Halle. . Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat die EM-Qualifikation nach einem 28:23-Sieg gegen Tschechien wieder selbst in der Hand. Torwart Heinevetter glänzt mit 15 Paraden, Wiencek als Ersatz für den Kapitän Roggisch. Mitte Juni steigen die entscheidenden Partien gegen Montenegro und Israel.

30 Sekunden vor dem Abpfiff hielt es keinen der 9500 Zuschauer in der Gerry-Weber-Arena in Halle/Westfalen auf den Sitzen. Die Handball-Fans klatschten im Stakkato und zählten die letzten Sekunden herunter, ehe der Ton der Schlusssirene und die Freudenschreie ineinander übergingen. Die Intensität des Jubels überschritt den normalen Pegel, weil so immens viel für den deutschen Handball stand. Aber das junge Team von Bundestrainer Martin Heuberger schulterte den gewaltigen Druck nach der 22:24-Niederlage am Donnerstag in Tschechien und setzte sich drei Tage später mit 28:23 (15:12) durch.

Mit diesem Erfolg haben die deutschen Handballer das drohende Aus in der EM-Qualifikation vermieden und können sich jetzt gute Chancen ausrechnen, 2014 beim Turnier in Dänemark mitzuspielen. Deutschland ist mit 4:4 Punkten Zweiter hinter dem Team von Montenegro, das am Samstag überraschend in Israel mit 25:28 unterlag.

Die ersten beiden Mannschaften der Vierer-Gruppe und der punktbeste Tabellendritte qualifizieren sich für die EM. Wenn Deutschland die ausstehenden Partien in Montenegro (12. Juni) und Israel gewinnt (15. Juni) ist das EM-Ticket sicher.

Starker Torhüter Silvio Heinevetter

Mit dem 28:23-Sieg am Sonntag hat sich das Heuberger-Team einen weiteren Vorteil gesichert, denn jetzt hat es den direkten Vergleich gegen die Tschechen gewonnen. Und der gibt bei Punktgleichheit den Ausschlag. „Wir sind alle sehr erleichtert, denn es war eine schwere Ausgangslage“, sagte Bundestrainer Heuberger, „im Gegensatz zum Spiel am Donnerstag haben wir diesmal in Stress-Situationen kühlen Kopf bewahrt.“

Nach sechs Minuten waren die Stress-Hormone auf dem Parkett auf den Rängen im roten Bereich, als die Tschechen mit 5:1 führten. Aber dank eines starken Torhüters Silvio Heinevetter, der mit 15 Paraden glänzte, dank der Treffsicherheit der beiden Rückraumschützen Sven-Sören Christophersen und Steffen Weinhold (je sechs Tore) und dank der grandiosen Abwehrleistung von Patrick Wiencek schaffte das mit einem Altersdurchschnitt von 26 Jahren wesentlich jüngere Team die Wende gegen die Tschechen (Altersschnitt 30 Jahre).

Wiencek als guter Roggisch-Ersatz

Der gerade 24 Jahre alt gewordene Wiencek vertrat den verletzten Kapitän Oliver Roggisch vortrefflich. „Patrick hat Olli in der Abwehr mehr als ersetzt“, lobte Heuberger. Von seinen Kollegen wird Wiencek in Anspielung auf Fred Feuersteins Sohn Bam Bam genannt, doch der Kieler ist längst nicht mehr nur kräftig, er spielt auch richtig gut Handball, wie er mit seinen vier Treffern in Halle bewies.

So sehr sich Bundestrainer Heuberger über die Kritik nach der Niederlage am Donnerstag geärgert hatte, so sehr dämpft er jetzt das Lob. „Wir spielen in einer Todesgruppe“, sagt er, „ich habe den Nachteil, dass ich meinen Spielern im Juni nach Bundesliga-Schluss das Feiern verbieten muss und wieder zur Pflicht rufen muss.“ Die Spieler werden es einsehen, denn bisher hat es noch nie eine Europameisterschaft ohne Deutschland gegeben.