Solingen/Wuppertal. . Der Neuling sorgt in der Handball-Bundesliga mit frechen Auftritten für Aufsehen. Sein Star Viktor Szilagyi sieht eine rosige Zukunft für den Fusionsklub aus Solingen und Wuppertal. Für Geschäftsführer Jörg Föste ist das Bergische Land „ein schlafender Riese“.

„Ein Interview? Kein Problem“, sagt Viktor Szilagyi, „aber nach dem Vormittagstraining mache ich noch eine Aktion in einer Handball-AG eines Solinger Gymnasiums.“ Szilagyi ist ein Star in der Handball-Szene. Der 35-Jährige hat mit Tusem Essen, THW Kiel, VfL Gummersbach und SG Flensburg-Handewitt jeweils Europacup-Triumphe gefeiert. Im Spätherbst seiner Karriere hat er eine Herausforderung in der Provinz angenommen. Erst ist er mit dem Bergischen HC in die 1. Liga aufgestiegen, und jetzt lehrt er mit dem Neuling auf Anhieb die Großen das Fürchten.

„Einen so starken Start haben wir selbst nicht erwartet“, gibt der Österreicher zu, „aber in unseren Erfolgen steckt viel, viel Arbeit. Hier ziehen alle an einem Strang.“ Nach neun Saisonspielen steht der Bergische HC mit 11:7 Punkten auf dem siebten Platz in der Handball-Bundesliga. Einige sprechen schon vom „Wunder von Wuppertal“. Das mag auch an der netten Alliteration liegen, aber so selbstbewusst wie der erst 2006 gegründete Klub im Oberhaus auftritt, damit hatten selbst die eigenen Fans nicht gerechnet.

Sieg gegen Hamburger Star-Truppe

Und erst recht nicht die Star-Truppe des HSV Hamburg. Der Champions-League-Sieger reiste siegesgewiss nach Solingen. Doch anstatt standesgemäß den Neuling mal eben von der Platte zu fegen, bezogen die HSV-Cracks eine Tracht Prügel und fuhren mit einer 27:34-Klatsche nach Hause. „Der Glaube an die eigene Stärke ist dadurch größer geworden“, sagt Sebastian Hinze, „aber wir wissen, dass wir normalerweise einen solchen Gegner nicht besiegen können, selbst wenn wir 100 Prozent unserer Leistung bringen.“

Mit 32 Jahren ist Hinze einer der jüngsten Trainer der Bundesliga-Geschichte. Er ist ein Mann der ersten Stunde beim Bergischen HC. Schon als der Klub 2006 aus einer Fusion der SG Solingen und des LTV Wuppertal erstand, gehörte Hinze zum Spielerkader. In seinem ersten Jahr als Trainer führte der Mann mit der Mähne das Löwenrudel, wie die Fans ihr Team nennen, in die stärkste Liga der Welt. „Der Verein wird seriös geführt“, sagt Hinze, „hier streben alle nach einer Weiterentwicklung. Es ist schön zu sehen, was hier wächst.“

Die Vereinsführung hat es geschafft, aus zwei Vereinen einen neuen Klub zu formen, der von allen Anhängern angenommen wird. „Wir lassen uns zwar nicht von den Erfolgen blenden, aber der Bergische HC hat das Zeug, zu einer festen Größe in der Bundesliga zu werden“, sagt Szilagyi, der nach 13 Jahren in Deutschlands Oberhaus weiß, wovon er spricht. Geschäftsführer Jörg Föste glaubt an rosige Zeiten. Dem Internetportal handball.de sagte er: „Das Bergische Land ist ein schlafender Riese. Es gibt mehr als eine Million Einwohner. Mit rund 36 000 Unternehmen, davon rund 200 Weltmarktführer, steckt hier eine enorme Wirtschaftskraft.“

Samstag gegen den SC Magdeburg

Trotz des starken Starts bleibt der Klassenerhalt das Saisonziel. Die nächsten Punkte könnten am Samstag um 19 Uhr gegen den SC Magdeburg eingefahren werden. Diesmal in der Wuppertaler Uni-Halle. Nicht nur das forsche Auftreten des Aufsteigers ist etwas Besonderes, auch sein Hallen-Hopping. Mal spielt er in Solingen, mal in Wuppertal. „Es gibt doch auch Eigenheime mit zwei Wohnzimmern“, sagt Trainer Hinze, „wir fühlen uns in beiden Hallen wohl.“

Auch die Magdeburger hält Hinze im Normalfall nicht für schlagbar. Aber was ist schon normal beim Bergischen HC? Hinze kann nur die Leistung seines eigenen Teams beeinflussen. Und das tut er mit aller Konsequenz. „Zwischen der ersten und zweiten Liga liegen Welten“, sagt er, „vor allem die körperlichen Anforderungen sind viel höher. Man darf keine Fehler machen. Jeder wird gnadenlos bestraft. Darauf achten wir.“ Am Samstag wieder gegen Magdeburg.