Minden. . Oliver Tesch, der in Gelsenkirchen geboren ist und seine Karriere beim TV Germania Hüllen begonnen hat, trägt das Trikot des Handball-Bundesligisten TSV GWD Minden. Seine Brüder, die Zwillinge Andreas und Alexander, spielen für Drittliga-Aufsteiger VfL Gladbeck.

Gelsenkirchen als Geburtsstadt und der TV Germania Hüllen 1990 als erster Verein haben einen festen Platz in seinem Lebenslauf. Gibt es denn noch Kontakte? „Eigentlich gar nicht mehr“, sagt Oliver Tesch. Der 28-Jährige spielt in der Handball-Bundesliga für den TSV GWD Minden und tickt inzwischen – zumindest so ein bisschen – wie ein Ostwestfale. „Meine Frau kommt ja von hier. Wir fühlen uns sehr wohl und sind nicht weit vom Ruhrgebiet weg“, sagt der Kreisläufer, dessen Eltern in Essen an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen wohnen und dessen Brüder – die 24-jährigen Zwillinge Andreas (Torwart) und Alexander (ebenfalls Kreisläufer) – für Aufsteiger VfL Gladbeck in der 3. Liga aktiv sind.

Zurzeit genießt Oliver Tesch die kleine Handball-Pause, ehe am kommenden Montag mit den medizinischen Checks die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte beginnen wird, nachdem die komplette Liga am 2. Weihnachtsfeiertag noch im Einsatz gewesen ist. „Die knappen zehn Tage sind zum Regenerieren schon ganz gut“, sagt Oliver Tesch. In den Pflichtspiel-Stress muss er wegen der Weltmeisterschaft in Spanien erst wieder am 6. Februar einsteigen.

Zum Pokal-Viertelfinale erwartet das Team des schwedischen Trainers Ulf Schefvert dann den Champions-League-Sieger und Deutschen Meister, den THW Kiel. „Gut ist, dass wir ein Heimspiel haben“, sagt Mindens Nummer 19, die so gerne das Final-Four-Turnier im April in Hamburg erreichen würde. „Der THW ist mittlerweile nicht mehr unantastbar. Und im Pokal ist alles möglich.“ Vielleicht hilft ja auch die Weltmeisterschaft, dass „die Kieler ein bisschen ausgepowert sein werden“, sagt Oliver Tesch, der seine erste Bundesliga-Partie übrigens 2002 im Trikot von Tusem Essen bestritten hat. „Wir müssen ja nicht so viele Nationalspieler abstellen und können voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen.“ Apropos Weltmeisterschaft: Was traut er denn der deutschen Mannschaft zu? „Da halte ich mich komplett zurück“, sagt Oliver Tesch zunächst, um dann doch fortzufahren. „Es kann sehr gut laufen, es kann aber auch nach hinten losgehen.“

Kaltwasser-Dusche vor jedem Spiel

Wenn es die Zeit zulässt, düst Oliver Tesch nach Hause. Ins Ruhrgebiet halt. Zu seinen Eltern, aber auch, um sich den VfL Gladbeck anzuschauen. „Der Kleine will seine Onkels ja auch mal sehen“, sagt er. Jasper ist im August zur Welt gekommen. „Ein echter Mindener“, sagt der stolze Papa, der das Handball-Treiben seiner Brüder auch aus der Ferne immerhin so verfolgen kann, dass er weiß, dass die Gladbecker auf einem Nicht-Abstiegsplatz der 3. Liga und vor dem VfL Eintracht Hagen stehen, für den Torwart Andreas auch schon gespielt hat.

Sein erstes Jahr beim Mindener Traditionsklub – im Januar hatte ihn GWD-Manager Horst Bredemeier angerufen und vom niedersächsischen Drittligisten TG Münden losgeeist – bewertet Oliver Tesch sehr positiv. „Ich wollte wieder in der Bundesliga spielen“, sagt er und hat seitdem nicht nur den besonderen Moment des Aufstiegs genossen. „Es ist bisher gut gelaufen. Wir haben beide Derbys gewonnen und sind punktemäßig voll im Soll“, sagt er. Diese Mühlenkreis-Derbys gegen den TuS N-Lübbecke, mit dem Oliver Tesch selbst 2008 aus der Bundesliga ab- und 2009 in diese aufgestiegen ist. In der Meisterschaft gab es in der Kampa-Halle einen 32:31-Erfolg und im Achtelfinale des DHB-Po­kals einen 27:26-Sieg.

Nach der nun kommenden Pokal-Aufgabe namens THW Kiel werden Oliver Tesch und seine Teamkollegen, die auf die Abstiegsplätze ein Zwei-Punkte-Polster haben, die Aufgabe Klassenerhalt in Angriff nehmen. „Am liebsten so früh wie möglich, damit wir Planungssicherheit für die nächste Saison bekommen und uns auch punktuell verstärken können“, erklärt der Gelsenkirchener, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. „Alles Weitere wird sich in den nächsten Wochen ergeben“, sagt Oliver Tesch, der 2004 Junioren-Europameister war. Aber bliebe er – den Klassenerhalt vorausgesetzt – am liebsten in Minden? „Sehr, sehr gerne“, sagt er. Nur vier Tage nach der THW-Partie, am 10. Februar (Sonntag), können die Mindener gleich einen wichtigen Schritt Richtung Ligaverbleib machen. Sie gastieren dann bei ihrem Mitaufsteiger TV Neuhausen, dem Tabellendrittletzten. „Wir werden auch schon einen Tag vorher fahren“, sagt Oliver Tesch. „An der Busfahrt kann es dann nicht liegen.“

Zu klären ist jetzt nur noch die Kaltwasser-Dusche vor jedem Spiel. Oliver Tesch schmunzelt. „Das hat sich so eingelebt“, sagt er. „Das war mal vor einem Auswärtsspiel, nachdem wir mit dem Bus ein paar Stunden im Stau gestanden hatten. Da habe ich eine kalte Dusche genommen, und seitdem ziehe ich das durch. Das ist gar nicht schlecht, um wach zu werden.“