Essen. Andi Menz ist Sportmoderator und läuft seit 30 Jahren. Auf seiner Hausrunde erzählt er uns auch, was für ihn eine gute Moderation ausmacht.

Diese Stimme haben wir doch schon mal irgendwo gehört. Kein Wunder, sie ist schließlich das Aushängeschild unseres heutigen Laufpartners. Wer als Läufer bei einer der zahllosen Sportveranstaltungen im Ruhrgebiet gestartet ist, kennt Andreas Menz. Zumindest vom Hören. Der Essener moderiert seit 17 Jahren Sportevents in der Region. Mit ihm sind wir heute am Baldeneysee verabredet. Aber nicht – auch wenn es nahe liegt – für eine Seerunde. Andreas Menz, den alle eigentlich nur Andi nennen, ist viel lieber auf den Höhenzügen rund um den See unterwegs.

Los geht’s vom Startpunkt des Essener Marathons

Die Laufuhren sind bereit und wir sind es auch.
Die Laufuhren sind bereit und wir sind es auch. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Für den Lauf treffen wir uns – wie kann es anders sein – direkt am Startpunkt des Essener Marathons, auf dem Parkplatz an der Freiherr-vom-Stein-Straße 385. Hier gibt es zur Freude von Lauftrainerin Andrea von Horn auch ein hübsches kleines Büdchen, das „Tango“ am Baldeneysee, bei dem man sich prima stärken kann. Doch das verschieben wir auf später und nach einem kurzen Uhrenvergleich starten wir auf die schattigen Wege.

Nach einer kurzen, noch recht flachen Strecke leicht oberhalb des Baldeneysees, auf den man immer wieder einen wundervollen Blick hat, und der am Morgen schön in der Sonne liegt, biegen wir recht bald nach links ab. Auf den Waldwegen geht es nun stetig und zum Teil recht steil bergauf. Die Wege sind steinig, aber – bei ausreichender Kraft in den Beinen – gut zu laufen. Und Kraft wird hier in erster Linie trainiert.

„Für mich ist das eine klassische Intervallrunde. Wenn du verschiedene Tempi trainieren möchtest, kannst du durch das ,Rauf und Runter’ Druck machen. Das mag ich“, erzählt der heute 46-jährige Menz, während wir locker lostraben. Für das Aufwärmen nutzen wir die ersten 500 Meter und bevor es richtig steil wird, schieben wir eine lockere, dynamische Dehneinheit ein. Nach den ersten steileren Metern kommen wir nicht nur wegen der warmen Temperaturen an diesem Morgen bereits gut ins Schwitzen.

Vom Geräteturner zum Tischtennisspieler, Fußballer und Läufer

Woher kommt die Liebe für das Bergige, wenn man im Ruhrgebiet überhaupt von Bergen sprechen kann? „Das liegt mir in den Genen, weil ich es von zuhause kenne und ein Alpen-Liebhaber bin. Ich liebe Berge, egal ob zu Fuß oder auf dem Rad.“ Aufgewachsen ist der heutige Essener in Remscheid. Hier ist er aufgewachsen und hat seine erste sportlichen Schritte getan – aber nicht sofort als Läufer.

Für das Aufwärmen nutzen wir die ersten 500 Meter, dann geht es bergauf.
Für das Aufwärmen nutzen wir die ersten 500 Meter, dann geht es bergauf. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Zunächst war er Geräteturner („Kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen“), dann Tischtennisspieler und schließlich Fußballer. Bis zur A-Jugend kickte Andi beim BV 08 Lüttringhausen, dem Vorgängerverein des FC Remscheid, dem „Pokalschreck“ der 1980er-Jahre. „Als ich dann zu alt war, musste ich mich entscheiden, ob Senioren oder Kreisliga. War beides irgendwie nichts für mich. Da ich als Fußballer schon immer gerne gelaufen bin, lag der Laufsport nahe.“

Inzwischen haben wir schon einige Höhenmeter auf der Uhr und werden immer wieder mit traumhaftem Ausblick auf den Baldeneysee belohnt. Wir sind nach wie vor auf schattigen Waldwegen unterwegs. Unser Ziel ist zunächst die Isenburg. Für uns ist das der höchste Punkt unserer Runde, ab jetzt sollte es bergab gehen.

