Leipzig. Nur vier Monate nach seiner Rückkehr in die Nationalmannschaft ist der frühere Weltmeister Michael Kraus wegen Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regeln vorläufig suspendiert worden.

Dem Spielmacher wird vorgeworfen, binnen 18 Monaten dreimal die Meldepflicht für seinen Aufenthaltsort nicht erfüllt zu haben. Das teilte der Deutsche Handballbund (DHB) mit.

Die Anti-Doping-Kommission des Verbands leitete daher ein verbandsinternes Disziplinarverfahren ein. Das sechsköpfige Gremium wird nun über die Dauer der Sperre entscheiden. Sicher ist aber, dass Kraus Frisch Auf Göppingen in den Vorbereitungsspielen auf die neue Bundesliga-Saison nicht zur Verfügung steht. Der Club hat die Suspendierung akzeptiert.

Der Weltmeister von 2007 stellte klar, dass er kein Dopingvergehen begangen hat. "Ich äußere mich zu dem laufenden Verfahren nicht, da die Entscheidung des DHB noch aussteht. Ich möchte lediglich betonen, dass es sich um formelle Verstöße handelt. Ich wurde in den letzten Monaten zig mal getestet und alle Ergebnisse waren negativ", teilte Kraus der Nachrichtenagentur dpa schriftlich mit.

Auch DHB-Präsident Bernhard Bauer war wichtig, dass bei dem 118-maligen Nationalspieler keine positive Probe vorliegt. "Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es sich bei Michael Kraus nicht um eine positive Dopingkontrolle, sondern um Meldepflicht- und Kontrollversäumnisse handelt", erklärte er. Zugleich aber übte er Kritik am 30-Jährigen: "Leider muss ich dabei aber auch feststellen, dass Michael noch immer nicht richtig erwachsen ist – er muss lernen, solche Nachlässigkeiten zu vermeiden."

Als Mitglied des A-Kaders zählt Kraus zum Nationalen Testpool der Nationalen Anti-Doping-Agentur und muss vor Beginn eines Quartals zum jeweils 25. des Monats Angaben über Aufenthaltsort und Erreichbarkeit in das Anti-Doping Administrations & Management System (ADAMS) eingeben. Ist ein Athlet für eine Dopingkontrolle nicht am angegebenen Ort anzutreffen und auch nicht telefonisch zu erreichen, so kann dies als Meldepflicht- und Kontrollversäumnis gelten.

Kraus war im April nach drei Jahren Nichtberücksichtigung in die Nationalmannschaft zurückgekehrt, nach seinem Comeback hatte er betont, "reifer" geworden zu sein. In den Jahren davor hatte der hochbegabte Handballer eine wechselvolle Karriere durchlebt. Er wurde "Der Unvollendete" oder "Das ewige Talent" genannt. Immer wieder war er verletzt, angeschlagen oder körperlich nicht auf der Höhe. Den permanenten Vorwurf, es mangele ihm an Professionalität, konnte er nie ganz entkräften.

Bei seinem Comeback im April bei zwei Länderspielen gegen Ungarn sowie bei den verlorenen WM-Playoffs gegen Polen wirkte er nun erwachsener und versprühte dabei Spielfreude wie eh und je. "Ich würde mich freuen, wenn ich auch nach der Qualifikation weiter den Adler auf der Brust tragen dürfte", sagte Kraus seinerzeit. Erst einmal aber entscheidet die Anti-Doping-Kommission über seine nahe sportliche Zukunft.