Köln. Die Clubs der Handball-Bundesliga wollen ihre Nationalspieler nur unter bestimmten Bedingungen abstellen. Nach einer weiteren Konferenz fordern sie die Nationalverbände zur Vorlegung entsprechender Konzepte auf. Die Zeit ist knapp.
Im Streit um die Abstellung von Nationalspielern erhöht die Handball-Bundesliga (HBL) den Druck.
Nur wenn die Nationalverbände zeitnah ein entsprechendes Konzept zum bestmöglichen Corona-Schutz der Profis vorlegen, wollen die HBL-Clubs ihre Spieler abstellen. Darauf einigten sich die Vereinschefs nach einer weiteren Konferenz. "Es drängt", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Länderspielpause in der nächsten Woche. Der 55-Jährige nannte auch die konkreten Eckpunkte, die diese Konzepte enthalten sollen.
"Wie reisen die Spieler an und ab, wo übernachten sie, gibt es ein entsprechendes Hygienekonzept für die Spiele? Außerdem wollen wir, dass von den Verbänden nur PCR-Tests durchgeführt werden", sagte Bohmann. "Unsere Forderungen müssen da erfüllt werden. Bei allem Verständnis für die Solidarität geht da die Gesundheit des Spielers vor, und die könnten wir sonst nicht garantieren."
Die deutschen Nationalspieler etwa sollen am 5. November in der EM-Qualifikation in Düsseldorf gegen Bosnien-Herzegowina sowie drei Tage später in Tallinn gegen Estland antreten. Vom Deutschen Handballbund (DHB) liege ein entsprechendes Konzept bereits vor, sagte Bohmann. Andere Nationalverbände dagegen sehen laut Bohmann keine Veranlassung, mit der HBL zu sprechen.
"Das werden wir aber von jedem verlangen, sonst werden die Spieler nicht abgestellt." Außerdem müsse sichergestellt werden, dass die Spieler nach ihrer Rückkehr und einem negativen PCR-Test nicht in Quarantäne müssen. Dazu befinde man sich mit den Regierungsverantwortlichen der 16 Bundesländer in Gesprächen.
Er hoffe, "dass alle sehr sorgsam miteinander umgehen werden und dass wir in die Situation kommen werden, dass klare Bedingungen erfüllt sind", sagte der Geschäftsführer der Füchse Berlin, Bob Hanning, im Podcast "Kreis Ab". Dem 52-Jährigen geht es bei der Abstellung von Nationalspielern konkret darum, wie ein Länderspiel "stattfinden kann und wie auch eine Rückreise gewährleistet werden kann".
Grundsätzlich seien die Vereine bereit, ihre Spieler abzustellen, betonte Bohmann. Er und andere Verantwortliche hatten auch in der Vergangenheit immer wieder die Bedeutung der Nationalmannschaft für den Handball in Deutschland hervorgehoben. "Es geht darum, den Handball zu retten", sagte Kiels Trainer Filip Jicha der "Sport Bild".
Der Coach des Rekordmeisters hob zwar auch die hohe Belastung für die Spitzenspieler in dieser Saison hervor. "Auf der anderen Seite müssen wir alles tun, um unsere Sportart zu präsentieren. Wir brauchen solche Höhepunkte wie eine WM. Insofern müssen wir da durch", sagte Jicha.
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