Oberhausen. .

24-Stunden-Läufe boomen. Immer mehr Läufer genießen die Atmosphäre, das Rahmenprogramm und die Erfahrung, die persönlichen Grenzen auszutesten. Ultraläufer Jörg Schranz erzählt, wer einen 24-Stunden-Lauf laufen kann und auf was Teilnehmer achten sollten.

Jörg Schranz, auch bekannt als Ultrayogi, ist Ultraläufer durch und durch. Der Oberhausener steht kurz vor seinem 100. Marathon. Den möchte er beim Kultur-Run in Oberhausen laufen. Seine zeitlich längste Strecke hat Jörg Schranz bei einem 6-Tage-Rennen hinter sich gebracht, der längste Lauf non-stop betrug 230 Kilometer. Mehr als 35 Stunden lang war er am Stück unterwegs. Im Interview erzählt er, was den Reiz eines 24-Stunden-Laufs ausmacht, wer in der Lage ist mitzulaufen und was die Läufer alles mitbringen sollten.

Was muss sich ein Ultralauf-Neuling unter einem 24-Stunden-Lauf vorstellen?

Jörg Schranz:Viele denken, sie würden bei einem 24-Stunden-Lauf verbissene Menschen antreffen, die mit finsterer Mine ihren Runden drehen. Vor Ort sieht die Sache aber ganz anders aus: Alles und jeder ist total locker, es wird gescherzt und mit dem Streckenposten geplaudert. Natürlich sind wir alle ein wenig verrückt, aber nett verrückt.

Jörg Schranz ist leidenschaftlicher Ultraläufer und steht kurz vor seinem 100. Marathon. Foto: NRZ
Jörg Schranz ist leidenschaftlicher Ultraläufer und steht kurz vor seinem 100. Marathon. Foto: NRZ © NRZ

Viele erzählen immer, dass die Atmosphäre bei einem 24-Stunden-Lauf etwas Besonderes ist.

Schranz: Ja, absolut. Die Atmosphäre ist einzigartig - vor allem auch die Stunden mitten in der Nacht. Außerdem geht es immer sehr familiär zu. Jeder hilft jedem. Wenn sich bei einem 10-km-Wettkampf ein Läufer verletzt, dann bleibt meist kein anderer Läufer stehen. Je kürzer die Strecke, desto mehr spielt die Zeit eine Rolle. Beim Ultralauf ist das anders. Das Miteinander ist unglaublich groß.

24 Stunden laufen. Dabei schafft man es doch meist kaum, 24 Stunden überhaupt wach zu bleiben. Wie funktioniert das?

Schranz:24 Stunden wach sein ist im Grunde kein Problem. Erst recht nicht dann, wenn man sich bewegt. Wer aber rumsitzt und nichts zu tun hat, der wird natürlich müde. Also ist es gut, wenn man beschäftigt ist - und das ist man beim Laufen. Und wer ein persönliches Ziel vor Augen hat, der merkt beim Laufen keine Müdigkeit.

Was kann ein Läufer bei so einem Event lernen?

Schranz:24-Stunden-Läufe und vor allem Benefizveranstaltungen eignen sich dafür, sich und seinen Körper kennen zu lernen und Verschiedenes auszuprobieren. Wie reagiert mein Körper, wenn ich mich kurz hinsetze oder hinlege? Vertrage ich einen Teller Gulaschsuppe zwischendurch?

Auch interessant

Wer kann bei einem 24-Stunden-Lauf starten?

Schranz:Im Grunde kann das jeder. Vor allem bei den Benefizläufen. Generell starten bei einem 24-Stunden-Lauf aber meist Läufer, die bereits einen Marathon gefinisht haben und mehr laufen wollen. Für Läufer, die sich das nicht zutrauen, gibt es oft die Möglichkeit, in Staffeln zu laufen. Das ist die perfekte Möglichkeit einfach mal anzutesten, wie es ist, vier Stunden durchzulaufen. Wer das erste Mal die Marathondistanz schaffen möchte, dem würde ich aber dennoch eher zu einem großen Stadtmarathon raten. 24-Stunden-Läufe sind meist beschaulich mit tollen, aber auch weniger Zuschauern. Gerade beim ersten Marathon sind aber viele Zuschauer und deren Anfeuerung wichtig.

An was sollte ein Läufer bei seinem ersten 24-Stunden-Lauf denken?

Schranz:Über die Verpflegung muss er sich meist nicht sorgen. Zu Essen gibt es immer reichlich. Wichtig ist, dass sich der Läufer wohl fühlt. Also ruhig das Lieblingsshirt und die Glückshose tragen. Und es muss bedacht werden, dass innerhalb von 24 Stunden die Temperatur schwankt und das Wetter umschlagen kann. Also ist Wechselkleidung wichtig. Außerdem sollten mehrere Paar Schuhe mitgebracht werden. Und wer 24 Stunden gelaufen ist, will vielleicht nicht selbst heimfahren. Also besser den Rücktransport organisieren.

Mit Jörg Schranz sprach Sina Heilmann.