Oberhausen/Homberg. Der ehemalige RWO-Torwart Oliver Adler musste als Co in Homberg mit Chef Sunay Acar gehen. Im Gespräch geht es um die Kleeblätter und Preußen.

Wer sich womöglich auf ein Wiedersehen mit Oliver Adler beim Gastspiel der Rot-Weißen im Homberger PCC-Stadion gefreut hatte, wird enttäuscht sein: Oberhausens Torwart-Legende ist seit anderthalb Wochen zusammen mit Cheftrainer Sunay Acar freigestellt worden. Jetzt sprachen wir mit dem bisherigen Co-Trainer des Tabellenletzten.

Wird man am Samstag den Zuschauer Oliver Adler erleben?

Adler: Wo ich zur Anstoßzeit bin, weiß ich noch nicht, aber auf keinen Fall beim Spiel.

Sitzt die Enttäuschung so tief?

Wir haben hier drei Jahre hart und intensiv und mit Begeisterung gearbeitet und etwas aufgebaut, das der Verein vorher nicht hatte: Kältebecken, Torwarttrainer, zwei Physios, gute Spiele geliefert, nie abgeschlachtet worden. Wir brauchen uns nichts vorzuwerfen. Und ansonsten will ich dazu auch gar nichts sagen.

Große Stimmung beim Derby gesehen

Aber zu Rot-Weiß gibt es sicher eine Meinung?

Klar! Das ist große Klasse, was auch in dieser Saison da geliefert wird. Davor hat die ganze Liga Respekt. Hier in Homberg hatten wir ja auch immer mal Spieler mit einer RWO-Vergangenheit, und was die Jungs erzählten, verdeutlicht noch mehr die absolute Qualität der Arbeit, die Mike Terranova und die anderen da leisten. Vergangene Woche habe ich mir im Fernsehen das Match gegen Essen angeschaut und hatte Gänsehaut. Das war mal wieder große Stimmung.

Warum wird es am Ende wohl wieder nicht zum Aufstieg reichen?

Am Ende sind es – wie in Homberg – die 500 oder 600.000 Euro, die den Unterschied ausmachen. Über die Dauer der Saison gesehen, macht sich das Geld immer bemerkbarer – vor allem, wenn man es nicht hat.

„Justin Heekeren braucht nichts zu überstürzen“

Was sagt der einstige Klasse-Keeper zu seinem jungen Nach-Nachfolger Justin Heekeren?

Das ist ein Riesentalent, und er hat noch ein gewaltiges Entwicklungspotenzial. Ihn zu sehen und sein Spiel zu beobachten, macht mir großen Spaß, Ich hoffe, er bleibt besonnen genug, die nächsten Schritte abzuwägen und genau zu überlegen, was er will. Mit 21 Jahren braucht man nichts zu überstürzen.

Die Zielgerade der Saison ist erreicht: Wer wird Meister?

Der SC Preußen Münster!

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, keine Zweifel?

Gut, im Fußball ist ja immer alles möglich. Aber die Preußen spielen zwar nicht den spektakulärsten, aber solidesten und sichersten Fußball. Das ist das, was man so gerne Männerfußball nennt. Ruhig, ohne jede Hektik, sehr seriös, ohne Brüche im Kader. Preußen imponiert, erst recht im Vergleich mit dem direkten Konkurrenten.

Die Fragen stellte Gustav Wentz

Die Stationen von Oliver Adler

Der 54-jährige Oliver Adler hat 22 Jahre seines Lebens als Senior zwischen den Torstangen verbracht. Los ging’s bei seinem Heimatverein Duisburg 08, es folgten Oberliga-Stationen beim ETB Schwarz-Weiß, SC Preußen Köln, Viktoria Köln und 1995 der Schritt zu RWO.

Hier formte ihn sein Essener Ex-Trainer Fred Bockholt zu einem Klasse-Keeper, der bis 2005 (seit 1998) 224 Zweitliga-Spiele bestritt. Danach schloss er sich dem KSV Hessen Kassel an, mit dem in die Regionalliga Süd aufstieg.

Der Wechsel auf die Trainerbank verlief unruhig: Als-Torwart- und Co-Trainer bei RWO war er Interims-Cheftrainer, später wieder Co-Trainer und nahm seinen Abschied vom Kleeblatt, als Mario Basler ihn nur für die Torleute abstellen wollte.

Der Inhaber des A-Scheins (bis Oberliga) lebt seit vielen Jahren in Moers und hat regelmäßig als Co-Trainer bei Klubs in der Umgebung gearbeitet – seit 2020 beim VfB Homberg.

Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart wäre „Olli“ geworden, wenn er sich 2005 den Schwaben angeschlossen hätte. Die suchten damals den Zweittorwart hinter Timo Hildebrand. Adler: „Ich habe nicht so lange gespielt, um am Ende als Ersatzmann auf der Bank zu sitzen.“