Dortmund. Vielen Läufern reicht es nicht, für die eigene Gesundheit zu laufen - sie sammeln lieber laufend Spenden. Das kann sich auch für die Sportler lohnen.
Wer läuft, hilft zunächst einmal sich selbst. Denn die positiven Effekte auf die eigene Gesundheit sind vielfältig. Doch außer für den eigenen Körper können Läufer noch viel mehr Gutes tun. "Spendenlauf" lautet das Zauberwort. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten.
Am 14. Juni 2015 beispielsweise gingen an verschiedenen Orten Läufer für das Projekt "Run for Nepal" auf die Strecke und sammelten Geld für den Wideraufbau nach dem verheerenden Erdbeben. Für das Ruhrgebiet hatte Ulrike Eichenauer einen "Run for Nepal" in Dortmund organisiert. "Was soll man sonst an einem Sonntagmorgen machen?", scherzt die 48-Jährige. Die laufbegeisterte Dortmunderin ist erfahrene Charity-Läuferin, denn mit dem Team vom Bildungs-Institut Intasco tritt sie bei verschiedenen Events an. Und auch im Alltag sammeln die "Intasco Runners" fleißig Spenden - pro Trainingskilometer spendet das Institut zehn Cent an wohltätige Einrichtungen.
Beim Lauf für Nepal sollten alle Teilnehmer einen Euro pro Kilometer in die bereitgestellte Spendenbox werfen. 1000 Euro kamen auf diese zusammen. Unterstützt wurde das Projekt von Sponsoren, die die Starter mit alkoholfreiem Bier, Iso-Getränken und Kuchen versorgten.
Eltern sponsern ihre laufenden Kinder
Das Modell des Sponsorenlaufs ist ebenfalls populär. Besonders gerne machen etwa Schulen davon Gebrauch. Das Prinzip ist einfach: Pro gelaufenem Kilometer oder für jede absolvierte Runde auf der Bahn spenden die Eltern als Sponsoren einen Betrag X. Dann schicken sie ihren Sprössling - oder sich selbst - auf die Laufstrecke. Am Ende wird abgerechnet. Der Erlös fließt dann beispielsweise in die Anschaffung von Lernmaterial, Umbauarbeiten an der Schule oder an Projekte, die von der Schule unterstützt werden.
Per Spende zum Startplatz beim Marathon in New York
Andere Hobbysportler wiederum verbinden den guten Zweck mit etwas Eigennutz und versuchen, als "Charity Runner" einen der begehrten Startplätze für die großen Marathons zu ergattern. Denn die großen Laufevents à la New York, London oder Berlin halten stets ein Kontingent für Läufer frei, die mit ihrem Lauf Geld für gute Zwecke sammeln.
So bekommen auch Läufer, die sich nicht über ihre Bestzeit direkt für einen Marathon qualifizieren können, dennoch einen Startplatz. Doch auch die Charity-Plätze sind begehrt, wie die Dortmunderin Franziska Dieterle weiß, die 2015 über einen Spendenaufruf einen der raren Startplätze beim London-Marathon ergattert hat. "Der London-Marathon ist die größte Fundraising-Veranstaltung der Welt", so Dieterle, die ohne ihr Engagement für die Umweltorganisation EIA wohl nicht in der englischen Metropole an den Start hätte gehen können.
App sammelt Spenden bei jeder Trainingseinheit
Doch auch im täglichen Training lassen sich Spenden akquirieren - mit der App "Moving Twice" von Leonard Witteler und Anthony Proschka. Das Prinzip ist schlicht und überzeugend zugleich: "Stell dir vor, du gehst joggen und rettest dabei die Welt", lautet das Motto. Wie bei einer Fitness-App nach dem Muster von Runtastic oder Endomondo erfasst Moving Twice die gelaufenen Kilometer in Echtzeit auf dem Smartphone.
Witteler und Proschka haben sich an der Uni St. Gallen kennengelernt und überlegt, "wie man Menschen motivieren kann, laufen zu gehen oder für einen guten Zweck zu spenden", sagt Witteler. Mit ihrer App erreichen sie im Optimalfall sogar beides, denn die Nutzer müssen lediglich laufen - das Spenden übernehmen Sponsoren wie etwa Bahlsen, der Comdirect, Hewlett-Packard oder verschiedenen Stiftungen. Momentan fließen die Erlöse an verschiedene von den Sponsoren unterstützte Hilfsprojekte, etwa für eine Schule in Sambia, Matheunterricht für Kinder oder Baumpflanzungen.
Tempolimit schützt vor Betrug
Pro gelaufenem Kilometer spenden die Sponsoren zehn Cent. Bislang wurden durch die Nutzer rund 25.000 Euro erlaufen. Dabei haben die Schöpfer der App einige Sicherheitsmechanismen eingebaut, um zu verhindern, dass Witzbolde die App einfach während einer langen Autofahrt laufen lassen und so die Sponsoren schröpfen. Die Geschwindigkeit ist limitiert, selbst Radler können ihre Touren nicht erfassen. Auch die Länge ist begrenzt. "Marathon geht aber auf jeden Fall", versichert der 24-jährige BWLer Witteler.
Die App kann parallel zu anderen Laufprogrammen genutzt werden. Noch verfügt das Programm lediglich über Grundfunktionen wie die Anzeige der gelaufenen Kilometer und der Geschwindigkeit und der Herzfrequenz. Über kurz oder lang soll Moving Twice aber zur vollwertigen Fitness-Plattform ausgebaut werden. So soll die App noch attraktiver für weitere Nutzer werden, wodurch wiederum neue Sponsoren angelockt werden können.