Stuttgart. Zum Abschluss der EM-Qualifikation siegen die deutschen Handballer klar gegen Estland. Bundestrainer Gislason nutzt die Partie als Testlauf für die Olympischen Spiele.
Alfred Gislason zeigte immerhin ein verhaltenes Lächeln. Zufrieden, aber ohne große Emotionen klatschte der Handball-Bundestrainer mit seinen Spielern ab, der lockere 35:20 (17:10)-Erfolg zum Abschluss der EM-Qualifikation in Stuttgart gegen Estland diente dem Coach aber nicht als Maßstab.
Stattdessen will der Isländer die Erkenntnisse mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer in Tokio nutzen. "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht", sagte der 61-Jährige. "Wir hatten eine gute Trainingswoche. Wir haben Sachen trainiert, die uns ein bisschen gefehlt haben." Auch Rückraumspieler Julius Kühn war zufrieden mit der Woche und dem Spiel. "Wir hatten eine gute Abwehr mit guten Torhütern hinten drin, die haben es uns dann auch vorne leichter gemacht", sagte er.
Bester Werfer war Linksaußen Marcel Schiller, der nur für die Siebenmeter ins Spiel kam und sechs seiner sieben Versuche verwandelte. Anfang Juli wird die DHB-Auswahl die unmittelbare Vorbereitung auf die Sommerspiele in Japan aufnehmen. Lediglich 17 Spieler kann Gislason mit nach Asien nehmen. "Mir wurde die Entscheidung sicherlich schwerer gemacht", sagte Gislason mit Blick auf die starke Leistung einiger Wackelkandidaten.
Gegen die schwachen Esten dürften ihm vor allem die Auftritte von Kreisläufer Jannik Kohlbacher, Rechtsaußen Tobias Reichmann und Torwart Silvio Heinevetter gefallen haben. "Ich denke, das war eine sehr, sehr gute Leistung von Heinevetter, das hat uns sehr geholfen", lobte Gislason.
Der Coach hielt das, war er angekündigt hatte: Er nutzte die Partie als Trainingsspiel. Er ließ eine Mannschaft spielen, die so wohl nie mehr zusammenspielen wird. Auf den Außen setzte er auf Rückkehrer Rune Dahmke und zunächst Patrick Groetzki, am Kreis durfte sich der zuletzt nicht mehr berücksichtigte Kohlbacher zeigen. Und der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen machte seine Sache nach anfänglichen Schwierigkeiten gut und agierte immer treffsicherer, je länger das Spiel dauerte.
Kohlbacher war genau wie Heinevetter, Fabian Böhm, Sebastian Firnhaber und Reichmann neu ins Team gerückt. Patrick Wiencek, Steffen Weinhold, Andreas Wolff, Johannes Golla und Timo Kastening erhielten dafür eine Pause, sie dürften ihr Olympia-Ticket aber wohl sicher haben. Obwohl die DHB-Auswahl also auf zahlreiche Stammkräfte verzichtete, wurde sie von den international eher drittklassigen Esten nur selten vor Probleme gestellt.
Zu Beginn des Spiels haperte es noch im Aufbau, doch je besser die Pässe zu Kohlbacher an den Kreis kamen, desto weiter zog Gislasons Team davon. Nach 17 Minuten lag Deutschland erstmals mit vier Toren vorne (9:5), zur Halbzeit waren es bereits sieben Treffer. Defensiv wurde der Europameister von 2016 kaum gefordert, und die vergleichsweise harmlosen Würfe der Gäste konnte der starke Heinevetter meistens parieren. Im zweiten Durchgang bauten die Esten dann immer stärker ab, wodurch die DHB-Auswahl sich zahlreiche Chancen herausspielen konnte.
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