Essen. In seiner aktuellen Online-Sprechstunde beschäftigt sich Sportmediziner Dr. Joachim Schubert unter anderem mit eingeschlafenen Füßen, die beim Training stören, und einer schmerzhaften Schwellung an der Ferse, zu der sich bislang kein Orthopäde wirklich äußern wollte.
Hallo, Herr Dr. Schubert, kürzlich las ich einen Artikel über Taping-Therapien für Patienten mit chronischen Schmerzen u.a. in Armen, Beinen und Rücken. Ich habe ein Nacken-/Schulterproblem, wahrscheinlich bedingt durch berufliche Computerarbeit (Mausarm), das auch durch mehrjährige herkömmliche Physiotherapie nicht wesentlich behoben werden konnte. Halten Sie diese Therapie für sinnvoll? Annette Kandil, Hannover
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Kandil, das Kinesio-Taping ist in den vergangenen Jahren in den sportärztlichen und physiotherapeutischen Praxen zu einem festen Bestandteil des therapeutischen Angebotes geworden. Es ist eine unterstützende Behandlung bei chronischen Beschwerden, vor allem im Bereich überlasteter Muskulatur, aber auch nach Verletzungen des Bewegungsapparates.
Es ersetzt aber keine klassischen Maßnahmen wie manuelle Therapie oder Osteopathie. Ein Arzt, dessen Schwerpunkt die manuelle Medizin ist, sollte Ihren Bewegungsapparat untersuchen, um neben der Überlastung am PC weitere Ursachen für die geklagten Beschwerden zu finden; so kann zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule zu chronischen Armschmerzen führen.
Im Rahmen der dann angeordneten physiotherapeutischen Maßnahmen kann ein gutes Kinesiotape durchaus für den Patienten eine merkbare Stabilisierung und Schmerzlinderung erzeugen. Ich bin sicher, dass es auch in Ihrer unmittelbaren Umgebung genügend Therapeuten gibt, die diese Technik beherrschen.
Überlasteter Fuß?
Sehr geehrter Dr. Schubert, ich habe auch Probleme wegen einer Verletzung im rechten Fuß. Und zwar habe ich Schmerzen unterhalb des Knöchels. Bei stärkerer Belastung, Bremsbewegungen und beim Joggen schmerzt der Fuß stark. Ich habe vom Orthopäden Einlagen verschrieben bekommen, sie erleichtern ein wenig, aber das Problem bleibt. Der Fuß scheint mir irgendwie einseitig überbeansprucht. Mir wurde in dem Sporthaus, wo die Einlagen gefertigt wurden, gesagt, dass sich das Problem mit der Zeit dank der Einlagen von selber löst. Ist leider nicht so gekommen. Ich komme mir mit dem Problem einigermaßen alleingelassen vor. Der Arzt meinte zuletzt etwas von Gelenkverschleiß. Wie kann ich dem begegnen? Kai-Uwe Kolas, Flensburg
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Kolas, wie es so richtig heißt, sollte vor der Therapie die Diagnose stehen und so wäre zunächst nach dem Grund für Ihre Beschwerden zu suchen. Hilfsmittel hierfür können neben der klassischen manuellen Untersuchung das Röntgen, die Kernspintomographie oder auch das Labor sein. Handelt es sich um einen Verschleiß des Sprunggelenkes, um eine Sehnenerkrankung, eine muskuläre Überbeanspruchung oder einen entzündlichen Vorgang? Erst wenn das ganz klar ist, kann über die therapeutischen Optionen nachgedacht werden.
Suchen Sie einen ortsansässigen Sportmediziner auf; der tagtäglich mit derartigen Problemen zu tun hat, er sollte Ihnen zu einem schmerzfrei belastbaren Fuß verhelfen.
