Hamburg. Das historische Champions-League-Aus hat dem klammen HSV Hamburg gerade noch gefehlt. Noch nie musste sich ein Titelverteidiger bereits im Achtelfinale verabschieden. Entsprechend tief saß der Schock beim Handball-Bundesligisten noch am Montag.
"Kein Kommentar", zischte HSV-Präsident Andreas Rudolph. Er wollte zu dem Thema nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Nach dem 28:28 im Hinspiel verlor sein Team das Heimspiel gegen den mazedonischen Meister Vardar Skopje mit 29:30 - Ende, Aus, vorbei. "Jeder fragt sich, warum dieses Spiel so gelaufen ist", sagte Stefan Schröder und schüttelte den Kopf.
Mit dem frühzeitigen Scheitern des Pokalverteidigers hatte keiner der 2907 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg gerechnet. Lediglich Präsident Rudolph hatte eine Vorahnung. "Ich habe heute kein gutes Gefühl", so der wortkarge Vereinschef vor Spielbeginn. Die Hamburger waren so schlecht wie lange nicht, obwohl Skopje seinen stärksten Mann erst gar nicht aufbot und auch noch den Abwehrchef mit Kreuzbandriss ersetzen musste. Die Beobachter fragten sich entsetzt: Was ist bloß los mit dem HSV? "Wir sind alle tief frustriert", gestand Geschäftsführer Holger Liekefett.
Für den finanziell angeschlagenen Verein ist der Abschied aus der Königsklasse schmerzhaft. Das Erreichen des Viertelfinals wäre mit einer Prämie von 40 000 Euro vergütet worden, die Qualifikation für das Finalturnier in Köln hätte weitere 100 000 Euro in die Kasse gespült. In der Endrunde wären zusätzlich zwischen 50 000 (Platz 4) und 250 000 Euro (Sieg) zu verdienen gewesen. So haben die Hanseaten, die ohnehin sparen müssen und auslaufende Verträge nicht verlängern, nur 105 000 Euro in diesem Champions-League-Jahrgang eingenommen.
Die Misere wird noch verstärkt, weil die Hamburger in dieser Saison gleich doppelt enttäuscht haben. Nicht nur in der Champions League sind sie frühzeitig gescheitert, auch im DHB-Pokal hat man dem Team von Trainer Martin Schwalb schon in der zweiten Runde die Tür zugeschlagen. Bei der Endrunde in der eigenen Stadt sind die Hanseaten nur Zuschauer. Es bleibt den Norddeutschen nur noch die Bundesliga, um weiteren Schaden zu verhüten.
Doch auch da wird es verdammt eng. Die Hamburger liegen punktgleich mit dem Dritten SG Flensburg-Handewitt nur auf Platz vier. Die ersten beiden Teams kommen mit Sicherheit in der nächsten Saison in die Champions League. Der Dritte wird aufgrund der überragenden Stellung der Bundesliga in Europa mit großer Wahrscheinlichkeit in die Königsklasse einsortiert, eventuell muss er ein Quali-Turnier bestreiten. Platz drei in der Bundesliga ist aber eine Herausforderung: Denn der HSV muss noch nach Magdeburg und zum Tabellenzweiten Rhein-Neckar Löwen, außerdem kommen die Flensburger.
Auch ohne den HSV droht bei der Auslosung des Champions-League-Viertelfinals am diesem Dienstag in Wien ein deutsches Duell. Der THW Kiel ist in der einen Gruppe, die SG Flensburg-Handewitt sowie der Sieger aus Rhein-Nackar Löwen gegen Kielce in der anderen. "Eine ausländische Mannschaft ist mir lieber", sagte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt. "Wir müssen demnächst in der Bundesliga gegen Flensburg und die Löwen ran. Da möchten wir jetzt gern etwas Anderes."