Düsseldorf. Nach dem Supercup-Sieg gegen den TBV Lemgo will der THW weitere Titel. Die Zuschauerzahlen in Düsseldorf aber enttäuschen.

Ende konnten sie sich doch noch freuen. Die Handballer des THW Kiel hatten sich am Samstagabend auf die Ehrenrunde geschleppt. Erleichtert waren sie, aber auch sichtlich geschafft. Der 30:29 (17:14)-Sieg im Supercup war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Im traditionellen Duell zwischen Meister und Pokalsieger kurz vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison war der TBV Lemgo Lippe ein motivierter und teils zäher Gegner gewesen. „Das war ein gutes Spiel und macht Lust auf die Saison“, sagte THW-Trainer Filip Jicha.

Banger Blick auf Ligastart

Besagte Saison beginnt bereits am Mittwoch, die Kieler treffen auf den HBW Balingen-Weilstetten (19.05 Uhr/Sky). Vor bis zu 9000 Zuschauern. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl in der Halle des Deutschen Rekordmeisters erreicht wird. Und beim Rest der Liga? Zum Supercup in Düsseldorf wären nach vielen zuschauerlosen Monaten 8000 erlaubt gewesen. Vor Ort waren aber lediglich 3007 Fans. Es wurde gesungen, geklatscht und gerufen. Trotz guter Stimmung war die Zahl aber eine herbe Enttäuschung. „Wir hätten uns mehr gewünscht. Es wären mehr gegangen“, sagte Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann niedergeschlagen und warnte: „Das zeigt, dass die Rückkehr zu alten Zeiten kein Selbstläufer ist.“

In den hiesigen Zeiten, in denen selbst Fußball-Bundesligisten wie Borussia Dortmund die erlaubten Zuschauerzahlen in ihren Stadien nicht erreichen, wird es der Hallensport wohl noch einmal ein Stück schwerer haben. Kiel wohl nicht, aber das populäre Jicha-Team dürfte als Aushängeschild seiner Region eine Ausnahme bleiben. Zumal die erlaubten Zuschauerzahlen je nach Bundesland stark schwanken.

In Kiel ist fast die komplette Auslastung der Arena erlaubt, im bayerischen Erlangen dagegen in einer weitaus kleineren Halle nur 20 Prozent der Kapazität. So ziehen sich die Corona-Beschränkungs-Unterschiede gepaart mit regional verschieden starken Ticketnachfragen durch die gesamte Liga. „Man wird einen Teil der Leute erst wieder zurückgewinnen müssen“, prophezeit Bohmann, der längst ahnt: Wirtschaftlich wird auch die neue Saison für die Handball-Klubs eine Herausforderung werden. Immerhin versprühte der HBL-Chef auch ein bisschen Zuversicht. „Das ist ein Problem für die ersten Wochen. Ich gehe davon aus, dass es auch in den stark beschränkten Bundesländern zu Lockerungen kommen wird.“

Spielerisch locker ließ es in Düsseldorf derweil der THW Kiel angehen. Pokalsieger Lemgo begehrte mutig auf und machte es dank seines starken Torhüters Peter Johannesson spannend. Kiel tat aber nie viel mehr als nötig und revanchierte sich so für das überraschende Halbfinal-Aus im Pokal gegen Lemgo Anfang Juni. „Die Saison ist eröffnet – und weiter geht’s“, sagte THW-Trainer Filip Jicha. Der insgesamt elfte Erfolg im Supercup soll nur der Auftakt für eine ähnlich erfolgreiche Spielzeit wie 2020 werden – als Kiel nach dem Supercup die Meisterschaft und die Champions League gewann. „Wir wollen, dass in allen Wettbewerben der Titel über uns geht“, sagte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi.

Dass es bis dahin ein weiter Weg ist, zeigte der erste Härtetest. Kiel spielte überlegen, zeigte aber auch noch viel Luft nach oben. Kein Wunder nach einer Vorbereitung, in der die Nationalspieler nach Olympia erst spät zum Team stießen. „Wir haben unsere Mannschaft erst eine Woche komplett zusammen. Sieben Spieler waren bei den Olympischen Spielen, das ist eine Herausforderung für den Trainerstab“, sagte Filip Jicha.

Das Meisterteam ist unverändert

Bester Kieler Werfer in Düsseldorf war Niclas Ekberg mit fünf Toren. Eingespielt sind die Nordlichter aber, der Kader um Starspieler Sander Sagosen sowie die Abwehr-Asse Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler ist unverändert geblieben. Lediglich Rückraumspieler Nikola Bilyk, der die gesamte vergangene Saison wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hat, ist wieder dabei. „Wir haben ordentlich Gas gegeben“, sagte Jicha über die Vorbereitung. Es war eine persönliche Bilanz – und gleichzeitig auch eine Art Warnung an den Rest der Liga.