auch sehr begeistert, dass wir so ein Urgestein zurückkriegen“.

Der 32-Jährige Winklareth hat 1994 als Jugendspieler bei den Raccoons mit dem Baseball angefangen. Im Laufe seiner Karriere stieg er mit Bayer Wuppertal und den Dortmund Wanderers in die erste Bundesliga auf und spielte mit 16 in der Junioren-Nationalmannschaft die Europameisterschaft in Spanien. Seit November 2019 ist er nun zurück an seinen Wurzeln und spielt wieder in seiner Heimatstadt Ennepetal.

Importspieler haben Verein verlassen

Die Importspieler der vergangenen Saison haben den Verein verlassen, neue konnte man für sich gewinnen. Hilger zufolge ist der Zuwachs an Niveau größer als der Verlust. Denn man konnte außerdem jeden Einzelnen der deutschen Spieler bei den Raccoons halten.

Die Saison der Ennepetaler startet am 19. April mit einem Heimspiel gegen die Bonn Capitals. Wenn überhaupt von einem Heimspiel gesprochen werden kann. Denn bisher laufen die Raccoons als Gastgeber noch in Bochum und Düsseldorf aufs Feld.

Auf dem heimischen Platz am Tanneneck in Ennepetal darf lediglich die Landesliga-Mannschaft ihre Spiele austragen. Der Platz entspricht nicht den Anforderungen der zweiten Bundesliga. Beim Aufstieg müsste ein neuer gebaut werden. Entsprechend üben die Raccoons mit ihren Leistungen aus der vergangenen Spielzeit dahingehend einen gewissen Druck auf die Stadt aus.

Team lässt sich nicht ablenken

Für den Moment lässt sich die Mannschaft jedoch nicht davon ablenken. Schon seit mehreren Monaten sind die Ennepetaler voll und ganz in der Vorbereitung auf die neue Saison. In einer selbst angemieteten alten Firmenhalle, die mit Käfigen und Ballmaschinen ausgestattet zur Baseball-Arena umfunktioniert wurde, trainiert die Mannschaft aktuell jeden Tag bis auf Sonntag. „Der Sonntag wird irgendwann auch dazu kommen“, erklärt Hilger.

Der Trainer meint es ernst mit seiner Vorbereitung. Das Team hat viele intensive Einheiten mit Fokus auf Kondition, Kraft und Ausdauer hinter sich. Die letzten sechs bis acht Wochen wird sich auf die Techniken konzentriert. Anfang März werden die ersten Testspiele folgen, Ende März geht es dann ins Trainingslager. Bis zum Saisonstart in April wird es weitere Testspiele geben, um in bestmöglicher Form in der Liga anzugreifen. „Ich würde mich freuen, wenn wir mit dem Abstieg absolut nichts zu tun haben. Mein Wunsch sind die Playoffs“. So deutlich formuliert Trainer Achim Hilger seine Ziele für die Saison 2020. Das zeigt aber auch, wie schnell es in der Liga nach oben wie nach unten gehen kann.

Ennepetal hat da aber einen Vorteil: Die Favoriten der letzten Saison aus Bonn, Köln und Paderborn haben alle samt erste Mannschaften in der ersten Bundesliga und können daher nicht aufsteigen. Hilger blickt optimistisch in die Zukunft: „Mit den Jungs, die wir jetzt hier haben, hab ich das Gefühl, dass wir uns gut verstärkt haben“.