Essen. Die Nase ist zu, der Hals geschwollen. Trotzdem können viele Läufer der Versuchung nicht widerstehen, ihr normales Training zu absolvieren. Warum es gefährlich sein kann, trotz einer Erkältung die Laufschuhe zu schnüren, erklärt Sportmediziner Dr. Joachim Schubert.
Herr Dr. Schubert – zurzeit werden zahlreiche Läufer von Erkältungen gequält, fürchten aber, durch eine längere Pause könnten sie in einen Trainingsrückstand geraten. Viele schnüren deshalb trotz Schnupfnase die Laufschuhe. Kann das gefährlich sein?
Dr. Joachim Schubert: Ja, mit einem Infekt laufen zu gehen, das kann – ganz klar gesagt – gefährlich werden. Denn wenn der Körper ohnehin geschwächt ist und gegen eine Erkältung kämpft, besteht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung. Durch die zusätzliche Belastung beim Sport können sich die Viren im Körper ausbreiten. Im schlimmsten Fall befallen sie die Herzmuskeln und verursachen dort eine Entzündung, eine so genannte Myokarditis.
Man hört ja immer wieder, dass Leistungssportler einfach tot umfallen, weil sie eine Herzmuskelentzündung hatten – wie beispielsweise im Falle des 800 Meter-Läufers René Herms.
Dr. Joachim Schubert: Ja, aber so etwas passiert zum Glück vergleichsweise selten. Generell kann man sich eine Myokarditis aber relativ einfach einfangen, diese Entzündung kommt sehr häufig vor. Sie kann zum Beispiel zu Herz-Rhythmusstörungen führen, die Beschwerden bereiten. Deswegen fällt man zwar nicht sofort um. Aber das Herz kann angegriffen werden.
Was müssen Läufer beachten? Wann wird es gefährlich, trotz Erkältung Sport zu treiben?
Dr. Joachim Schubert: Ganz klar: Wenn ich Fieber habe. Und mit Fieber meine ich Temperaturen ab 37 Grad. Spazieren gehen ist okay, wenn man sich danach fühlt. Aber mehr nicht. Außerdem sollte niemand laufen gehen, der sich grippig fühlt, Halsschmerzen hat oder unter Nachtschweiß leidet. Nachtschweiß ist ein wichtiges Symptom. Es zeigt, dass sich der Körper in einem Abwehrprozess befindet.
Was ist mit geschwollenen Lymphknoten im Halsbereich?
Dr. Joachim Schubert: Auf jeden Fall auch ein triftiger Grund dafür, zu Hause zu bleiben.
Und wenn ich mich nicht wirklich krank fühle, aber die Nase zugeschwollen ist?
Dr. Joachim Schubert: Wenn die Temperatur nicht erhöht ist, kann man mit einer zugeschwollenen Nase durchaus laufen gehen. Denn Sport hat generell einen positiven Einfluss auf das Immunsystem. Ich empfehle aber, in einem solchen Fall im niedrigen Pulsbereich zu trainieren. Auch nach einer überstandenen Erkältung sollte man sich übrigens erstmal wieder an die Belastung gewöhnen und eine Woche lang mit niedrigem Puls laufen. Dann steht einem gesunden Sportvergnügen eigentlich nichts mehr im Wege.
Ihre Fragen, bitte!
Haben Sie auch eine Frage an den Laufmediziner? Kein Problem! Dr. Schubert geht in regelmäßigen Abständen auf die gesundheitlichen Probleme und Anliegen der Läufer aus der Region ein. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de. Die Antworten lesen Sie dann regelmäßig auf www.derwesten.de/schubert.