Breslau. . Mehr als sechs Millionen TV-Zuschauer sahen den 30:29-Sieg gegen Russland. Das EM-Halbfinale ist greifbar. Doch zwei Leistungsträger fallen aus.

Vor dem Beginn der Handball-Europameisterschaft hatte Bundestrainer Dagur Sigurdsson davon gesprochen, dass so ein Turnier einer Ansammlung von Prüfungen ähnelt. In den vergangenen Tagen hat sich seine Mannschaft dabei nur gute Noten abgeholt. Vier Spiele gewann sie in Serie, zuletzt 30:29 gegen Russland.

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Damit stehen die deutschen Handballer gegen Dänemark (Mittwoch, 18.15 Uhr, ARD) vor einem Endspiel, in dem sie sogar den Einzug ins Halbfinale am Freitag schaffen können. „Wo wir jetzt stehen, ist großartig“, sagte Sigurdsson. Die junge Auswahl hat sich in einen Lauf gespielt und damit in Deutschland eine Euphorie entfacht. Mehr als sechs Millionen Menschen verfolgten die Partie gegen Russland im deutschen Fernsehen. Diese Begeisterung erfuhr nun allerdings einen jähen Dämpfer, denn die Verletzungen, die sich Kapitän Steffen Weinhold und Christian Dissinger in diesem Spiel zugezogen haben, bedeuten für beide das Ende der EM. „Weinhold hat einen Muskelbündelriss der Adduktoren und muss sechs bis acht Wochen pausieren. Bei Dissinger ist die Adduktorenverletzung links nicht ganz so schlimm wie bei Steffen, aber auch für ihn ist die EM beendet“, sagte Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport beim Deutschen Handball-Bund (DHB).

Sigurdsson steht nun, wie schon so oft in den vergangenen Wochen, vor der Aufgabe, zu improvisieren. Der Isländer fand bislang immer Lösungen. Die Ausfälle von Abwehrchef Patrick Wiencek, Rückraumtalent Paul Drux sowie von Kapitän Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Michael Allendorf hat die Mannschaft kompensiert. Mit Finn Lemke, Steffen Fäth, Christian Dissinger, Rune Dahmke und Tobias Reichmann spielten sich neue Akteure in den Vordergrund. „Das ist jetzt aber eine andere Situation als bei den fünf anderen“, sagte Sigurdsson. „Wir waren in einem guten Rhythmus und wenn wir ehrlich sind, wirft uns das zurück.“

Frische Nachrücker sollen helfen

Im Rückraum wird nun Fabian Wiede mehr Verantwortung übernehmen müssen. „Für mich ist es das erste Mal, dass ich bei der Nationalmannschaft sozusagen in der ersten Sieben stehe“, sagte er. Der 21-Jährige ist eine ähnliche Rolle von den Füchsen Berlin gewöhnt, vor allem in der Abwehr werden Weinhold und Dissinger aber fehlen. „Das ist schon eine bittere EM für uns, was die Ausfälle betrifft“, sagt Wiede. Von einer B-Mannschaft will er aber nichts hören: „Wir sind immer noch die A-Nationalmannschaft, das kann uns keiner nehmen.“

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Kurz darauf trafen Julius Kühn (VfL Gummersbach) und Kai Häfner (TSV Hannover Burgdorf) im Teamhotel ein. „Ich bin bereit“, sagte Häfner, der sowohl im rechten Rückraum als auch auf der Mittelposition spielen kann. Beide waren auch beim Lehrgang Anfang Januar dabei. „Außerdem sind sie frisch, die werden uns helfen“, sagte Erik Schmidt. Auch Weinhold, der trotz Verletzung beim Team bleibt, gab sich zuversichtlich: „Ich glaube, wenn wir in Abwehr- und Torhüterleistung gefestigt sind, können wir die Dänen packen.“

Zwei Tage hat Dagur Sigurdsson nun Zeit, um die neuen Spieler zu integrieren und den Rest des Kaders mit den Umstellungen vertraut zu machen. „Wir werden jetzt sicher nicht aufgeben, sondern kämpfen bis zum Umfallen. Was man in zwei Tagen machen kann, ist aber sehr begrenzt“, gab er zu – vor allem, wenn man bedenkt, dass Dänemark als einzige Mannschaft noch kein Spiel bei dieser EM verloren hat. „Das wird unsere schwerste Prüfung bis jetzt“, sagte Erik Schmidt.