Essen.. Die Sportverletzung scheint überstanden. Doch wie lange sollten Sportler nun warten, bis sie sich wieder eifrig ihrem Training widmen können? Lauf-Experte Dr. Joachim Schubert beantwortet die Fragen unserer Leser.
Trainingspause nach Bruch des Schlüsselbeins
Ich habe mir das rechte Schlüsselbein gebrochen und wurde anschließend operiert. Die Fäden sind bereits gezogen worden. Ich bin mir recht unsicher, wann ich wieder mit dem Joggen beginnen kann. Großartige Schmerzen habe ich nicht mehr. Muss ich nun wirklich sechs Wochen warten, bis der Bruch belastungsstabil verheilt ist? (Karl-Heinz Schluek)
Dr. Joachim Schubert: Sie sollten allerdings diese Sportpause machen, um zu gewährleisten, dass die Fraktur gut und folgenlos ausheilt. Sie können es mit Walking (ohne Stöcke!) versuchen. Sie werden sehen, wie schnell diese Zeit vergeht.
Entzündung in den Griff bekommen
Seit langer Zeit plagen mich Achillessehnenprobleme, die bis auf den Sehnen-Ansatz an der Ferse verbessert wurden. Der Ansatz bleibt aber chronisch entzündet. Ich möchte weiter Tennis spielen. Was kann ich tun, um die Entzündungen in den Griff zu bekommen und langfristig wieder Vollgas zu geben? (Berthold Schriewer)
Dr. Joachim Schubert: Falls noch nicht geschehen, sollten Sie eine Kernspintomographie (MRT) durchführen lassen um festzustellen, wie weit diese Entzündung den Knochen, also das Fersenbein, mit einbezieht. In diesem Fall ist die Heilung meist sehr langwierig und eine längere Sportpause ist nötig. Therapeutisch sind hier Magnetfeldbehandlungen, Stoßwellenbehandlungen oder auch Laserbehandlungen möglich. In seltenen Fällen kann ein erfahrener Chirurg einen Knochenvorsprung ("Haglund-Ferse") entfernen. Sollte nur der Sehnenansatz betroffen sein, so kann ein Sportmediziner Injektionen verabreichen, zum Beispiel mit dem Enzym-Präparat Actovegin oder mit der neuesten Technik ACP (eine Art Eigenblutbehandlung, bei der die Wachstumsfaktoren des Blutes konzentriert und dann injiziert). Bitte lassen Sie sich auf keinen Fall Kortison verabreichen (ist obsolet, wird aber leider immer noch häufig praktiziert).
Ziehender Schmerz im Gesäß
Ich verspüre im Gesäß häufiger einen ziehenden Schmerz. Dieser tritt vor allem nach Ruhephasen auf, etwa wenn ich auf dem Sofa sitze und anschließend aufstehe. Beim eigentlichen Sitzen ist noch alles in Ordnung, auch lässt der Schmerz nach den ersten Schritten schnell nach und ist beim eigentlichen Laufen später nicht mehr vorhanden. Der Schmerz tritt bei der ersten Bewegung auf und fühlt sich an, als ob er aus dem Inneren einer oder beiden Pobacken stammen würde. (Paul Reisinger)
Dr. Joachim Schubert: Vermutlich leiden Sie an einem Piriformis-Syndrom. Der Piriformis ist ein Muskel, der in der Tiefe des Gesäßes sitzt und vom Kreuzbein zum Oberschenkelmuskel führt. Das Piriformis-Syndrom ist eine schmerzhafte Verhärtung des Muskels, erzeugt meist durch Über- oder Fehlbelastung. Alternativ kann es sich auch um eine beginnende Erkrankung der Hüftgelenke handeln. Das Piriformis-Syndrom kann von einem Sportphysiotherapeuten recht schnell erfolgreich beseitigt werden.
Innenmeniskusriss durch Zufall festgestellt
Ich (30) habe einen horizontalen Innenmeniskusriss im Hinterhorn (3. Grades, keine freischwimmenden Teile). Der Riss wurde nur „durch Zufall“ festgestellt, die MRT diente eigentlich anderen Zwecken. Ich habe keine Schmerzen an der Knieinnenseite und weiß auch nicht, seit wann ich den Riss schon habe. Alle Verdreh- und Durchbewegungstests durch die Ärzte waren schmerzfrei, mein Knie war auch noch nie geschwollen oder in der Bewegung eingeschränkt. Meine Frage: Ist eine sofortige Arthroskopie nötig? Bin bald vier Monate im Ausland und würde die OP sehr gerne auf das Jahresende verschieben. Nun macht mein Arzt mir etwas Angst mit den drohenden Folgen: Können bei vier Monaten Aufschub bereits gravierende Schäden (Knorpelschaden, Arthrose) eintreten? (Tanja Fesel)
Dr. Joachim Schubert: Wenn Sie wirklich völlig beschwerdefrei sind, dann können Sie sich mit der OP auch Zeit lassen. Nur sollten Sie dann keine Sportarten mit schnellen Richtungswechseln durchführen (Tennis, Volleyball, Badminton etc.), da diese den Meniskus provozieren und den Schaden vergrößern können. Sie sollten vor einer OP unbedingt nochmals ein weiteres MRT anfertigen lassen, dieses dann am besten in einem anderen Institut, um eine zweite Meinung einzuholen. MRT-Befunde sind immer kritisch zu sehen, insbesondere wenn keinerlei Beschwerden bestehen.
Ihre Frage, bitte! In seiner Onlinesprechstunde beantwortet unser Experte Dr. Joachim Schubert die Fragen der DerWesten-Leser rund um das Thema Laufen. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie regelmäßig jeden Monat auf www.derwesten.de/schubert.