Wien. Nach der Niederlage gegen Kroatien wächst der Druck auf Handball-Bundestrainer Christian Prokop. Jetzt muss ihm das Team helfen. Ein Kommentar.
Bob Hanning weiß, dass er Druck machen muss, damit dieses Turnier nicht in einem Debakel endet. Denn was nutzen zwei kämpferische Hauptrundenauftritte der deutschen Handballer, wenn sie nun aus Frust über das verpasste Halbfinale den Kopf in den Sand stecken? Noch sind mindestens zwei Spiele bei dieser EM zu spielen – zur besten Fernsehzeit.
Wieder Zielvorgabe verfehlt
Dass der DHB-Vizepräsident sich allerdings bemüßigt fühlt, öffentlich Druck zu machen, ist kein gutes Zeichen. Denn es zeigt, wie nervös die Führungsetage ist, nachdem auch im dritten Turnier unter Christian Prokop die Zielvorgabe verfehlt wurde. Da helfen auch die guten Auftritte bei der Heim-WM vor einem Jahr wenig, da hilft auch der Gedanke an ein gutes, aber am Ende doch verlorenes EM-Spiel gegen Kroatien nicht.
Denn noch immer ist die Erinnerung an das EM-2018-Debakel zu frisch, sie kommt gleich wieder hoch, wenn der Bundestrainer einen Spieler in einer Auszeit nach seinem Namen fragt oder wenn das Team unsicher wie phasenweise in der Vorrunde übers Feld irrlichtert. Diese EM vor zwei Jahren hatte Prokop so stark beschädigt, dass noch immer nicht alle Wunden verheilt sind.
Ungemütliche Wochen drohen
Hanning hat das Schicksal des Bundestrainers nun in die Hände der Mannschaft gelegt. Ein überzeugender Auftritt gegen Österreich würde das Ticket nach Stockholm zum Spiel um Platz fünf wahrscheinlich schon lösen und weitere Diskussionen abwürgen. Geht es schief, drohen dem Deutschen Handballbund ungemütliche Wochen. Fatal in einer Phase, in der es um die Olympia-Teilnahme geht.