Knie-Probleme beim Beugen und Gehen
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, nach einer Meniskusoperation Anfang Dezember 2008 habe ich immer noch Probleme beim Gehen und Beugen des Beines. Ich habe immer das Gefühl, dass in der Kniekehle etwas ist, dass die Beugung verhindert. Außerdem habe ich immer ein Spannungsgefühl in der Kniekehle und rund um das Knie. Die von der Krankengymnastin empfohlenen Dehnungsübungen kann ich nicht machen, da sich die o.a. Symptome sofort verstärken. Eine Nachuntersuchung beim Operateur brachte nur die Erkenntnis, dass die Bänder in Ordnung sind. Haben Sie einen Tipp, wie ich die Beweglichkeit wieder herstellen kann? Iris Schmidt
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Schmid, offenbar besteht bei Ihnen nach der Knieoperation noch eine Ergussbildung im Kniegelenk, ein postoperativer Reizerguss. Und vermutlich haben Sie außerdem noch eine Flüssigkeitsansammlung in der Kniekehle, eine sogenannte Baker Zyste. Es handelt sich um eine vermehrte Aktivität der Gelenkschleimhaut, hervorgerufen durch die vorbestehende Schädigung des Gelenkes, durch die Meniskusverletzung und durch die erfolgte Operation, denn auch eine arthroskopische Operation stellt einen nicht unerheblichen Stress für ein Gelenk dar. In diesem Falle käme eine ein- bis zweimalige Injektion ins Gelenk mit einem entzündungshemmenden Kortisonpräparat in Frage.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Schaden durch die Operation noch nicht vollständig beseitigt worden ist. Der Arzt, der die Operation durchgeführt hat, steht in der Pflicht, Ihnen hier weiterzuhelfen und eventuell eine Kontroll-Kernspin-Tomographie zu veranlassen. Zurzeit sollten Sie jedenfalls Ihr Kniegelenk keinen sportlichen Belastungen aussetzen.
Schmerzhafte Schwellung
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, ich laufe mehr oder weniger regelmäßig seit 22 Jahren. Seit eineinhalb Jahren habe ich nun an der linken Ferse eine schmerzhafte Schwellung, die bei größerer Belastung schlimmer wird. Kein einziger Orthopäde (ich war bei vier in Behandlung) hat eine eindeutige Diagnose gestellt oder irgendeine Therapie angeraten. Ich frage mich, sind wirklich alle Möglichkeiten, die man als Kassenleistung erhalten kann, ausgeschöpft? Ute Brix
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Brix, vermutlich handelt es sich bei dieser Schwellung um eine Bursitis calcanea, eine Schleimbeutelentzündung am Ansatz der Achillessehne. Diese Verdachtsdiagnose kann gesichert werden durch eine Ultraschalluntersuchung oder – noch besser – durch eine Kernspintomographie. Man kann diesen Schleimbeutel punktieren und ein entzündungshemmendes Medikament injizieren. Wichtig ist auch, dass keinesfalls das Schuhwerk Druck auf diese Stelle ausüben kann.
Joggen nach Bänderriss
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, vor ca einem Jahr habe ich mir einen Bänderriss am linken Fuss zugezogen. Ich würde gern wieder in der nächsten Zeit joggen. Leider habe ich bis heute nicht die Stabilität in meinem Fuß. Was kann ich persönlich tun, um in meinem Fuß wieder mehr Sicherheit zu bekommen? Thomas Vossen
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Vossen, nach einer Bänderverletzung am Sprunggelenk verbleibt oft eine Instabilität, die zu erheblichen Beschwerden beim Sport führen kann. Sie müssen den „aktiven Halteapparat“ schulen und trainieren, das sind die Muskeln des Unterschenkels, die über das Sprunggelenk ziehen und das Defizit des beschädigten Bandapparates ausgleichen können. Lassen sie sich bei einem Physiotherapeuten Übungen zeigen, die Sie zu Hause durchführen können. Eine Trainingsmatte oder ein kleines Trampolin ist dabei sehr hilfreich. Die Chancen auf beschwerdefreies Sporttreiben sind jedenfalls sehr gut.
Eingeschlafene Füße
Guten Tag Herr Dr. Schubert, bei mir kommt es ab und an vor, dass mir beim Joggen meine Füße einschlafen. Können Sie mir sagen, woran das liegt, bzw. was ich dagegen machen kann? Denn ungünstigerweise tritt dies meistens dann auf, wenn meine Tagesform besonders gut zu sein scheint. Johann Gerber
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Gerber, das Einschlafen der Füße kann auf ein „Tarsaltunnelsyndrom“ hinweisen, ein sogenanntes Kompressionssyndrom eines Nervs unterhalb des Innenknöchels. Ursache ist eine alte Sprunggelenksverletzung oder eine chronische Fehlbelastung. Sie sollten einen Neurologen um Rat fragen.
Therapeutisch kommt zunächst eine Einlagenversorgung in Frage. Es gibt aber noch andere Ursachen für dieses Einschlafen wie Durchblutungsstörungen und Wirbelsäulenerkrankungen. Da sollte Ihnen ein Sportmediziner weiterhelfen können.
Ihre Fragen, bitte!
Haben Sie auch eine Frage an den Sportmediziner? Kein Problem! Dr. Schubert geht in regelmäßigen Abständen auf die gesundheitlichen Probleme und Anliegen der Läufer aus der Region ein. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie dann regelmäßig auf www.derwesten.de/schubert .