Die Ausschreitungen bei der 35. Stadtmeisterschaft im Hallenfußball und der damit verbundene Abbruch der Veranstaltung ist in Mülheim das Gesprächsthema Nummer eins. Klaus Wörsdörfer, Vorsitzender des VfB Speldorf, beantwortete Fragen von Marcus Lemke.
Sportredaktion: Sie waren am Samstag als Zuschauer in der RWE Rhein-Ruhr-Sporthalle. Wie beurteilen Sie das Verhalten der Speldorfer Anhänger?
Klaus Wörsdörfer: Ich möchte in aller Deutlichkeit betonen, dass unsere Fans nicht die Krawalle ausgelöst haben. Im ersten Halbfinale spielten Galatasaray und der SV Rot-Weiß – nicht wir. Außerdem können wir nichts daran machen, wenn sich Gewaltbereite aus Essen und Velbert unter unsere Fans mischen. Da haben wir nichts mit zu tun.
Sportredaktion: Aber schon vor der Veranstaltung hat die Polizei fünf VfB-Anhänger erst gar nicht in die Halle gelassen...
Wörsdörfer: Was auch völlig in Ordnung ist, wenn sie tatsächlich alkoholisiert und vielleicht auch der Polizei bekannt waren. Sehr geärgert hat mich allerdings, dass praktisch nur die Speldorfer Anhänger kontrolliert worden sind. Von „normalen” Fans sind Personalien aufgenommen worden. Das ist genauso einseitig wie die Bemerkungen des Verbandsvorsitzenden Jochen Guß, der in einem Interview vor der Endrunde nur von der Problematik, die von der Speldorfer Fan-Szene ausgeht, gesprochen hat. Das schürt auch die Emotionen. Wir wissen, dass es in der Vergangenheit Probleme mit einigen Speldorfer Fans gab. Darauf haben wir reagiert und beispielsweise Stadionverbote ausgesprochen. Der VfB darf nun nicht ständig verteufelt werden.
Sportredaktion: Galatasaray-Spieler und auch -Verantwortliche fühlten sich von den Schiedsrichtern betrogen und beklagten die aggressive Stimmung, die ihnen entgegenschlug. Was meinen Sie dazu?
Wörsdörfer: Wenn wir ein Spiel bei der Stadtmeisterschaft bestreiten und 1600 Zuschauer in der Halle sind, dann sind davon auch 1400 gegen uns, weil sie dem Außenseiter die Daumen drücken. Das ist normal. Damit muss auch Galatasaray klarkommen. Die Spieler müssen sich da in der Gewalt haben. Die Schiedsrichter haben meiner Meinung nach den Regeln entsprechend und korrekt gepfiffen. Allerdings hätte ich mir ein bisschen Fingerspitzengefühl gewünscht. Anderthalb Minuten vor Schluss hat der Galatasaray-Torwart nach der Ermahnung wegen Spielverzögerung wahrscheinlich was gesagt, aber da die Mannschaft ohnehin schon in Unterzahl war, finde ich die Zeitstrafe zu hart. Das hätte auch anders geregelt werden können.
Sportredaktion: Schon in der Zwischenrunde gab es eine verbale Auseinandersetzung zwischen Speldorf- und Galatasaray-Fans. Polizei und Ordnungskräfte verhinderten Schlimmeres. Ist das Verhältnis so emotionsgeladen?
Wörsdörfer: Nur zur Erinnerung: Vatan Spor ist aus der dritten und vierten Speldorfer Mannschaft vor vielen Jahren entstanden. Später wurde Galatasaray daraus. Es gibt überhaupt keine Ressentiments gegenüber dem Verein. Wir werden nun erstmal alles in Ruhe analysieren und auch Gespräche mit unseren Fans führen. Außerdem werden wir den Kontakt zu Galatasaray auf höchster Ebene suchen, damit solche Vorfälle in der Zukunft nicht wieder vorkommen.
Sportredaktion: Dann sprechen wir doch mal über die Zukunft. Soll es eine 36. Auflage der Mülheimer Hallen-Stadtmeisterschaft geben?
Wörsdörfer: Die Hallenfußballmeisterschaft ist eine tolle Veranstaltung, die viele Zuschauer anlockt. Der VfB wird alles versuchen, damit die Titelkämpfe auch in der kommenden Saison durchgeführt werden und reibungslos über die Bühne gehen.
Sportredaktion: Und was muss verändert werden, damit es dann nicht wieder zu Ausschreitungen kommt?
Wörsdörfer: Das ist ein schwieriges Thema, weil eine Fantrennung in der Halle schlecht möglich ist. Im Vorfeld müssen sicherlich viele Gespräche geführt werden. Außerdem dürfen nicht so viele 'handwerkliche Fehler' gemacht werden. Ein Beispiel: Wenn die Stimmung so angeheizt ist, halte ich es für nicht sinnvoll, dass in der Halbzeitpause die Mannschaften die Bänke wechseln. Die Galatasaray-Spieler saßen dadurch in der zweiten Hälfte des Halbfinals mit den Rücken zu den Rot-Weiß-Fans und wurden von diesen mit Gegenständen beworfen. Dies hätte verhindert werden können. Deshalb müssen die Vorfälle genau analysiert werden.