Während wir vor uns hertraben, erzählt Andi Menz, wie er zu seinem heutigen Job gekommen ist. „Im Grunde wie die Jungfrau zum Kinde...“ Die erste Moderation hatte er beim Biegerparklauf im Duisburger Süden, „weil der gebuchte Sprecher ausgefallen war“. Zu der Zeit verkaufte er noch bei Jörg Bunert in Duisburg Lauf-Equipment. „Mach doch einfach mal, hat Jörg gesagt.“ Und Andi Menz moderierte.

Das Eis war gebrochen. Moderations-Job Nummer zwei war ähnlich abenteuerlich: Staffelmarathon in Zons, der Sprecher war kurz vorher ausgefallen. Eigentlich sollte Andi Menz selbst in der Staffel laufen – und für das Team gewinnen. „Schaffst du schon“, sagte auch hier der Chef. Er machte beides: Bis kurz vorm Start hat Andi Menz moderiert und ist dann als dritter von vier Staffelläufern auf die Strecke. Nach dem Zieleinlauf schnappte er sich direkt wieder das Mikro und begleitete den Zieleinlauf seines Teams. „Auf Platz drei oder vier sind wir damals gelandet.“

Das macht für Andi Menz eine gute Sportmoderation aus

Apropos Moderation: Was macht für ihn eine gute Sportmoderation aus? „Es ist auf jeden Fall mehr als Nummern reinschreien“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen. Dabei hilft ihm seine 30-jährige Lauferfahrung, in der er vom 5er bis zum 6-Stunden-Lauf eigentlich alle Strecken und Zeiten gerannt ist (seine Marathon-Bestzeit liegt bei 2:47). „Wenn du mal ambitioniert gelaufen bist, bist du anders dabei, du siehst Sachen anders, du weißt, welche Informationen Läufer zu welchem Zeitpunkt brauchen“, erklärt er sein Rezept.

Seine Interviewpartner versucht er dann mit kleinen Details, die er im Vorfeld recherchiert hat, zu überraschen und aus der Reserve zu locken. Etwa als er beim Mülheimer Ruhrauen-Lauf Stabhochspringerin Lisa Ryzih interviewte. Da sprach er auf einmal ihre Psychologie-Studienarbeit an, die sich mit dem Verhalten von Torhütern vorm Elfmeterschießen auseinandersetzte. „Ich hab für mich die Ambition, etwas mehr zu erzählen, als Titel und Bestzeiten aufzulisten.“ Seine Devise: „Authentisch sein und auf Augenhöhe bleiben.“

Auf den Waldwegen geht es stetig und zum Teil recht steil bergauf. Die Wege sind steinig aber dennoch gut zu laufen.
Auf den Waldwegen geht es stetig und zum Teil recht steil bergauf. Die Wege sind steinig aber dennoch gut zu laufen. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Bei all der Erzählerei vergeht die Zeit wie im Flug. Wir traben nun locker auf gleichbleibender Höhe in Richtung Stadtwald. Wer möchte, kann hier abbiegen und die Strecke durch den Stadtwald erweitern, oder auch von hier oben in unsere heutige Hausrunde einsteigen. Von der Straße Baldeney biegen wir ein in den Drosselanger. Nun sind wir wieder mitten im Wald und lassen es entspannt bergab rollen.

Dass er selbst bei Laufwettbewerben gestartet ist, ist schon mehrere Jahre her. „30 Jahre Lauferei hinterlassen halt ihre Spuren.“ Deshalb ist Andi Menz jetzt häufiger mit dem Rad unterwegs – aber ähnlich ambitioniert, wie zu Läuferzeiten. Sein Lebenstraum: einmal das „Race across the Alps“ fahren. Darauf bereitet er sich gerade vor als Solo-Fahrer beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Sein Lebenstraum: Einmal mit dem Rad beim „Race across the Alps starten“

Wenn er am Start stand, dann etwa bei kleineren Läufen wie der „Nacht von Borgholzhausen“ in Ravensberg. Große Events mit „viel Trärä“ waren eh nie sein Ding. „Mich reizt kein New York-Marathon, das ist mir zu groß. Aber heute bin ich eh nur noch Genussläufer.“ Wenn er zurück nach Ravensberg kommt, dann als Moderator für einen der ältesten und bestbesetzten Straßenläufe Deutschlands. Und auch in seiner Heimat Remscheid moderiert Andi Menz immer mal wieder den Silvesterlauf, bei dem er früher selbst gestartet ist: „Das ist für mich ,back tot he roots’. Da kenne ich meist die Hälfte der rund 250 Starter mit Vornamen und weiß, wie viele Goldzähne sie haben“, lacht er.

