Berlin. Zum 39. Mal findet am Sonntag der Marathon in den Straßen Berlins statt - für einen Läufer aus Kenia soll das Langstrecken-Happening zum persönlichen Triumph werden. Er läuft unter anderem gegen die Doping-Gerüchte, die jüngst den kenianischen Leichtathletik-Verband trafen.

Eine Million Besucher an der Strecke, 40.000 Läufer unterwegs, Straßenkarneval in Tiergarten, Schöneberg oder Kreuzberg - und mittendrin der Weltrekord-Mann. Geoffrey Mutai will am Sonntag (09.00 Uhr) auf Berlins schnellem Kurs den Weltrekord knacken. Es wäre beim größten Marathon-Fest Deutschlands der fünfte Männer-Rekord in neun Jahren.

Makau lieferte vergangenes Jahr den Weltrekord

"Wenn alles perfekt ist und das Wetter mitspielt, ist eine Zeit unter 2:03 Stunden drin", sagte Mutai. Im vergangenen Jahr hatte sein Landsmann Patrick Makau an der Spree für den Paukenschlag gesorgt, er lief den bis heute gültigen Weltrekord (2:03:38) und stahl dabei auch der äthiopischen Langlauf-Legende Haile Gebrselassie die Show. Diesmal sagte Makaus Management dessen Teilnahme ab. "Ich war bereit, meinen Titel in Berlin zu verteidigen", sagte Makau am Freitag in Nairobi: "Ich bin sehr enttäuscht."

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    Dafür will nun sein Landsmann Mutai im Mittelpunkt stehen. "Er hat lukrative Angebote abgelehnt, um in Berlin in die Geschichtsbücher zu laufen. Bei einem Start in New York Anfang November hätte er wesentlich mehr Geld verdient, aber ihm geht es um den Rekord", sagte Renndirektor Mark Milde. In Berlin könnte Mutai bestenfalls 120.000 Euro gewinnen - keine Mega-Gage für den mittlerweile vermögenden Profi-Läufer aus dem kenianischen Hochland.

    Der Weltrekord-Mann Mutai

    Eigentlich ist Mutai schon der Weltrekord-Mann, zumindest hält er die Bestmarke. Beim Boston Marathon im Frühjahr 2011 lief er sensationelle 2:03:02, doch die Strecke in Boston entspricht nicht den Kriterien des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), sodass die Zeit nicht als Weltrekord gewertet wurde. Das Gefälle in der US-Metropole ist mit 193 m viel zu groß.

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    Dennoch sorgte die Bostoner Zeit von Mutai für Aufsehen. Wenn der Ausnahme-Athlet schon auf so einem schwierigen Kurs eine Fabelzeit hinlegt, was passiert dann erst auf dem schnellen Berlin-Belag? Der Vater zweier Töchter kam ausgeruht und fit nach Deutschland, schließlich war er bei Olympia in London nicht am Start, weil ihn der kenianische Verband nicht nominiert hatte.

    Aktuell hat Kenias Leichtathletik-Szene ganz andere Sorgen, der Verband bestätigte ein Doping-Problem. Heimische Athleten hätten Injektionen mit verbotenen Substanzen erhalten. "Ich hatte nie Kontakt zu Ärzten, die mir verbotene Mittel verabreichen wollten", sagte Mutai.

    Optimale Bedingungen in Berlin

    In diesem Jahr musste er bereits einige Rückschläge einstecken. Beim Boston-Lauf im April kontrollierte der New-York-Sieger von 2011 das Rennen bis Kilometer 25, ehe er nach einer Tempoverschärfung aussteigen musste. Sieger des ältesten Stadtmarathons der Welt wurde Wesley Korir (2:12:40).

    Das Wetter in Berlin spielt am Wochenende aller Voraussicht nach mit, bei acht bis zwölf Grad Celsius soll es trocken bleiben. Eigentlich optimale Bedingungen für Geoffrey Kiprono Mutai, der sich in Berlin endlich zum Marathon-König krönen will.

    Aus deutscher Sicht steht der frühere 10.000-m-Europameister Jan Fitschen im Blickpunkt. "Wenn ich versuche, mit den Kenianern mitzuhalten, dann wäre das Kamikaze", sagt er. Für ihn gehe es darum, schneller als 2:15 zu sein und damit eine persönliche Bestleistung zu erreichen. (sid)