Essen. Handball-Nationalspieler Michael Kraus hat im Doping-Kontrollsystem dreimal die Meldepflicht verpasst. Nun droht ihm eine Sperre, an der er selbst die Schuld trägt. Die Handballer werten Kraus' Vergehen als Kavaliersdelikt. Eine fatale Fehleinschätzung. Ein Kommentar.
Handball-Nationalspieler Michael Kraus hat im Doping-Kontrollsystem dreimal die Meldepflicht verpasst, und die Handballer werten das als Kavaliersdelikt.
Eine fatale Fehleinschätzung.
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Bei den nächsten Olympischen Spielen schnappt ein weißrussischer Gewichtheber einem deutschen Gewichtheber die Goldmedaille vor der Nase weg. Später kommt heraus, dass der Weißrusse drei Doping-Kontrollen verpasst hat. Sein Verband wertete das aber als Kavaliersdelikt, und so konnte der Weißrusse Gold gewinnen.
Um genau diese Situationen zu vermeiden, ist die Meldepflicht eingeführt worden. Ja, es ist lästig für die Sportler. Sie müssen pro Tag eine Stunde angeben, in der sie für Kontrollen anzutreffen sind. Am einfachsten: Morgens zwischen sechs und sieben zuhause. Wenn der Kontrolleur klingelt, wird man zwar wach, aber man verpasst ihn nicht.
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Die Pflicht, die auf den ersten Blick lästig erscheint, dient in Wahrheit allerdings zum Schutz des Athleten. Denn wenn das System irgendwann einmal länderübergreifend funktioniert, weiß der Sportler: Auch meine Gegner können jederzeit kontrolliert werden.
Vor dieser Folie war es von Michael Kraus einfach nur dumm, gleich dreimal die Meldepflicht zu versäumen. Die mögliche Sperre, die ihm droht, hat er niemand anderem als sich selbst zu verdanken.