Dortmund. Auch nach den Terroranschlägen hält unser Laufblogger an seinen Reiseplänen zum Paris-Marathon fest. Wenn auch mit mulmigem Gefühl.

Als es während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland zwei mal knallte, war mir als erfahrenem Stadiongänger schnell klar, dass es sich hier nicht um vergleichsweise harmlose Böller handelte, sondern um etwas Größeres. Terror im Stadionumfeld und dann noch in Paris. Eine Horrorvorstellung. Ins Stadion gehe ich schließlich mindestens alle 14 Tage, der Trip zum Marathon in meiner Lieblingsstadt Paris ist längst gebucht.

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Ursprünglich hatte ich bereits Ende 2014 geplant, im April 2015 in Paris an den Start zu gehen. Ich war viel zu lange nicht mehr dort. Außerdem wollten die Kinder endlich einmal den Eiffelturm sehen. Der Paris-Marathon wäre die perfekte Gelegenheit gewesen. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, klappte es sogar doch noch mit dem Startplatz - einen Tag nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Mit einem trotzigen "Je suis Marathoni" startete ich in die Vorbereitung und freute mich auf die 42 Kilometer an der Seine.

Anschläge von Paris sind kein Grund, die Reise abzusagen

So wie nach dem Attentat auf den Boston-Marathon feststand, dass ich auf jeden Fall wieder an großen Marathons wie Hamburg oder Berlin teilnehmen würde, so war für mich das Attentat auf Charlie Hebdo kein Grund, nicht nach Paris zu fahren. Ganz im Gegenteil! "Jetzt erst recht!", dachte ich trotzig. Am Ende machte mir eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung - aus der Traum vom Lauf auf den Champs Elysées. Nach Paris fuhren wir aber trotzdem und genossen ein paar schöne Tage in der schönsten Stadt der Welt.

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Und jetzt das! Ein Terroranschlag, der mich gleich doppelt in Herz trifft. Doch ebenso wenig, wie mich die Explosionen im Stadionumfeld davon abhalten werden, auch zukünftig im Stadion meinen Verein anzufeuern, werden mich die Schießereien in der Pariser Innenstadt davon abbringen, am 3. April mit dem Triumphbogen im Rücken an den Start zu gehen. Bestimmt werde ich ein mulmiges Gefühl am Start haben und sicherlich werde ich kurz an die Anschläge von Boston oder eben Paris denken. Aber es wäre ein völlig fatales Zeichen, wenn wir Läufer nun den Schwanz einzögen und auf den Start verzichteten.

Läufer sind Brüder und Schwestern im Schweiße

Und ich hoffe inständig, dass das alle so sehen, die sich einen Start in Paris vorgenommen haben. Denn welche Botschaft kann stärker sein als 57.000 Läufer aus aller Herren Länder, die gemeinsam auf die Strecke gehen, um ein intensives Erlebnis zu teilen? Ein Teilnehmerfeld kann noch so groß sein, wir Läufer bewegen uns als verschworene Gemeinschaft. Es zählt nicht, woher jemand kommt oder woran er glaubt. Das Einzige, was zählt, ist das Wissen um die Anstrengungen, die jeder Einzelne von uns auf sich genommen hat, um genau diesen Moment zu erleben. Wir Läufer sind Brüder und Schwestern im Schweiße. Daran kann kein durchgeknallter Terrorist etwas ändern. Wir sehen uns also. In Paris.