Dortmund. Urlaub! Am Strand liegen, im Wasser planschen, das Leben genießen. So könnte es sein, stünde im Kalender nicht das Wort “Marathon-Vorbereitung“.

Dies ist der letzte Blogeintrag vor der Sommerpause. Ich bin dann mal weg - reif für die Insel. Meine Lieblingsinsel: Baltrum. Die bietet ja eigentlich nichts, aber davon jede Menge. Keine Autos, kein Krach, kein Stress. Aber auch keine echten Laufstrecken. Das ist blöd, weil just während meines Trips auf die schönste Insel der Welt die Vorbereitung auf den Berlin-Marathon beginnt.

Auch interessant

Natürlich finden sich sogar auf Baltrum Möglichkeiten zum Laufen. Selbst eine Tartanbahn gibt es. Und einen Fußballplatz mit Toren, von denen eines so schief ist, dass ich auf Baltrum gerne mal ein Fußballspiel mit Torlinien-Technik sehen würde. Es findet sogar wöchentlich (dienstags, 16 Uhr) der Baltrum-Lauf statt, bei dem Touristen eine fünf Kilometer lange Strecke auf verschiedenen Geläufen absolvieren müssen. Der Gewinner bekommt zwar keinen Pokal, aber immerhin eine der legendären "Baltrum Champion"-Tassen, die - wie es der Name schon vermuten lässt - nicht gekauft, sondern nur gewonnen werden kann. Ich will diese Tasse, aber ich fürchte, auf der Insel müsste schon eine mittelschwere Magen-Darm-Epidemie ausbrechen, um das Teilnehmerfeld so schrumpfen zu lassen, dass ich eine reelle Chance auf den Sieg hätte. Egal, ich werde wieder starten. Vielleicht sollte ich mal eine Winter-Ausgabe des Laufs anregen. So Mitte Januar, wenn die Konkurrenten alle zu Hause sind.

Baltrum ist ein kleines Laufparadies

Eigentlich ist Baltrum sogar ein kleines Laufparadies. Es gibt Laufseminare am Strand, den erwähnten Baltrum-Lauf und selbst der Bürgermeister ist ein ehemaliger Ultraläufer und dreht auf dem kleinen Eiland gerne auch in Begleitung von Touristen seine Runden. Außerdem hat Baltrum einen unendlich langen Strand und ein für die nicht vorhandene Größe der Insel weit verzweigtes Wegenetz in den Dünen.

Urkunde vom Baltrum-Lauf.
Urkunde vom Baltrum-Lauf. © Stefan Reinke

Es gibt nur ein Problem: Laufen nach Trainingsplan und ein Urlaub auf Baltrum passen nicht richtig gut zusammen. Das liegt zu allererst an mir selbst. Denn sobald ich die Fähre am Anleger von Neßmersiel betrete, entschleunige ich. Baltrum und Tempo widersprechen sich. Baltrum steht für gemütliches Schlendern. Vor Läufen muss ich mich da schon besonders motivieren.

Bei langen Läufen ist Phantasie gefragt

Wie klein die Insel ist, habe ich erstmals gemerkt, als ich vor der Aufgabe stand, mir eine Strecke für einen Trainingslauf über 30 Kilometer auszudenken, möglichst ohne zwei mal an der selben Stelle vorbei zu laufen. Es geht nicht. Am Ende habe ich die Insel einmal umrundet und bin anschließend noch in einem wilden Zickzack kreuz und quer durch die Dünen gelaufen, um schließlich nach rund 25 Kilometern doch aufzuhören und zum Strand zu gehen. Daher kann ich verstehen, dass der Bürgermeister nicht total euphorisch reagiert hatte, als ich ihm vorschlug, auf Baltrum mal Ende November einen Marathon zu veranstalten. Frank Pachura, der Mann für verrückte Marathons, würde bestimmt anreisen. Und ich natürlich auch.

Eines der Tore auf dem Baltrumer Fußballplatz ist etwas windschief.
Eines der Tore auf dem Baltrumer Fußballplatz ist etwas windschief. © Stefan Reinke

Sind die Hürden "Motivationsloch" und "Strecken-Phantasie" überwunden, bieten sich dem Läufer dann doch zahlreiche Möglichkeiten, die Kondition für den Marathon auf Vordermann zu bringen. Nichts ist erfrischender als ein knackiger Strandlauf vor dem Brötchenholen. Fünf Kilometer am fast menschenleeren Strand sind wie ein kleiner Urlaub im Urlaub. Durch die auf der Insel sehr unterschiedliche Bodenbeschaffenheit wird fast jeder Lauf auf Baltrum zum Traillauf - denn wo ein Wille ist, ist auch eine Laufstrecke. Zwangsläufig führt fast jede Strecke über Pflaster, Asphalt, Gras, Sand, Matsch... Das stärkt die Koordination und kräftigt die Muskeln.

Selbst Bergläufe sind möglich. Baltrum hat zwei begehbare Aussichtsdünen, die höchste davon ist knapp 19 Meter hoch und über einen relativ steilen Weg erschlossen. Es spricht also nichts gegen eine knackige Intervalleinheit am Berg, sorry, an der Düne. Und vielleicht ist ja sogar Gegenwind.

Er kann also kommen, der Sommerurlaub 2015, verknüpft mit einem Mini-Trainingslager für den Berlin-Marathon. Denn für den Lauf in der Hauptstadt habe ich durchaus Pläne. Ich würde gerne noch mal unter vier Stunden laufen. Dafür ist die Strecke in Berlin prädestiniert.

Das Laufblog aber ruht nun erst einmal. Allen Mit-Urlaubern wünsche ich schöne Ferien!

Bis die Tage!