Der höchste Punkt unserer heutigen Hausrunde: Die Isenburg am Essener Baldeneysee.
Der höchste Punkt unserer heutigen Hausrunde: Die Isenburg am Essener Baldeneysee. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Zurück auf unsere heutige Strecke: An der Aussichtsplattform „Hermanns Blick“ angekommen halten wir einen Moment inne und genießen die tolle Luft, den wundervollen Blick auf den See. Die Strecke gefällt uns allen gut. Trainerin Andrea von Horn sieht sofort den tollen Trainingseffekt der Steigungen, der auch den Reiz der Strecke ausmacht.

Ein gutes Krafttraining, das grundsätzlich für Läufer jeder Leistungsklasse geeignet ist, wobei Anfänger an der ein oder anderen Stelle sicher eine kleine Walkingpassage einlegen werden. Die Strecke ist zwar nicht lang, aber durch das Profil doch recht fordernd. Naturliebhaber kommen jedenfalls auf ihre Kosten, Trailschuhe sind allerdings nicht von Nöten, da wir immer auf den Wegen bleiben.

Alle Strecken der Hausrunde im Überblick

Wer das Traillaufen mag kann hier aber auch schöne kleine Trailpfade entdecken und sich abseits der großen Wege bewegen. Die Strecke kann an verschiedenen Stellen erweitert werden – zum Beispiel um die bekannte Jogging-Runde im Stadtwald. Insgesamt hat die Strecke bei knapp über sechs Laufkilometern rund 200 Höhenmeter. „Laufen auf sehr flachen Strecken ist schon recht anstrengend für mich“, sinniert Andi nun. „Wenn du aus Remscheid, kommst bist Du im Wesentlichen immer nur bergig gelaufen. Dann ziehst Du hierher und freust Dich auf flache Strecken. Das kann ja nur angenehmer sein. Und du wirst eines besseren belehrt. Auf der 15 Kilometer langen Seerunde machst du dann nur Druck, du kannst nicht einfach laufen lassen. Sehr ungewohnt und fordernd.“

Auf den letzen Metern plaudern wir noch ein wenig über die Läufer-Community im Ruhrgebiet. Über diese tolle, große Laufregion mit vielen Lauftreffs und herzlichen Leuten. Andi: „Kontaktschwierigkeiten hast du hier nicht“, Kein Wunder, dass er sich hier pudelwohl fühlt.

Zurück am Startpunkt überrascht Andi uns noch mit einer Aussage, die uns nach dieser Hausrunde ein leicht ungläubiges Schmunzeln ins Gesicht zaubert: „Wenn ich nicht reden muss, dann bin ich sehr sparsam mit Worten“, erzählt der Moderator. „Zuhause bin ich dann doch eher der ruhende Pol.“

Wenn Sie die Runde nachlaufen möchten, helfen Ihnen diese Informationen:

  • So kommt man hin: Start- und Zielpunkt der Route ist der Parkplatz an der Freiherr-vom-Stein-Straße 385 in 45133 Essen (Kartenausschnitt bei Google-Maps).
  • Die Streckenlänge: Die Route misst laut GPS-Tracker rund 6,2 Kilometer (variiert je nach Gerät). Je nach Trainingspensum kann der Rundkurs durch Schlenker verkürzt oder auch verlängert werden.
  • Das Höhenprofil: Die Strecke ist profiliert und geht auf der ersten Hälfte teilweise recht steil bergan (um die 200 Höhenmeter).
  • Der Boden: Die Route geht weitgehend über leicht steinige Feld- und Waldwege, die sehr gut zu laufen sind.
  • Das passende Schuhwerk: Trail-Schuhe oder ähnliches braucht man bei dieser Strecke nicht, der herkömmliche Laufschuh reicht vollkommen aus.
  • Für wen eignet sich die Strecke: Andi Menz´ Hausrunde ist keine Strecke für reine Anfänger, man sollte etwas Lauferfahrung haben und auch schon den ein oder anderen Meter bergan gelaufen sein. „Grundsätzlich kann jeder die Strecke bewältigen, Anfänger werden aber sich die ein oder andere Walkingpassage einlegen, was bei dem Profil aber auch absolut erlaubt ist“, so Personal-Trainerin Andrea von Horn.
Die GPS-Daten der Strecke

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